Der iranische Autor Abbas Maroufi liest aus seinem Buch "Fereydun hatte drei Söhne", eine Familiengeschichte die Folgen der iranischen Revolution zeigt. Foto: Haberer

Ilija Trojanow stellt Buchreihe vor. In Teheran geborener Exilautor Abbas Maroufi aus liest auf persisch und deutsch.  

Hausach - Verknüpft mit dem Format "Chamisso-Preisträger zu Gast“, hat Ilija Trojanow am Sonntagabend die von ihm verlegte Buchreihe "Weltlese“ vorgestellt. An seiner Seite, der iranische Exilschriftsteller Abbas Maroufi.

Literarische Entdeckungsreisen gehören fest zum Profil des Hausacher Leselenzes. Das mittlerweile in den Sommer gerutschte Literaturfestival blickt ganz bewusst über den Tellerrand der klassischen Bestsellerliste. Es verwöhnt mit spannenden Neuentdeckungen, mit Prosa und Lyrik aus fremden Kulturkreisen. Außerdem konfrontiert es das immer zahlreichere Publikum in der "Literaturhauptstadt des ländlichen Raums" mit Autoren und Verlegern, die für das geschriebene und gesprochene, manchmal auch das gesungene Wort, in all seinen Facetten eine Lanze brechen. Festivalchef José F.A. Oliver, der im Schwarzwald verortete Lyriker mit andalusischen Wurzeln, steht für diesen Ansatz, vor allem aber auch sein Weggefährte der ersten Stunde, der Kosmopolit Ilija Trojanow.

In Bulgarien geboren, in Kenia und Südafrika ebenso zu Hause wie in Deutschland, Indien und Österreich, steht er wie kaum ein anderer für die transkulturelle Identität eines passionierten Weltensammlers, der die deutschsprachige Literaturlandschaft als Autor, Übersetzer und Verleger, immer wieder neu bereichert. Trojanow hat dem "Hausacher Leselenz" bereits vor Jahren die Reihe "Vielstimmiges Afrika" beschert.

In diesem Jahr hat er nun mit "Weltlese" nachgelegt, einem Format, das auf einer von ihm für die Büchergilde Gutenberg verlegten Buchreihe basiert, die immer wieder neu, zu einer "Lesereise ins Unbekannte" einlädt.

Obwohl die entferntesten Winkel der Welt mit dem Flugzeug in wenigen Stunden zu erreichen sind, bleibt die Literatur und Poesie, die Kultur anderer Länder und Kontinente oft fremd. "Weltlese" soll mit ausgewählten Übersetzungen dagegenhalten.

Abdruck der Zeitgeschichte

Zum Einstieg kreuzte sich das Format aber erst einmal mit der Reihe "Chamisso- Preisträger zu Gast". Das am Sonntag vorgestellte Buch "Fereydun hatte drei Söhne", stammt aus der Feder des 1957 in Teheran geborenen, seit 20 Jahren in Deutschland lebenden Autors Abbas Maroufi.

Es erzählt die Geschichte einer Familie, die an den gesellschaftlichen und politischen Folgen der iranischen Revolution, den konträren Positionen der drei Söhne zu zerbrechen droht. Die im Iran und in Deutschland angesiedelte Handlung spiegelt aber auch den Abdruck der Zeitgeschichte im Leben des Autors, das Trauma von Vertreibung und Entwurzelung.

Die gemeinsame Lesung in deutscher und persischer Sprache öffnete letztendlich aber vor allem auch den Raum für einen intensiven Dialog der beiden Männer. Maroufi, als Herausgeber der Zeitschrift "Gardoon", "wegen Beleidigung der islamischen Grundwerte" verurteilt, musste 1996 seine Heimat verlassen.

Er betreibt heute in Berlin eine kleine Buchhandlung und einen Verlag für iranische Exilliteratur, die nur überleben können, weil eine seiner drei Töchter im gleichen Geschäft ein Reisebüro eröffnet hat. Sie organisiert Reisen in ein Land, dass der Vater seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat, das er aber nach wie vor schmerzlich vermisst. Maroufi würde gerne zurückkehren. Seine Wurzeln hängen wie bei den meisten Flüchtlingen in der Luft, werden gespeist von Sehnsucht und einer oft auch trügerischen Hoffnung.

ZUR PERSON

Maroufi ist 1957 in Teheran geboren. Er studierte Dramatische Literatur und gründete die Zeitschrift "Gardoon". 1991 wurde die Redaktion verwüstet und Maroufi wegen Beleidigung islamischer Grundwerte verurteilt. 1996 konnte er aus dem Iran ausreisen. Er wurde von Günter Grass und der Deutschen PEN-Vereinigung unterstützt.