Trainerin Csilla Pato reicht Charlotte Reinhard die Gewicht für eine Rückenübung. Foto: Gräff

Redakteurin lässt sich nach sieben Jahren erneut in die Übungen im Fitnessstudio einweisen

Da ist es wieder, dieses wohlig-warme Gefühl, das sich in den Muskeln ausbreitet, auch wenn sie schmerzen. Aufatmend, aber zufrieden steige ich von dem Gerät herunter, mit dem ich gerade in 15 Wiederholungen meine Bauchmuskeln malträtiert habe. Csilla Pato, die mich heute als Trainerin des Fitnessturms Haslach begleitet, ist ebenfalls zufrieden und entlässt mich in den Raum, auf den ich mich schon die ganze Zeit freue: den Cardio-Bereich. Bis dahin habe ich allerdings feststellen müssen, dass sich im Vergleich zu früher einiges geändert hat. Hoffentlich gibt es wenigstens noch Cross-Trainer, überlege ich, und lasse das bisherige Training Revue passieren.

Ein bisschen nervös war ich schon gewesen, als ich nach sieben Jahren das erste Mal wieder ein Fitnessstudio betreten habe. Ich glaube zwar nicht, dass ich absolut unfit bin, immerhin gehe ich regelmäßig joggen und reiten, aber gezieltes Training, gerade Krafttraining, betreibe ich seit Jahren nicht mehr. Patricia Vollmer begrüßt mich und fragt erst einmal, ob ich etwas trinken möchte. Bei einer Außentemperatur von 30 Grad keine schlechte Idee. Die Protein- und Elektrolytshakes waren mir aber schon früher suspekt, deswegen frage ich nach einem simplen Wasser.

Rückenprobleme?

Bevor ich an die Geräte darf, erfahre ich erst einmal, das heutzutage einiges anders läuft als früher. Früher – das ist zwar gerade einmal sieben Jahre her, doch die Veränderung sind groß, wie ich später erfahren werde. Eine der ersten Fragen ist die, ob ich mit Rückenproblemen zu kämpfen habe. Derzeit nicht, aber sie waren der Grund, warum mein Vater mich im Alter von 16 Jahren das erste Mal in ein Fitnessstudio geschleppt hat. Er hatte Zeit seines Lebens mit Kreuzschmerzen zu kämpfen gehabt, die auch mit seiner sitzenden Tätigkeit zu tun hatten. Mit gezieltem Training bekam er das Problem ganz gut in den Griff. Nachdem mein Vater meine Haltung schon eine Weile argwöhnisch beobachtet hatte und ich dann tatsächlich irgendwann über Rückenschmerzen klagte, schrillten bei ihm die Alarmglocken und ich fand mich – angemeldet unter dem Familientarif – in seinem Studio wieder. Widerstand zwecklos, auch wenn ich als Jugendliche dem Ganzen erst einmal ablehnend gegenüber stand. Denn ich hatte wie die meisten die Vorstellung, dass in so einer "Muckibude" nur Kraftprotze und super durchtrainierte Frauen herumlaufen würden. Aber andererseits ging auch mein Vater hin und er ist ein ganz normaler Typ.

Die Idee der "Muckibude" hätten auch heute noch einige, erzählt Vollmer. "Gerade Frauen sind anfangs unsicher, wenn sie in ein Fitnessstudio gehen und glauben, dass hier nur perfekt gestylte Sportlerinnen sind", bestätigt sie. "Aber es ist hier wirklich gut durchmischt."

Diese Erfahrung habe ich als Jugendliche ebenfalls gemacht. Die erste Überraschung: Anstatt eines jungen, dynamischen, vor Muskeln strotzenden Trainers erwartete mich der Studiobesitzer, ein knapp 60-jähriger, kleiner, glatzköpfiger Mann in Jeans und T-Shirt, der die Ruhe eines Großvaters ausstrahlte. Eines sehr sportlichen Großvaters zwar, aber von einem Fitnessguru hatte er nicht viel.

