Religionslehrerin Stefanie Westermann, Organisator und Moderator Hans-Michael Uhl, Schulrätin Renate Raczynski-Mayer, Birte Wannig vom RP Freiburg stellten sich dem Thema Inklusion (linkes Bild). Die Schüler hatten sich im Unterricht mit konkreten Fragen auf den Abend vorbereitet. Foto: Störr

Freundeskreise der Schulen laden zu Themenabend ein

Auf Einladung der Freundeskreise der Hausacher Schulen waren Birte Wannig aus dem Regierungspräsidium und die Offenburger Schulrätin Renate Raczynski-Mayer nach Hausach gekommen. Sie stellten sich dem Thema "Inklusion macht Schule".

Hausach. Die Inklusion an Schulen ist kein akademisches Thema, wie recht schnell deutlich wurde. Neu ist das Thema auch nicht, in den SBBZ wird das Prinzip der Aktivität und Teilhabe seit mehr als 40 Jahren gelebt, auch wenn sie bis im vergangenen Jahr Sonderschulen hießen. Die Aula der Kaufmännischen Schule war voll besetzt, gut die Hälfte der Gäste waren Schüler der elften und zwölften Klassen. Außerdem waren Lehrer, Sonderpädagogen, Schulbegleiter und Eltern gekommen, um sich zu informieren und zu diskutieren. Anhand der Frage: "Was können wir als Schüler tun, um die Inklusion zu fördern?", führte Birte Wannig in den Abend ein.

"Die Frage trifft den Kern. Denn es geht immer darum: Was können wir selber tun?", betonte die Vertreterin des Regierungspräsidiums. "Inklusion heißt: jeden Menschen so zu akzeptieren wie er ist und ihn mit einzubeziehen", brachte sie es auf einen kurzen Nenner. "Wir müssen respektieren, dass Menschen mit Handicap anders sind und trotzdem das Recht haben, so angenommen zu werden, wie sie sind. Die Inklusion dient als Orientierungsbegriff und Ziel, sie ist eine zutiefst humane und gesamtgesellschaftliche Aktion. Es gilt die Vielfalt des menschlichen Seins zu akzeptieren und Bedingungen zu schaffen, um damit zu leben."

Im Bereich der inklusiven Bildung gehe es in erster Linie um die Wertschätzung der Diversität, es gelte den passenden Rahmen und die passenden Strukturen innerhalb der Schullandschaft zu schaffen. Die Änderung des Schulgesetzes im vergangenen Jahr sei ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Inklusion gewesen. Jetzt hätten die Eltern das Wahlrecht, ob ihr Kind mit sonderpädagogischem Bildungsanspruch eine Regelschule besuchen soll, oder ob es in einem SBBZ mit entsprechendem Förderschwerpunkt unterrichtet wird.

"Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung, einiges läuft schon ganz gut, aber es gibt noch viel zu tun", resümierte Birte Wannig. Sie sehe in der Inklusion eine Generationenaufgabe, es gebe niemanden, der es alleine schaffen könnte.

Organisator und Moderator Hans-Michael Uhl sah in der Inklusion das Gegenteil der Gleichförmigkeit. Dafür müsse ein Menschenbild akzeptiert werden, das die Verschiedenheit wertschätze. Die Schüler stellten dann Fragen nach den Folgen der Inklusion für Schüler ohne Handicap: "Werden diese genauso gut gefördert?", "Wie sieht es mit der Benotung aus?" oder "Ist die Inklusion überhaupt im Sinne der Menschen mit Behinderung?" Birte Wannig und Renate Raczynksi-Mayer erklärten den lernzieldifferenzierten Bildungsanspruch und den Nachteilausgleich, sprachen von der anspruchsvollen Gestaltung des Unterrichts und verwiesen auf die Förderung der Sozialkompetenz sowie der Rücksichtnahme als Tugend und hohen Wert in der Gesellschaft.

Dass es die Inklusion nicht zum Nulltarif gebe stehe außer Frage. Aber nicht jede Schule benötige einen Akustikraum oder einen Aufzug. Es werde dort investiert, wo es Sinne mache.

Ein betroffener Vater wollte dann wissen: "Wo stehen wir im Moment in diesem Generationenauftrag? Derzeit wird das Modell der Inklusion auf dem Rücken der beteiligten Lehrer ausgetragen." Und so entwickelte sich die Schülerveranstaltung am Ende zu einem rethorischen Ringen zwischen Entscheidungsträgern, Fachkräften und Eltern. Denn was zum Abbau der Barrieren und dem Beschulen der Kinder "wo sie sind – wie sie sind" dienen soll, wird aufgrund fehlender Ressourcen eine große Herausforderung bleiben.