ABCM-Schule zieht von Kappel nach Rhinau / Vorschriften für Kindergarten als Hürde

Kindergarten und Grundschule der deutsch-französischen ABCM-Zweisprachigkeitsschule werden ab sofort nicht mehr in der ehemaligen Hauptschule in Kappel betrieben. Sie sind Anfang dieser Woche nach Rhinau umgezogen.

Kappel/Rhinau. "Die Schule stand kurz vor der Anerkennung als deutsche Privatschule", bedauert Joachim Schwab das Scheitern des Projekts auf deutschem Boden. Der pensionierte Schulrat hatte in den vergangenen anderthalb Jahren als Schulleiter ehrenamtlich daran mitgearbeitet, die Voraussetzung für eine anerkannte Privatschule zu schaffen. Gescheitert ist der Standort in Kappel primär auch nicht am Schulbetrieb, vielmehr erfüllte der Kindergarten nicht die Standards der zuständigen deutschen Genehmigungsbehörden. Ehemalige Hauptschulräume sind eben nicht automatisch dazu geeignet, die geforderten Standards bei Kindergärten zu erfüllen. Betroffen von dem Umzug sind französische und deutsche Kinder beziehungsweise deren Eltern im Kindergarten- und Grundschulalter – etwa ein Drittel davon aus der südlichen Ortenau.

Deutscher Lehrer hat gekündigt

Weil auf französischer Seite Kindergarten und Grundschule aber als Einheit verstanden werden, sahen sich die französische Trägerorganisation ABCM-Zweisprachigkeit und der Elternverein "Les Misela", der für die Mittagsbetreuung und die Essensversorgung der Kinder verantwortlich zeichnet, gezwungen, nach alternativen Räumen für beide Einrichtungen zu suchen. Fündig wurden sie in Rhinau, wo ein ehemaliges Familienunternehmen entsprechende Räumlichkeiten für beide Einrichtungen bereitstellen kann. Die in Frankreich geltenden Vorgaben für den Betrieb der beiden Einrichtungen können am neuen Standort offensichtlich erfüllt werden.

Der Elternverein hat am neuen Standort in Rhinau bereits Hand angelegt, die Räume frisch gestrichen, das Mobiliar von Kappel über den Rhein transportiert, sodass der Betrieb von Schule und Kindergarten mit nur wenigen Tagen Verspätung am heutigen Donnerstag aufgenommen werden kann.

Für den bisherigen deutschen Lehrer, dem wegen rückläufiger Schülerzahlen im neuen Schuljahr nur noch ein halbes Deputat hätte eingeräumt werden können und der daraufhin den Vertrag mit ABCM gekündigt hat, wurde offensichtlich auf elsässischer Seite Ersatz gefunden. Somit können die derzeit rund zwei Dutzend Kinder weiterhin jeweils zwei Tage in der Woche in französischer und deutscher Sprache unterrichtet werden. Sowohl Schulträger als auch Elternverein hoffen, dass trotz des Umzugs weitere Eltern ihre Kinder für das Projekt anmelden.

Schwab findet es schade, "dass es nicht möglich war, eine französische Schule nach französischem Recht rechtsrheinisch in Kappel bestehen zu lassen". Sein Bedauern, dass dieses Projekt an bürokratischen Vorschriften der deutschen Seite scheiterte, teilt die zuständige französische Schulrätin, Sabine Rudio, vollumfänglich: "Europa muss noch etwas wachsen, damit solche Projekte verwirklicht werden können."

INFO

Infos für Eltern

Interessierte Eltern können sich im Internet unter www.abcmzwei.eu oder unter www.lesmisela.fr über das Projekt kundig machen. Infos gibt es auch bei Yannick Borg unter Telefon 0033 608/71 41 85 sowie per E-Mail an lesmisela@gmail.com. Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass Eltern über das Staatliche Schulamt eine "Befreiung von der deutschen Schulpflicht zum Besuch einer Schule in Frankreich" beantragen müssen. Unterricht an der ABCM-Schule ist von 8 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr. Dazwischen gibt es Mittagstisch und Betreuung.