Bundestagsabgeordneter Harald Ebner (kniend) und Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Zweite von rechts) informierten sich auf dem Ramsteinerhof über Steillagen, den neuen Stall, den Melkstand und die hofeigene Käserei. Foto: Störr

Grünen-Bundestagsabgeordneter informiert sich auf Ramsteinerhof über Offenhaltung

Die Offenhaltung der Landschaft kann nur mit einer funktionieren Landwirtschaft gewährleistet werden. Darin waren sich Bundestagsabgeordneter Harald Ebner und Landtagsabgeordnete Sandra Boser (beide Grüne) beim Besuch des Hausacher Ramsteinerhofs einig.

Hausach. Seit November des vergangenen Jahres bewirtschaften Stefanie und Thomas Kölblin ihren Hof im Biobetrieb. Mit der Hofübernahme im Juli 2014 habe man sich die Frage gestellt, wie es mit der Bewirtschaftung weiter gehen solle. "Unsere Feriengäste wollen den Kindern beispielsweise zeigen, wo die Milch herkommt", erzählte Stefanie Kölblin zu Beginn. "Ganz ohne Kühe könnte ich mir den Hof nicht vorstellen."

Den alten Stall zu überplanen und den neuen Anforderungen entsprechend umzubauen hätte dasselbe Geld gekostet wie der Neubau. Mittlerweile würden in Hausach die Flächen von acht Betrieben bewirtschaftet, die absehbare Entwicklung sei erschreckend. "Das, was eben ist, ist weg – bald. Die Steillagen bleiben. Aber noch mehr Handarbeit können wir nicht leisten", brachte es Stefanie Kölblin auf den Punkt.

Harald Ebner sah eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Nutzen der ebenen Flächen für Bauland und dem übrig bleiben der Steillagen, die es offen zu halten gelte. Dass ein Liter Milch im Schwarzwald teurer produziert werde, als beispielsweise in Brandenburg, stand für ihn außer Frage. Deshalb müsse der politische Weg durch eine Änderung der Direktzahlungen aus der Fläche in Richtung Sach- und leistungsorientierte Förderungen beschritten werden. Mit dem Wegfall der Milchquote sei abzusehen gewesen, dass bereits geringe Übermengen den Markt "ins Bodenlose hauen" würden. Deshalb seien Regulierungsinstrumente der Milchmengen und Liquiditätshilfen in Abhängigkeit der Milchmenge unerlässlich. Für Ebner stellte sich die Frage: "Warum soll Klein immer schlecht sein – und immer verlieren?" Ohne die kleinen Betrieben funktioniere die Offenhaltung nicht, dafür sei aber ein ganzes Paket an Maßnahmen notwendig. Es stelle sich die Frage, wie Landwirtschaft und Tierhaltung funktionieren sollen. Konzentrationsprozesse seien bedenklich, viehintensive Großbetriebe würden ihr Fleisch flächenfrei produzieren. Eine faire Tierhaltung lasse sich nicht von heute auf morgen umsetzen, allerdings sehe er in 20 Jahren eine realistische Möglichkeit zum Ausstieg aus der Massentierhaltung.

Dass dieser Ausstieg Geld koste, war dem Abgeordneten klar. "Unter vier Milliarden Euro geht da nix!", befand er und nahm auch den Verbraucher in die Pflicht. Die Akzeptanz und die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Arbeit müsse gegeben sein.

Stefanie Kölblin hatte einen Vorschlag: "Jeder Bürger in Deutschland sollte für vier Wochen in der Landwirtschaft arbeiten, damit er wieder weiß, was an Arbeit dahinter steckt." Ihre Gäste seien über den enormen Aufwand der Produktion immer wieder verblüfft.

Für Landtagsabgeordnete Sandra Boser war klar: "Wir werden die Offenhaltung nicht allein mit der Milchwirtschaft gewährleisten können." Die Frage stelle sich nach Alternativen und Strukturen, die Politik alleine werde es auch nicht richten können. Sie sah den Bauernverband in der Pflicht, der die tatsächlichen Bedürfnisse der Landwirte ausformulieren und "Schablonen" erarbeiten müsste.

Während Landwirt Stefan Lehmann angesichts der niedrigen Milchpreise (konventionell erzeugt etwa 32 bis 34 Cent pro Liter, Biomilch etwa 46 bis 48 Cent) von der "mutwilligen Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft" sprach, befand der Hausacher Landwirt und Gemeinderat Bernhard Kohmann: "Wir können im Schwarzwald keine Insel der Glückseligen schaffen. Für die Offenhaltung müssen Konzepte entwickelt werden, die nicht am Milchpreis hängen."

INFO

Der Ramsteinerhof im Einbach

Der Ramsteinerhof im Hausacher Einbach wird seit Juli 2014 von Stefanie und Thomas Kölblin geführt. Von Februar bis September des vergangenen Jahres wurde ein neuer Freilaufstall oberhalb des Hofes gebaut. Von den 36 Milchkühen werden derzeit 31 gemolken, etwa 50 Kälber und weibliche Rinder zählen zum Bestand. Von der erzeugten Milch wird der größte Teil abgegeben, ein Teil wird selbst zu Käse verarbeitet. 83 Hektar Gesamtfläche werden bewirtschaftet, 27,3 Hektar sind im Eigentum der Familie Kölblin. 67,4 Hektar werden landwirtschaftlich genutzt und 16 Hektar sind Wald. Neben der Landwirtschaft werden in vier Ferienwohnungen Gäste beherbergt, hofeigene Produkte wie Schnaps und Käse werden direkt vermarktet. Seit November 2016 erfolgt die ökologische Bewirtschaftung des Hofs im Bio-Kreis.