Regionalleiterin Katrin Spathelf (von links), Vorstandsvorsitzender Bernd Jacobs, Regionalleiter Stefan Pfaff, Regionalleiter Jürgen Schmid und Michael Hirt, Leiter des Bereichs Privatkunden, stellten die Bilanz vor. Foto: Kleinberger

Niedrigzins ist "Kapitalvernichter pur" / Spendenvolumen bleibt stabil

Die Menschen und die Zukunft fest im Blick: So hat die Sparkasse Haslach-Zell sich bei ihrer Bilanzpressekonferenz am gestrigen Freitag präsentiert. Die anhaltende Niedrigzinsphase bereitet allerdings auch ihr Sorgen.

Haslach. Das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 bezeichnete der Vorstandsvorsitzende Bernd Jacobs als "ordentlich". Im Vergleich zu 2015 hat die Sparkasse Haslach-Zell ihr Kundenbetreuungsvolumen um 2,8 Prozent gesteigert (von 1,705 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 1,753 Millionen Euro). Trotz der niedrigen Zinsen wurde der Einlagenbestand mit einem Plus von 24,1 Millionen Euro (3,4 Prozent) weiter ausgebaut. Das wertet die Sparkasse als Vertrauensbeweis seitens der Kunden. Jacobs verdeutlichte aber, dass das Geldinstitut auf "normale Zeiten" hinsichtlich der herrschenden Zinspolitik hofft. Den Niedrigzins bezeichnete Jacobs als "Kapitalvernichter pur" und "einen Angriff auf unser Geschäftsmodell", auf den die Sparkasse "mit Sorge" blicke.

Das Volumen neuer Darlehen ist im Vergleich zu 2015 im abgelaufenen Geschäftsjahr um 8,5 Prozent zurückgegangen: Insgesamt hat die Sparkasse Haslach-Zell 146 Millionen Euro bewilligt. Die Vergabe von Krediten an Gewerbetreibende ist allerdings leicht – um 0,4 Prozent – gestiegen. "Über die Menge können wir nicht klagen", sagte Jacobs. Er bekannte aber auch, dass ohne Kredite "nichts geht" und die Bank sich mehr wünsche, denn im Endeffekt lebe sie von den Zinseinnahmen.

Insgesamt habe die Sparkasse Haslach-Zell im Geschäftsjahr 2016 ihre Marktstellung weiter gefestigt, so das Fazit von Jacobs. Mit einem Marktanteil von mehr als 55 Prozent ist sie weiterhin Marktführer im Geschäftsgebiet. "Mit dem Betriebsergebnis, vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen, ist die Sparkasse Haslach-Zell insgesamt zufrieden", heißt es in der begleitenden Presseerklärung. Auch in Zukunft sei erklärtes Ziel, trotz der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Negativzinsen für private Sparer zu verzichten. Das Eigenkapital ist demnach solide, in den kommenden Jahren ist allerdings ein weiterer Zuwachs erforderlich.

Zudem hat die Sparkasse ein Spendenvolumen von rund 130 000 Euro jährlich. "Das wollen wir trotz sinkender Ertragslage belassen", sagte Jacobs.

Rahmenbedingungen verändern sich

Fast 1500 Girokonten wurden bei der Sparkasse Haslach-Zell im Jahr 2016 neu eröffnet. Dass die Rahmenbedingungen sich ändern, zeigt sich auch hier: Fast 400 der Konten eröffneten ausländische Mitbürger, 160 von ihnen kamen aus Syrien, Afghanistan und anderen Staaten. Hier hakte Privatkundenleiter Michael Hirt ein und erklärte, dass es inzwischen Flyer gebe, auf denen das Nötigste – beispielsweise wie Geldabheben funktioniert – auf Arabisch erklärt werde.

Inzwischen erledigen die Kunden nahezu 60 Prozent aller Geschäftsvorfälle online. Der digitale Markt wird damit für die Sparkasse ein immer wichtigerer Faktor. Das Verhalten der Kunden ändert sich, die Sparkasse reagiert (wir berichteten). "Das Filialgeschäft bleibt die zentrale Säule des Sparkassenvertriebs", erklärte Jacobs. Gleichwohl gab es in den vergangenen 15 bis 18 Monaten einige Umstrukturierungsmaßnahmen. So gibt es nun drei Beratungscenter in Zell, Haslach und Hausach. Eine flexible Terminvergabe für persönliche Gespräche sei möglich, erklärte Jacobs. Zudem gibt es einen telefonischen Kundenservice, über den Bankgeschäfte wie Überweisungen abgewickelt werden können. Bei diesem werden derzeit 400 bis 500 Anrufe pro Tag verzeichnet. "Wir sind nah am Menschen, auch wenn wir Filialen schließen", erklärte Jacobs hinsichtlich der Kritik, die die Bank aufgrund der geplanten Filialschließungen erreichte. "Aber wir müssen effizient arbeiten. Die Kunden wollen ja auch, dass wir in zehn oder 20 Jahren noch da sind – und dafür müssen wir unsere Hausaufgaben machen." Er sei davon überzeugt, dass die Kunden eine stabile, moderne und leistungsfähige Bank wollten. Die Sparkasse Haslach-Zell solle vor allem "enkelfähig" bleiben. Damit meinte Jacobs, dass sie auch in 50 Jahren noch Bestand haben soll.

"Wir sind ein Qualitätsanbieter", verdeutlichte Jacobs am Ende der Pressekonferenz. Das habe seinen Preis. "Wir sind kein Discounter und wollten das auch nie sein."

Jacobs erklärte zudem, dass die Sparkasse Haslach-Zell derzeit nicht daran denke, Gebühren für das Geldabheben zu verlangen. "Denkbar wäre das aber", räumte er ein.