Anke und Phillip Ketterer, die seit 2001 in die Geschäftsführung eingestiegen sind, stehen im Sudhaus der Brauerei. Das Sudhaus wurde 1967 erbaut und 1987 automatisiert und die bisherigen bauchigen Aluminiumfässer auf Edelstahl-Kegs umgestellt. Foto: Gräff

Ketterer feiert Geburtstag

Im 19. Jahrhundert gab es in Hornberg, Niederwasser und Gutach neun Bierbrauereien. Die Bedeutendste war die Hornberger Schlossbrauerei. Am kommenden Wochenende feiert das Unternehmen seinen 140. Geburtstag.

Hornberg. "Ketterer sind netterer" ist ein bekannter Werbespruch der Brauerei, und das möchte das Unternehmen auch auf seine Besucher übertragen. Schon am Eingangstor in der Frombachstraße steht auf einem Schild über der videoüberwachten Klingelanlage der nette Hinweis "Bitte lächeln".

Im Empfangsraum kann der Besucher sich schier nicht sattsehen an den Ausstellungsstücken, die das Unternehmen in einer Glasvitrine präsentiert. Postkarten mit Sprüchen wie "Gehopft, geliebt, getrunken", "Edel geht der Durst zugrunde" oder das über die Region hinaus bekannte "Harry, fahr schon mal das Radler vor" verleiten zum Schmunzeln. Es zeigt aber auch die Philosophie der drei Geschäftsführer Michael, Anke und Philipp Ketterer, die zwar die Tradition wahren, aber auch neue Wege gehen.

"Wir fühlen uns tief mit der Region und den Menschen hier verwurzelt", erzählt dann auch Philipp Ketterer im Gespräch mit dem SchwaBo. So wird die Bierbraukunst von damals auch heute noch praktiziert. Nur die Technologie hat sich grundlegend gewandelt. "Wir wollen am Puls der Zeit bleiben und nicht abwarten, bis eine Vorschrift uns dazu zwingt›, erläutert Ketterer die Modernisierung in diesem Sektor. In den letzten 30 Jahren wurde die gesamte Brauerei runderneuert. "Dies haben wir vor allem auch Michael Ketterer zu verdanken, der den Betrieb trotz rückläufigem Markt modernisiert hat", sagt Philipp Ketterer und betont: "Das hat es meiner Frau und mir leicht gemacht mit unserer Entscheidung, die Firma weiterzuführen."

Philipp und Anke Ketterer sind 2009 in die Firmenleitung mit eingestiegen. 13 Biersorten stellt die Brauerei her, dazu kommen vier Produkte mit natürlichem Mineralwasser. Von der Handelsware hat sich das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren komplett getrennt und konzentriert sich inzwischen nur noch auf seine Kernkompetenzen. "Wir müssen uns den immer neuen Herausforderungen stellen, dies betreffen vor allem auch die immer neuen Vorschriften und Überregulierungen", sagt Ketterer. Ihnen geht es nicht um die Gewinnmaximierung: "Unser oberstes Ziel ist die Unternehmenssicherung, und da heben wir uns von vielen anderen Unternehmen ab", so Ketterer.

Deswegen machen sie auch nicht jeden Trend mit: "Den Zeitgeist haben wir dabei aber trotzdem im Blick." So braute das Unternehmen Anfang der 1980er-Jahre als eines der ersten Brauereien das Weizenbier. Auch das alkoholfreie Bier ist heute sehr gefragt. Viele nationale und internationale Auszeichnungen zeigen, dass die Firma am Markt gut besteht.

Am kommenden Sonntag nun ist wieder der "Tag des Biers". Den nützt das Unternehmen das ganze Wochenende, um sich zu präsentieren, seinen 140. Geburtstag zu feiern und den Besuchern zu zeigen, wie Bier hergestellt wird. "Uns liegt es sehr am Herzen, zu erläutern, wie unsere Biere entstehen: Nämlich vor allem langsam", erzählt Ketterer. Dies erleben die Gäste bei den Führungen durch die Brauerei, die für viele in bleibender Erinnerung sein sind: "Die Leute staunen immer wieder, was man hier alles benötigt." Und gleich nach dem Fest gibt es wieder eine Baustelle, diesmal ist es eine Lagerhalle.

Dazu ist es nötig, zunächst den Teil der Gashochdruckleitung, die derzeit über das Gelände der Brauerei verläuft, in die Frombachstraße zu verlegen. Erst dann darf gebaut werden. Die Maßnahme ist eine weitere Investition in die Zukunft, denn: "Das Bier ist 5000 Jahre alt, aus dieser Zeit stammt jedenfalls das älteste überlieferte Rezept", sagt Philipp Ketterer. Und dann bringt er wieder eines seiner beliebten doppeldeutigen Wortspiele: "Bier wird auch in 5000 Jahren noch in aller Munde sein."