Unterhalb der Kreuzigungsgruppe auf der Glocke ist der Hammer, der den vollen Stundenschlag schlägt. Foto: Rest

Grafenhausenser Glocke wurde in Straßburg gegossen

Grafenhausen-Ettenheimmünster (rre). Die Glocke, die heute in der Pfarrkirche St. Jakobus läutet wurde vor 250 Jahren in Straßburg gegossen. Über das Kloster in Ettenheimmünster fand sie den Weg schließlich nach Grafenhausen. In seinem Buch "Klosterkirche Ettenheimmünster" hat der Ettenheimer Dieter Weis auch ihre Geschichte nachgezeichnet.

Der damalige Abt Augustin Dornblüth gab im Jahr 1767 an den Straßburger Glockengießer Edel den Auftrag, die größte Glocke für das Geläut der Klosterkirche Ettenheimmünster zu gießen. Der Ettenheimer Chronist Machleid schreibt in seinem Tagebuch: "Am 4ten Herbstmonat (September) 1767 ist die neue große Glocke von Straßburg nach Ettenheimmünster in einem großen Zug geführt worden. Der Hochwürdige Abt Augustin hat sie auf Maria Landolin getauft und am Landolinsabend hat die 26 Zentner schwere Glocke zum ersten Mal geläutet." Beim Verkauf des Klosters an den Handelsmann Leonhard Helbing aus Lahr im Jahr 1812 waren diese und eine weitere kleine Glocke noch vorhanden.

Nachdem im Jahr 1813 die Petrus-und-Paulus-Glocke aus dem Jahr 1788 in der Kirche St. Jakobus Grafenhausen gesprungen war, bat man beim Bezirksamt Ettenheim um Genehmigung "Zur Vertauschung einer zersprungenen Kirchenglocke oder die Umgießen derselben". Pfarrer Wagner und Vogt Herzog hatten zwischenzeitlich erfahren, dass Kaufmann Helbing die Glocke aus Ettenheimmünster für 4000 Gulden zum Kauf anbiete. Auch die Tonart (dis) würde harmonisch zu den vorhandenen zwei Glocken passen. Nach Überprüfung der Maße der Glocke und der geräumigen Öffnung des Turms bat man um die Erlaubnis, die Glocke erwerben zu dürfen.

Das Kirchendirektorium in Offenburg zog jedoch das Umgießen der alten Glocke dem Ankauf einer neuen vor. Zu weiteren Verhandlungen sind merkwürdigerweise keine Unterlagen mehr aufzufinden. Doch die Gemeinderechnungen belegen den Kauf der Glocke aus Ettenheimmünster, die in vier Ratenzahlungen bezahlt wurde. Demnach muss die Glocke 1816 nach Grafenhausen gekommen sein.

Zwar wurde sie im Ersten Weltkrieg wegen ihrer schönen Verzierungen noch verschont. Doch wurde die Glocke am 24. Februar 1942 zusammen mit zwei kleineren Exemplaren zu Kriegszwecken abgeholt und landete in Hamburg. Anfang 1948 kam sie wieder nach Grafenhausen zurück, wo sie noch heute ihren Dienst erfüllt.

Übersetzt bedeutet die lateinische Inschrift auf der Glocke: "Jesus von Nazareth – König der Juden / Zu Ehren der seligen in den Himmel aufgenommenen Jungfrau Maria und des Heiligen Märtyrers Landelin hat mich machen lassen der hochehrwürdige Herr Augustinus Abt des Klosters Ettenheimmünster im Jahre 1767 / Matthäus Edel zu Straßburg goss mich."

INFO

1300 Kilogramm schwer

Die Glocke hat ein Gewicht von 26 Zentnern (1,3 Tonnen), einen Durchmesser von 133 und eine Höhe von 106 Zentimetern. Mit schönen Blüten- und Fruchtzweigen verziert, gibt es auch eine Kreuzigungsgruppe. Mit einem Hammer am unteren Glockenrand wird der volle Stundenschlag geschlagen. Wenn ein Mann stirbt, wird das Scheidzeichen (Totengeläut) mit der großen Glocke begonnen, danach kommen alle Glocken hinzu und am Ende läutet die große Glocke noch eine kurze Zeit nach.