Während Hausfrauen, Rentner und Studenten neben mir trainierten, zeigte er mir in aller Seelenruhe und mit unendlich viel Geduld, welche Übungen für welche Muskeln geeignet sind, wie die einzelnen Geräte zu bedienen sind und was ihm besonders wichtig war: welche Dehnübungen man hinterher machen sollte. Auch wenn ich mich anfangs ein wenig gesträubt hatte, musste ich nach kurzer Zeit zugeben, dass es erstens Spaß machte und zweitens, dass ich meine Vorurteile überdenken musste. Ich blieb dabei, ganze neun Jahre lang, bis ich wegzog. Den Trainingsplan bekam ich auf einem Blatt Papier, abholen konnte ich ihn an der Theke, wo es ein Regal gab, in dem alle Pläne – geordnet nach den Anfangsbuchstaben des Nachnamens – zu finden waren.

Chipkarte ersetzt Papier

Heute braucht man nur noch eine Chipkarte. Auf dieser werden beispielsweise die erforderlichen Gewichte und Wiederholungen an einem Gerät gespeichert. Das heißt, es muss nicht mehr per Hand eingestellt werden. Nachdem Vollmer mich im Studio herumgeführt und alles gezeigt hat, demonstriert mir Csilla Pato im e-Gym-Bereich, wie die Handhabung mit der Karte funktioniert. Zuerst muss ich einmal so kräftig ziehen, wie ich kann. Damit bestimmt das Gerät die Maximalleistung und errechnet dann die erforderliche Gewicht- und Wiederholungszahl, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Anstatt auch einfach nur dann die Bewegung auszuführen, leitet das Gerät anhand einer Kurve, in deren Verlauf ich einen Punkt halten muss durch die Übung. Mich erinnert das Ganze an eine schnelle Version des altes Computerspiels Pacjam und ich habe großen Spaß an der Übung. Jedes Mal, wenn der Punkt in der Kurve nach unten saust, muss ich kichern. Da merke ich kaum, dass das Ganze auch anstrengend ist. "Wir empfehlen diesen Bereich vor allem den Einsteigern, da es hier einfach wenige Möglichkeiten gibt, Fehler zu machen", hatte Vollmer beim Herumführen erklärt.

Aber es gibt die alten Geräte immer noch. In der obersten Etage darf ich noch ein paar von der "alten Schule" ausprobieren, bei denen man das Gewicht manuell einstellen muss. Ich entscheide mich für eine Bauchübung – gegen meine Problemzone – und etwas für die Beine – mein wahrscheinlich am besten trainierte Körperpartie.

Auf zum Lieblinsgerät!

Ich finde es fast ein bisschen schade, als ich hinterher in den Cardio-Bereich darf, freue mich aber auch darauf. Ausdauertraining habe ich immer am liebsten gemacht. Vor allem den Crosstrainer habe ich geliebt. Die Bewegungen darauf sind gelenkschonend, eine Abwechslung zum üblichen Laufen und es werden mehrere Körperpartien trainiert. Doch auch mein Lieblingsgerät hat im Lauf der Zeit einige Neuerungen erfahren. Statt eines einfach Displays mit Widerstand, Umdrehungszahl und einer Uhr kann ich mich mit de neuen Crosstrainern in Facebook einloggen, Twitter nutzen und sogar Youtube-Videos anschauen. Wenn ich all das nicht möchte, simuliert mir das Display einen Lauf durch verschiedene Landschaften. Ich wähle einen deutschen Wald aus, schließlich laufe ich auch sonst gerne durch den Schwarzwald.

20 Minuten lang bewege ich mich durch die Simulation, schon nach den ersten Minuten habe ich angefangen, am ganzen Körper zu schwitzen, obwohl ich die Belüftung des Geräts – die wahrscheinlich Wind simulieren soll – auf das Maximum gestellt habe und der Raum kühl, wahrscheinlich sogar klimatisiert ist. Als ich fertig bin, bin ich zwar klatschnass geschwitzt, fühle mich aber nicht müde, sondern nur zufrieden. Ja, ich erinnere mich an dieses wohlige Gefühl nach dem Training und ich merke, wie viel Spaß es mir gemacht hat. Auch, weil ich nun guten Gewissens mein Mittagessen genießen kann.                Charlotte Reinhard

Ein Crosstrainer ist ein gelenkschonendes Sportgerät fürs Ausdauertraining, zum Training in Fitnessstudios und für den Heimgebrauch. Gegenüber einem Fahrradtrainer, welcher hauptsächlich die Beinmuskulatur fördert, werden durch die spezielle Bauform des Crosstrainers mehr Hauptmuskelgruppen trainiert. Die Bewegungsform ähnelt der des Gehens