Drei Windräder plant eine Ökostrom-Firma im Einbach, drei weitere sollen folgen. Symbolfoto: Weigel Foto: Schwarzwälder-Bote

Rat beschließt Empfehlungen zum Bau von drei Windkraftanlagen im Einbach / Anwohner äußern ihre Befürchtungen

Dass das Thema Windkraft ein emotionales ist, hat sich am Montag gezeigt . Während der Rat Empfehlungen an das Landratsamt für drei geplante Windräder im Einbach diskutierte, nutzten viele Anwohner die Sitzung, um ihre Ängste auszudrücken.

Hausach. Konkret stand die "Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes – Abklärung möglicher Betroffenheiten für den Bau dreier Windenergieanlagen" auf der Tagesordnung. Wie am Freitag der vergangen Woche berichtet, hatte das Landratsamt (LRA) die Hausacher Verwaltung gebeten, Voraussetzungen, Hinweise und Empfehlungen für den Bau der Anlagen zu nennen.

Keine Festlegung

"Es handelt sich dabei um keine endgültige Festlegung", betonte Bürgermeister Manfred Wöhrle eingangs. Er appellierte im Vorfeld einer geplanten Diskussion mit den Anwohnern an die Sachlichkeit: "Es ist uns bekannt, dass der Bau von Windrädern Auswirkungen auf den Schwarzwald und Hausach hat. Aber wir müssen alle einen substanziellen Beitrag zur Energiewende leisten." Wöhrle betonte, dass die Gemeinde Hausach nicht Grundstückseigentümer der betroffenen Flächen sei.

Drei Anlagen

Bauamtsleiter Hermann Josef Keller erläuterte den Sachverhalt. Demnach habe das Landratsamt die Stadt Hausach darüber unterrichtet, dass die Firma Ökostrom Consulting Freiburg plant, im Bereich des Höhenzugs zwischen Hohen Lochen im Süden und dem Reiherskopf im Norden drei Windenergieanlagen mit einer Leistung von je 4,2 Megawatt genehmigen zu lassen. Anfangs war von sechs Rädern die Rede gewesen. Diese sollen nun zeitversetzt gebaut werden. Das LRA habe die Verwaltung nun um eine Stellungnahme sowie Anregungen und Anfragen im Vorfeld gebeten. "Es gibt viele Windkraftanlagen, die im mittleren Schwarzwald entstehen sollen, während solche im Süd- und Nordschwarzwald erheblich weniger gestreut sind", gab Keller abschließend zu.

Richtung ändern

Bernhard Kohmann (SPD) stellte sich auf die Seite der Windkraftbefürworter: "Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich keine ablehnende Meinung dazu habe", sagte er. Es werde zwar Einschnitte beim Landschaftsbild geben, aber das passiere auch im Zusammenhang mit der Siedlungstätigkeit. "Uns sitzt der Klimawandel im Nacken, wenn uns die Energiewende nicht gelingt, und es wäre schlimm, wenn wir sehenden Auges weiter in die gleiche Richtung rennen würden", meinte Kohmann. "Von mir gibt es ein klares Ja."

"Bin ambivalent"

Ähnlicher Ansicht war auch Ines Benz (Freie Wähler), obwohl sie diejenige im Rat sei, "die am meisten von den Windrädern hat", wie sie sagte. "Ich werde alle Anlagen von meinem Zuhause aus sehen." Sie sie in ihrer Meinung ambivalent, wolle aber nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip sagen: "Windenergie ja, aber nicht vor meiner Haustür. Es fällt mir schwer, aber ich wüsste nicht, wie man die Energiewende sonst hinbekommen sollte."

Preis für Wohlstand

"Eingriffe in die Landschaft gehören zur menschlichen Entwicklungsgeschichte. Sie sind der Preis für Wohlstand und Sicherheit", meinte auch Brigitte Salzmann (SPD). Dass Windkraftanlagen einen negativen Einfluss auf den Tourismus ausüben, bezweifelte Salzmann. "Im Gegenteil: Windräder sind ein Zeichen ökologischen Bewusstseins und tragen zu einem positiven Image bei", meinte sie. Dass jeder seinen Beitrag zur Energiewende leisten muss, sah auch Tobias Kamm (Freie Wähler) ein. "Es hat mich aber ein wenig erschreckt, als ich in der Sitzungsvorlage gelesen habe, dass die Inbetriebnahme bereits 2017 erfolgen soll", sagte er. Ihm fehlten einige Informationen seitens der Planer, "was da eigentlich in einem Jahr genau gebaut werden soll".

Planer äußern sich

Auch zwei Vertreter der planenden Firma waren bei der Sitzung anwesend, um sich zu ihrem Vorhaben zu äußern. "Wir wollen im Vorfeld so viele Anregungen einholen wie möglich", sagte Geschäftsführer Andreas Markowsky. Er erklärte, dass für jedes Anwesen zu jeder Stunde eine genaue Analyse des Schattenwurfs erstellt werden würde. Auch zu dem Vorwurf, die Windräder würden den Großteil der Zeit stehen, nahm er Stellung. "Das trifft nur bei 20 Prozent des Jahres zu." Zwölf Prozent davon würden auf Wartungsarbeiten entfallen. Er sprach von einem "psychologischen Effekt", der den Eindruck vermittele, dass die Anlagen zu wenig laufen.

Decker dagegen

Anders als der Rest des Rats bezog Jürgen Decker (CDU) klar Stellung gegen die Windräder. "Ich bin für die Energiewende, aber gegen die Räder. Es gibt auch andere Wege. Ich werde mich enthalten, um zu zeigen, dass ich dagegen bin", erklärte er. Er fragte nach der Lebensdauer der Anlagen und wann sich die Investition amortisiert habe. "Sie könne 30 Jahre alt werden, wir planen sie 20 Jahre in Betrieb zu halten. Nach sieben his zehn Jahren machen sie Gewinn", antwortete Preisler.

Anwohner

Schließlich kamen die Zuhörer zu Wort. Karl Lehmann vom Schwarzwaldverein betonte die Wichtigkeit des Westwegs sowie der Wanderwege allgemein für Hausach. "Es ist ein Alleinstellungsmerkmal, dass so viele Wanderwege durch unsere Stadt führen. Ich sage Ihnen, mit den Windanlagen läuft kein Wanderer mehr da durch."

Martin Rauber befürchtete Auswirkungen auf die Wasserversorgung im Einbach. Preisler versuchte diese Sorge zu entkräften: "Wir nehmen alles auf und halten den Ist-Zustand der Quellen fest. Aber wir wissen von keiner Quelle, die von Windkraft beeinflusst wurde. Falls es aber zu einer Trübung des Wassers kommt, übernehmen wir das."

Eine andere Sorge trieb Familie Schmalz um. "Welcher Bürger ist für Windkraft, wenn er gesundheitlich geschädigt wird?", fragten sie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordere einen Zwei-Kilometer-Mindestabstand zwischen Häusern und Windrädern, was bei den geplanten Anlagen nicht zutreffe. "Diese WHO-Forderung gibt es nur im Internet", sagte Markowsky. "Sie hat so etwas nie herausgegeben." Er forderte die Kritiker auf, mit den Leuten zu sprechen, die in der Nähe von Windrädern wohnen. "Deren Befürchtungen sind bisher nicht eingetreten." Er zeigte aber Verständnis für die Sorgen der Anwohner. "Ich weiß, dass Befürchtungen bestehen, es gibt aber Schutzbestimmungen, die eingehalten werden müssen."

Tobias Schondelmaier besitzt eine Ferienwohnung im Einbach. Er kritisierte, dass Gutachten im Interesse der Badenova erstellt worden wären, dass Hausach seinen substanziellen Beitrag zur Energiewende schon geleistet habe und dass Immobilien aufgrund der Windräder an Wert verlören.

Eine Enthaltung

Nachdem alle zu Wort gekommen waren, stimmten die Räte über die einzelnen Empfehlungen ab, die ans Landratsamt weitergegeben werden sollten. Bis auf Decker, der sich enthielt, waren sie mit den elf genannten Punkten – von geforderten Landschaftsbildanalysen über die Darstellung der Stromableitungen bis zum Schattenwurf – einverstanden.