Bernd Schmid (von links), Hartmut Märtin und Udo Prange vom Museumskreis vor dem neuen Regal des Kaminzimmers. Foto: Reinhard

Museumskreis entdeckt im Herrenhaus außergewöhnliche Fundstücke / Kaminzimmer umgestaltet

Eine wahre Schatzkammer ist der Speicher des Herrenhauses. Seit der Museumskreis begonnen hat, dort Ordnung zu schaffen, ist er auf außergewöhnliche Fundstücke gestoßen. Auch sonst hat sich in dem historischen Gebäude viel getan.

Hausach. "Das sind wahre Schätze" – diesen Satz wiederholt Udo Prange immer wieder, während er die Fundstücke präsentiert, die der Museumskreis in den vergangenen Monaten entdeckt, sortiert und aufbereitet hat. Und er hat Recht: Ein interessantes Stück ist beispielsweise ein sogenanntes Diorama, das der Dekorateur Dieter Schandrach gestaltet hat. Dabei handelt es sich um einen Schaukasten, in denen eine Szene mit Modellfiguren dargestellt wird. Das Werk trägt den Titel "Hausach 1938" und der Museumskreis brauchte eine Weile, bis er dessen Hintergründe recherchiert hatte. "Schandrach hat das Diorama als Schaufensterdekoration für das Bügelwaren-Geschäft seiner Frau hergestellt", weiß Prange mittlerweile. "Allerdings macht das gefundene Stück nur etwa ein Drittel des Gesamtwerks aus. Zwei Drittel fehlen."

Heimatbriefe ab 1943

Neben Schätzen wie diesen mussten die Helfer des Museumskreis’ aber auch Dinge aussortieren. So fanden sie mehrere Exemplare des Hausacher Heimatbriefs, beginnend beim Jahr 1943 – und von jeder Ausgabe jeweils 100 Stück. "Davon haben wir natürlich nicht alle aufgehoben", so Prange. In jeweils drei Ausfertigungen wurden die Heimatbriefe in ein Hängeregister einsortiert, das im Verwaltungsraum des Herrenhauses aufbewahrt wird. Auch historische Ansichtskarten und Dokumente zur Geschichte von Hausacher Firmen werden gesichtet, sortiert und werden nun in diesem Raum gelagert. Außerdem wurden sie und verschiedene Bilder, zum Beispiel von Hausacher Künstlern, eingescannt, verschlagwortet, und, wo sie zu finden sind, in eine Datenbank eingepflegt.

Doch es geht nicht nur ums Katalogisieren und Ordnen: "Wir machen uns auch Gedanken, wie man das Museum attraktiver gestalten kann", erklärt Prange. Diese Überlegungen schließen beispielsweise Sonderausstellungen und themenbezogene Videovorführungen während der Öffnungszeiten ein. "Uns geht es darum, ein lebendiges Museum zu schaffen", erklärt Bernd Schmid, ebenfalls Mitglied des Museumskreis’, der zusammen mit Prange, Hubert-Maier-Knapp und Hartmut Märtin durch das Herrenhaus führt.

Aus diesem Grund hat der Kreis auch das Kaminzimmer umgestaltet. In einem neuen Regal werden dort derzeit Bücher zu verschiedenen Aspekten der Hausacher Geschichte, Werke von Hausacher Schriftstellern, Lexika und Bildbände einsortiert. In den Regalen ist aber nicht nur Literatur zu finden.

"Gaffereckle" in Regalen

Zwischen den Büchern wird in einem "Gaffereckle" mit einem Bild und einem Lebenslauf der jeweilige Autor beschrieben. In einer politischen Ecke gibt es Informationen zu ehemaligen Bürgermeistern Hausachs und dessen Ortsteilen sowie zu Ehrenbürgern. Bilder, Holzschnitzereien, Glasmalereien und Stiche sollen das Ganze weiter auflockern.

Im Gang zwischen Kamin- und Verwaltungszimmer steht ein weiterer "Schatz", der Teil der Sonderausstellung "Kommunikation in Hausach damals und heute" ist: Ein Fahrrad, Baujahr 1949, das früher "Dienstfahrzeug" für Fritz Barth war. Er arbeitete in Hausach als "Usscheller", also als Ausrufer, der im Ort die Nachrichten verkündete. Auch Botengänge übernahm er. "Um genau zu sein, haben wir zwei dieser Räder gefunden, aber sie waren so mitgenommen, dass wir nicht beide restaurieren konnten. Rudi Döring hat sie deshalb zu einem zusammengesetzt", erklärt Prange.

Die wahre "Schatzkammer" ist der Speicher des Herrenhauses. Alles, was irgendwann ins Herrnhaus kam, wurde dort abgestellt. "Das hat sich hier dann alles angesammelt", sagt Prange, während er die Tür aufschließt. Als er das Licht einschaltet, weiß der Betrachter gar nicht, wohin er zuerst blicken soll. Antike Möbel, ausgestopfte Tiere, eine Schaufensterpuppe, Musikinstrumente, Regale mit allem Möglichen Krimskrams von Kerzenständern über Holzkreuze – der komplette Speicher ist vollgestopft mit alten Dingen, von denen jedes seine eigene Geschichte hat. In den Schränken sind sogar alte Polizei- und Eisenbahner-Uniformen zu finden. "Wir sind jetzt seit etwa anderthalb Jahren dabei, hier etwas Ordnung hineinzubringen", erzählt Prange. "Aber das ist eine Lebensaufgabe." In jeder Kiste befinde sich ein Schatz, den es noch zu entdecken gebe, sagt er. "Aber es ist natürlich auch einiger Plunder dabei", gibt er zu.

Tatkräftige Helfer gesucht

Angesichts der großen Menge an Material, das nicht nur gesichtet, sondern auch transportiert werden muss, sucht der Museumskreis weitere Helfer, vor allem solche, die "tatkräftig mit anpacken können", wie Museumskreis-Mitglied und Kulturamtsleiter Hartmut Märtin betont. Aus diesem Grund lädt der Kreis alle Interessierten am Mittwoch, 19. April, um 19 Uhr in den Sitzungssaal des Rathauses ein. Prange wird über die Arbeiten im Museum berichten, Bernd Schmid wird über die Hausacher Online-Chronik und Hartmut Märtin über Öffnungszeiten des Herrenhaus-Museums’ informieren.