Die Diskutanten Armin Leicht (von links), Marion Gentges, Moderator Werner Kadel und Josè F.A. Oliver Foto: Reinhard

Podiumsdiskussion zum Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik / Frage nach Freiheit, Förderung und Grenzen

Das Thema war "etwas sperrig" und "riesengroß", wie die Diskutanten eingangs zugaben. Dennoch entspann sich bei einer Podiumsdiskussion ein angeregter Austausch über die Freiheit und die Grenzen der Kunst sowie diesbezüglich die Aufgaben der Politik.

Hausach. Eine "kleine, aber interessierte Runde" von etwa einem Dutzend Zuhörern begrüßte CDU-Ortsverbandsvorsitzender Werner Kadel am Donnerstagabend im evangelischen Gemeindezentrum Hausach. Dorthin hatte die Partei geladen. Viele hätten sich aufgrund von Krankheit oder der Vorbereitungen für die Fastnacht abgemeldet, erklärte Kadel. Als Diskutanten begrüßte er den Vorsitzenden des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal Armin Leicht, die CDU-Landtagsabgeordnete Marion Gentges, die auch Mitglied des Ausschusses für Kunst und Kultur ist, sowie den Hausacher Schriftsteller und Lyriker José F.A. Oliver.

"An was denken Sie, wenn vom Spannungsfeld zwischen Kultur und Politik die Rede ist?", stellte Kadel als Leitfrage in den Raum. Oliver betonte in diesem Zusammenhang seine "Doppelfunktion" als Kurator des Leselenzes und als Schriftsteller – also sowohl eine politische als auch eine künstlerische Funktion. Er sprach von der momentanen Bedeutung des politischen Gedichts und meinte: "Wir sind in einer Zeit, in der das 20. Jahrhundert versucht, sich neu zu definieren." Damit spielte er auf die jüngsten Entwicklungen in einigen Ländern an, in denen die künstlerische Freiheit durch Zensur mehr und mehr beschnitten wird.

Marion Gentges ist mit einem Galeristen verheiratet und wusste aus diesem Grund, wovon sie sprach, als sie sagte: "Die Politik lässt sich nicht unberührt von der Kunst." Das sei auch anders herum der Fall. Kultur sei eine Art des Erkennens und des Ausdrucks, der von der Politik mitgestaltet werde. "Zum Menschsein gehört auch die Kultur", sagte sie. Autokratien und Diktaturen zeichneten sich durch eine Kontrolle der Kultur aus und deswegen gehörten Demokratie und Kultur eng zusammen.

"Es gibt tatsächlich ein Spannungsfeld zwischen Politik und Kultur", meinte Armin Leicht. Es käme immer dann zum Tragen, wenn Herrscher oder die Politik regulierend eingreifen würden, wie es zum Beispiel in der DDR der Fall war. Die Spannung käme immer dann auf, wenn die Freiheit eingeschränkt werde. Andererseits könnten Künstler meistens nicht von ihrem Schaffen leben und seien insofern in Form von Förderungen von der Politik abhängig. Das Stipendium sei ein andere Form des Mäzentums, stimmte Oliver zu.

"Man braucht in der Politik Fingerspitzengefühl, um keinen Einfluss zu nehmen, aber die Künstler trotzdem abzusichern", sagte Gentges. Das ganze werde noch komplizieter, wenn man Unterstützung nur an die Künstler vergebe, die auf dem Markt gefragt seien. "Es muss aber auch Kunst geben, die nicht oder noch nicht auf dem Markt gefragt sei" erklärte sie.

"Wir sind uns einig: Kunst braucht Unterstützung", fasste Kadel zusammen. "Aber brgt das nicht die Gefahr ›Wes Brot ich ess, des Lied ich sing‹? Wie wichtig ist der freiheitliche Rahmen?" Oliver merkte an, dass beim Leselenz keiner der Geldgeber jemals vesucht hätte, Einfluss auf das Programm der Veranstaltung zu nehmen. "Wir können uns glücklich schätzen, in so einem Land zu leben", befand er.

Armin Leicht sah eher das Problem, dass aufgrund der begrenzten Fördermenge bei Ausstellungen eingespart werden muss. "Schlussendlich können wir nur das machen, was das Geld uns vorschreibt", sagte er. "Vielleicht muss man da neue Ansätze suchen, ein neues Spnsoring. Bettelbriefe sind meistens nicht ausreichend", überlegte Oliver. Die Arbeit vor Ort habe beispielsweise dem Leselenz viele Sponsoren geöffnet.

Kadel sprach daraufhin seine Beobachtung an, dass gerade die schöngeistigen Schulfächer immer weiter zurückgefahren würde. Man müsse es aber schaffen, bei der jungen und mittleren Generation das Interesse für Kunst zu wecken. "Die frühzeitige Weichenstellung wird versäumt", bedauerte er.

Eine weitere Frage, die disktuiert wurde, war die nach der Grenzen der Kunst. "Wo beginnt Zensur?", fragte Kadel. "Ich denke, in der bildenden Kunst gibt es keine Grenzen", meinte Leicht. "Bei Worten sieht das anders aus. Sie sind die schärfste Waffe der Welt. Aber ohne absolute Freiheit ist keine Kreativität möglich."

Marion Gentges zitierte in diesem Zusammenhang den Titel des bekannte Volkslieds "Die Gedanken sind frei". "Die Arbeit ist völlig frei, was veröffentlicht wird, liegt in der Verantwortung des Künstlers", meinte Oliver.

Nach diesen Aussagen leitete Kadel zu den abschließenden Stellungnahmen über: "Es gibt kein Spannungsfeld zwischen Kultur und Politik, die Politik gibt der Kultur Freiräume", erklärte Armin Leicht, während Marion Gentges und Jose F.A. Oliver Aussprüche bekannter Schriftsteller bemühten, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. "Kunst ist das einizg Erntshafte", zitierte Gentges Oscar Wilde und Oliver mit "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner.