KFD-Vorsitzende Agathe Welle (links) freute sich über den Vortrag der Dekanatsreferentin Ruth Scholz. Foto: Stangenberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Ruth Scholz hält Vortrag über Papstschreiben "Amoris Laetitia"

"Die Freude der Liebe" ist die deutsche Übersetzung für "Amoris Laetitia". So lautet der Titel des Schreibens von Papst Franziskus. Darüber referierte Ruth Scholz vom Dekanat Offenburg-Kinzigtal vor der KFD Hausach.

Hausach. Den Standpunkt des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche über die Liebe in der Familie ist Inhalt des nachsynodalen Schreibens. Doch was ist eigentlich ein päpstliches Schreiben? Das erklärte Dekanatsreferentin Scholz den Zuhörern im Pfarrheim Hausach zu Beginn des Vortrags. "Amoris Laetitia" baut nämlich auf den zwei Bischofssynoden in Rom 2014/2015 auf.

Bei den Synoden kamen Bischöfe von allen fünf Kontinenten zusammen, um über die Themen Ehe, Familie, Liebe und Sexualität zu sprechen. Der Ablauf dieser Treffen sei anders gewesen als bei vorherigen Synoden: Vorab habe es laut Scholz unter den Katholiken weltweit Umfragen gegeben.

Auf den Synoden wurden die Bischöfe je nach Muttersprache in Gruppen aufgeteilt. Eine deutsche Sprachgruppe hat zu den Themen vermutlich andere Ansichten als beispielsweise arabisch- oder spanischsprachige Geistliche, so Franziskus Idee. Die Ergebnisse aus den Gruppendiskussionen, zusammengefasst als Statements sowie die Abstimmungsergebnisse der Beschlüsse bildeten die Grundlage für "Amoris Laetitia" – das Papstschreiben, nach dem sich die katholische Kirche richtet, so Scholz.

Die Dekanatsreferentin stellte anschließend die insgesamt neun Kapitel vor. Neu an der Veröffentlichung sei laut Scholz vor allen Dingen die auch für Laien gut lesbare Schriftsprache. Papst Franziskus spricht im Vorwort zunächst an, dass das Schreiben als Grundlage für die pastorale Arbeit grundsätzlich nicht alle Entscheidungen treffen kann.

Unter anderem geht Franziskus auf das Familienbild in der Bibel ein und beginnt dabei mit der Geschichte von Adam und Eva, die laut Scholz nicht dem "Idealbild der Familie" entspreche. Der Papst zeige damit seine Nähe zu realen Familien, in denen eben nicht immer alles perfekt sei.

Davon ausgehend stellt er im zweiten Kapitel "Die Wirklichkeit und die Herausforderungen der Familie" dar. Franziskus geht auch auf Themen wie Polygamie oder die Rolle der Frau ein.

Die Grundrisse der kirchlichen Ehelehre beschreibt Franziskus anders als seine Vorgänger: So lehnt er zwar nach wie vor die Empfängnisverhütung ab, schreibt aber aber auch, dass Sexualität in der Ehe ein Geschenk Gottes sei. Ähnlich lautet der Tenor im vierten Kapitel, in dem er auf die Liebe unter Ehepartnern eingeht. Die Ehe sei der Schutzraum für die Liebe. Zur ehelichen Liebe gehöre aber auch Sexualität und deren Genuss – und nicht nur das Kinderkriegen.

Zur Liebe in der Familie sagt das Kirchenoberhaupt, dass Kinder die Liebe beider Eltern brauchen. Wenn Eheleute jedoch keine Kinder kriegen können, sei an eine Adoption zu denken. Eine Ehe sei jedoch auch fruchtbar, wenn sie keine Kinder hervorbringe.

Besonders Franziskus’ Darstellung zum Umgang der Kirche mit Geschiedenen war in der anschließenden Diskussion der KFD ein Thema. Geistliche sollten laut Papst bei Ehebrüchen eine Haltung der Barmherzigkeit einnehmen und Geschiedene nicht verurteilen, sondern auch auf den Scheidungsgrund schauen. Nach wie vor gelte die Kirchenlehre als Norm, so Franziskus. Dennoch sollten Priester auch differenzieren, wenn unter anderem wiederverheiratete Geschiedene um das Spenden der Sakramente, wie Beichte oder Krankensalbung, bitten und diese – trotz der Kirchengesetze – nicht von vornherein verweigern.