Fasent: Acht Schnurrgruppen ziehen durch Hausacher Lokale / "Kellerkinder" sind zum 30. Mal dabei

Sauerbraten für 290 Euro, ein Boot, das nicht durchs Tor passte, eine Rauchmelder-Ratte und das Kinzigtalbad – all diese Themen schnurrten am Samstagabend acht Gruppen. Ein Höhepunkt war der Auftritt der Kellerkinder, die zum 30. Mal dabei waren.

Hausach. Mit ihren Sombreros, schwarzen Boleros und weißen Hemden waren die drei "Amigos" unverkennbar und sie legten auch gleich mit einer sportlichen Schnurre los: Sie berichteten vom Eisenschmid Rainer, der sich auf den Weg zu einem Auswärtsspiel des SC Hausach nach Altdorf machte, von Navi oder Stadtplan aber nichts hielt. Trotzdem kam er wohlbehalten an sein Ziel – glaubte er zumindest. Erst nach dem Sieg der Heimmannschaft, den ein Ansässiger mit "die Reichenbacher sind halt Luschen" kommentierte, realisierte der Geschnurrte, dass er auf dem falschen Sportplatz gelandet war. Auch von einem Backunglück, bei dem vermisste Ringe nicht wie vermutet im Kuchen auftauchten, wohl aber sehr viel anderes, und dem Rathausteam, das die Maximallast des Aufzugs testete, wussten die "Amigos" zu berichten.

Unter dem bekannten Stampfrhythmus von Queens "We will rock you" zogen die Nachwuchsschnurranten "Minirocker" ein. Erwischt hatten sie Christian "Häsle" Haas, der heimlich und nur mit einer Unterhose bekleidet Salatsoße in den Gully kippte, damit seine neue Küche sauber blieb. Eine weitere Geschichte handelte von Ulla und Reinhard Sonntag, die auf einer nächtlichen Jagd auf eine piepsende Ratte irgendwann feststellten, dass das Geräusch nicht von Ungeziefer, sondern von einem Rauchmelder stammte, dessen Batterien leer waren.

Für die "Anonymen Schwarzwälder" begann der Auftritt mit einer gerissenen Gitarrensaite. Während sie auf Ersatz warteten, nahmen sie aber schon ihre erste Schnurre in Angriff und überspielten das Malheur gekonnt. Sie erzählten von Vater und Sohn Rauber, die beim Abholen eines reservierten Sofas im falschen Möbelhaus landeten. Das bemerkten sie allerdings erst, nachdem sie sich mit Gutscheinen – ausgestellt von den schuldbewussten Angestellten – im Restaurant den Bauch voll geschlagen hatten. Außerdem wurde Eugenio Agüera geschnurrt. Er und ein Freund waren auf dem Nachhauseweg von einer Hochzeit beim Wasserlassen in den Breitenbach gepurzelt. Dabei zog sich der Freund eine Platzwunde zu, der Rettungsdienst wurde über die 110 gerufen, was auch die Polizei auf den Plan rief. Die war an dem vorangegangenen Geschehen sehr interessiert, doch der schwer mitgenommene Eugenio schwankte so sehr, dass er sich am Mercedes-Stern des Polizeiautos festhalten musste. Den abgerissenen Stern durfte er dann, sehr zu seinem Bedauern, nicht behalten, die Rechnung dafür zahlen allerdings schon.

Den Schwarzwaldverein beziehungsweise Otto Bonath nahmen die "Schnurrkumpane" aufs Korn. Der verschwand bei einer Schneeschuhwanderung auf dem Fohrenbühl plötzlich spurlos, was seine Vereinskollegen aber nur mittelmäßig besorgte, denn "zehn Prozent Schwund sind beim Schwarzwaldverein normal", wie die "Kumpane" meinten. Die Auflösung seines Verschwindens war ein dringliches Bedürfnis des Geschnurrten, das erst befriedigt werden konnte, nachdem er mit dem Auto bis nach Lauterbach zur Volksbank und der dazugehörigen Kundentoilette gefahren war. Aber auch Frank Reiner war ein Missgeschick widerfahren, von dem die Schnurranten erzählten: Der hatte für 290 Euro Wein gekauft und im Weinkeller versteckt. Dort fand ihn seine Frau, die ihn nutzte, um Sauerbraten zu kochen. Da sie den teuren Tropfen zum Trinken aber für zu sauer befand, kippte sie den Rest in den Abfluss.

"Wir haben vor der eigenen Haustür gefegt", kündigten dann die "Kaulquappen" an. Mangels Themen hätten sie beschlossen, sich selbst zu schnurren. So erzählten sie, dass sie erfahren mussten, dass die im Nachrichtenblättle angekündigte "Annahme aller Stoffe" sich nur auf die von schwierigen Werststoffen bezog, nicht auf die von normalen Stoffresten. Die wurden dann irgendwann in einem Altkleidercontainer in Wolfach entsorgt, denn "die Säck’, die müssen endlich weg!".

Gründe Hemden, Cowboyhüte und bunte Halstücher – so präsentierten sich die "Vier Viertele". Sie nahmen das Thema "Völkerverständigung" auf. Und wer wäre da ein besseres Beispiel als Engländer Michael Timberlake, ein in Hausach gern gesehner Gast? Mit schlecht verenglischten deutschen Redewendungen – "my dear mister singing-club (mein lieber Herr Gesangsverein)" – schnurrten die "Viertele" Timberlakes Weg mit einem Freund nach Hause, der nach einem missglückten Fußballspiel-Versuch in einen Hauserbacher Vorgarten endete.

"Lirum, larum, Löffelstil, Kellerkinder wissen viel" hieß es dann zum 30. Mal: Die Kellerkinder waren in Höchstform und machten sich sogleich über die AFD lustig, die zu einer Bürgerinfo geladen hatte und sich "hat’s hier keine besorgten Bürger?" fragend wunderten, dass niemand kam. Die Partei hatte vergessen, in ihrer Einladung den Ort zu nennen. Politisch ging es weiter und da durfte das Thema Kinzigtalbad, beziehungsweise die damit verbundene Kostenexplosion, nicht fehlen: "So viel gerechnet, so viel gesehen, so viel passiert, dass wir nicht verstehen" sangen sie zu Max Giesingers Lied "Einer von 80 Millionen", machten danach aber auch vor der Bürgerinitiative nicht Halt. Deren Sprecher Reinhard Welle hatte nämlich aus Versehen nach dem Ende der BI seine wütende Abschiedsmail aus Versehen nicht nur an seine BI-Kollegen, sondern auch an die Gemeinderäte geschickt.

In Dirndl und Lederhose schnurrten die "Blättle" Thomas Stötzel, der sein Boot zu Hause in Gutach überwintern lassen wollte, dort dann aber feststellte, dass es nicht durchs Tor passte. "Kleiner Kapitän, dummdumm", frotzelten die Schnurranten und führten genüsslich aus, wie "Stötzi" versuchte, das Tor mit Hammer und Meißel zu erweitern. "Und die Moral von der Geschicht’: In Gutach kennt man den Meter nicht", endeten sie, bevor sie sich noch Karin Waidele vom "Schwarzwälder Hof" vornahmen. Die hatte sich selbst ausgesperrt und übernachtete aus diesem Grund kurzerhand im Garten von Josef Gass, denn "ein Bett beim Gass ist immer frei", wie die "Blättle" singend behaupteten und damit den vergnüglichen Schnurrabend beschlossen.