Kulturamtsleiter Hartmut Märtin (von links), die stellvertretende Leselenz-Kuratorin Ulrike Wörner, Kurator José F. A. Oliver und Fördervereins-Vorsitzende Ulrike Tippmann stöbern in den Büchern einiger Autoren, die zum Leselenz kommen. Foto: Reinhard

20. Leselenz steht unter dem Motto "Metropolen" / Zwei Reihen enden / Kein "Nägele mit Köpf"

Hausach wird zur Literatur-Hauptstadt: "Metropolen" lautet das Motto des 20. Leselenzes, das eine Hommage an den scheidenden Bürgermeister Manfred Wöhrle sein soll. Auch zwei weitere Abschiede sind zum 20. Geburtstag des Literaturfestivals zu verkraften.

Hausach. "Auf Hochtouren" laufen derzeit die Vorbereitungen für den 20. Hausacher Leselenz laut Kurator José F. A. Oliver. Er freue sich sehr auf das Thema "Metropolen", zumal Hausach während des Festivals wohl auch zur Verkehrshauptstadt werde. Der Tunnel werde in dieser Zeit gesperrt. Das bedeutet, dass sämtlicher Verkehr anstatt über die Umgehungsstraße durch die Innenstadt fährt (siehe Hausach-Seite). Oliver nimmt es mit Humor. "Um die Autoren aus Kairo und anderen Großstädten mache ich mir keine Sorgen, aber für die anderen haben wir uns überlegt, ob wir statt Schülerlotsen Leselenz-Lotsen organisieren sollen", witzelte er.

"Leselenz-Lotsen"

Bevor er das Programm im Einzelnen erläuterte, wies er darauf hin, dass – wie in den vorangegangenen Jahren auch – das Thema Inklusion beim Leselenz groß geschrieben werde. So werde es zum vierten Mal es neben der "Lesung für alle" eine Schreibwerkstatt geben, die in Zusammenarbeit mit dem Club 82 und der Lebenshilfe Haslach organisiert wird.

Los geht es am Sonntag, 2. Juli, mit "Metropolitan – vier Ausstellungen". Im Rathaus, der Mediathek, dem evangelischen Gemeindezentrum und der Stadthalle gibt es Ausstellungen zu den Metropolen Sao Paulo, Tokio und Kairo sowie unter dem Thema "Die Kunst der Wissenschaft".

Am Dienstag, 4. Juli, wird das neunte Wortwerk vorgestellt. "Es ist 148 Seiten stark und eines der schönsten Wortwerke, das wir jemals hatten", findet Oliver.

Die Stadtschreiber – Katharina J. Ferner, Kathrin Schrocke und Stefan Schmitzer – werden am Donnerstag, 6. Juli, begrüßt. Petra Piuk wird an diesem Abend eine Manuskriptlesung halten.

Eröffnet wird der Leselenz offiziell am Freitag, 7. Juli, zuvor wird der erste Leselenz-Preis für junge Literatur an Finn-Ole Heinrich übergeben. Nach dieser Premiere müssen Literaturfreunde allerdings einen Ausfall verkraften: Das fast schon zur Tradition gewordenen "Nägele mit Köpf" am Samstagvormittag fällt aus. Olaf Nägele hat sich bei einem Unfall die Hüfte gebrochen. Eine Ersatzveranstaltung wird es nicht geben, denn: "Olaf Nägele ist nicht zu ersetzen", meinte Oliver, "und er ist nächstes Jahr ja wieder dabei."

Zwei Autoren, ein Thema

Das vom Versopolis finanzierte "Vom poetischen Wort" mit fünf Autoren steht am Samstag, 8. Juli, auf dem Programm. Versopolis ist eine europäische Plattform, die junge und noch nicht bekannte Autoren fördert. Am gleichen Tag findet "Ins Erzählen eingehört" I und II statt, und zwar in einem neuen Format: Zwei Autoren unterschiedlicher Generationen, die sich literarisch mit dem gleichen Thema auseinandergesetzt haben, treten auf.

Abends folgt "Vom poetischen Wort 2". Auch Ilija Trojanow, der gerade den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln gewonnen hat (wir haben berichtet), ist dabei. Er präsentiert seinen ersten Lyrik-Band.

Zum letzten Mal sind am Sonntag, 9. Juli, "Chamisso-Preisträger zu Gast, dieses Mal mit Michael Stavaric und Safiye Can. Diese Auszeichnung wird die Bosch-Stiftung nämlich nicht mehr geben. Eine Entscheidung, die Oliver öffentlich kritisiert hat. Auch "Vielstimmiges Afrika" verabschiedet sich 2017 aus dem Programm des Leselenzes. "Vielstimmiges Afrika" soll in die Veranstaltung "Weltlese" übergehen, die m Abend vorgestellt wird. "Zwei erprobte Reihen finden damit ein Ende", fasste Oliver zusammen.

Wecker ist ausverkauft

Bereits seit Wochen ausverkauft ist der Auftritt von Konstantin Weckers am Montagabend, 10. Juli. Bei der "Lesung für alle" am Mittwoch, 12. Juli, wird eine Lesung in die Gebärdensprache übersetzt. "Klang-Kompositionen, Installation und Performance – Sound of 7 Cities", beschließt den Hausacher Leselenz am Freitag, 14. Juli.

"Kinderleicht und lesejung" startet am 7. Juli und dauert bis zum 14. Juli. Parallel zu allen Veranstaltungen gibt es mehrer Schreibwerkstätten.

Kulturamtsleiter Hartmut Märtin sagte, ihm gefalle insbesondere das diesjährige Motto, denn: "Wo kann mehr geboten werden als in einer Hauptstadt?". "Metropolen" sei auch ein Abschiedsgeschenk an den scheidenden Bürgermeister Manfred Wöhrle, der Hausach als Veranstaltungsort des Leselenzes einmal voller Stolz als ›Literaturhauptstadt des Ländlichen Raums‹ bezeichnet hatte, erklärte Oliver in diesem Zusammenhang.

Hausach als Literaturhauptstadt mache immer mehr von sich reden, auch im Geburtstagsjahr, "das Interesse steigt jährlich", sagte der Kurator.

Weitere Informationen: www.leselenz.de

INFO

Programm des 20. Hausacher Leselenzes

> 2. Juli, ab 11 Uhr: "Metropolitan - vier Ausstellungen"

> 4. Juli, vormittags: Vorstellung des Wortwerks

> 6. Juli, 19.30 Uhr: Begrüßung der Stadtschreiber

> 7. Juli, 19 Uhr: Preisverleihung "Leselenzpreis für junge Literatur", 20 Uhr: offizielle Eröffnung

> 8. Juli, 10.30 bis 12.30 Uhr: "Vom poetischen Wort 1", 14 bis 17.30 Uhr: "Ins Erzählen eingehört", 20 bis 24 Uhr: "Vom poetischen Wort 2"

> 9. Juli, 11 Uhr: Matinee, Chamisso-Preisträger, 16 Uhr: "Vielstimmiges Afrika", 19.30 Uhr: "Weltlese"

> 10. Juli, 19.30 Uhr: Konzert Konstantin Wecker

> 12. Juli, 20 Uhr: "Lesung für alle"

> 14. Juli, 19.30 Uhr: Abschluss-Veranstaltung "Klang-Komposition, Installation und Performance