Die Stadtkapelle spielte diesmal in der "Mitte" des Publikums. Auch im Programm gab es einige Änderungen. Fotos: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Erster Auftritt der Stadtkapelle Haslach unter neuer Leitung ist "weltbewegend" / Momente voller Emotionalität

Die Stadtkapelle Haslach ist mit ihrem neuen Dirigenten Georg Schnurr musikalisch in Aufbruchstimmung. Das ist bei ihrem Jahreskonzert am vierten Advent in der Stadthalle deutlich spürbar gewesen.

Haslach. Das Blasorchester wurde den hohen Erwartungen des Publikums mehr als gerecht und enthusiastisch immer wieder mit viel Beifall gefeiert. Mit dazu beigetragen hat neben der großen Dynamik des Auftritts sicherlich das neue konzertante Setting in der Stadthalle.

"Mittendrin statt nur dabei", beschrieb Maik Schwendemann, Geschäftsführer der Stadtkapelle, den Aufbau des Orchesters nahe beim Publikum statt auf der Bühne. Zudem sorgte klassische Bestuhlung für ein ungestörtes intensives Hörerlebnis. Erstmals spielte die Stadtkapelle auch ohne Eröffnung durch die Jugendkapelle.

Das bisherige Jahr mit dem neuen Stadtkapellmeister sei geprägt gewesen von gegenseitigem Kennenlernen und Vertrauen aufbauen, sagte Schwendemann in seiner Begrüßung der Gäste. "Für uns Musiker war das weltbewegend", fasste er die Anspannung und Vorfreude auf das Jahreskonzert zusammen. Diese Momente voller Emotionalität fanden Ausdruck in dem von Georg Schnurr ausgewählten Repertoire. Unter dem Motto "Weltbewegend" riefen die Musiker mit acht Kompositionen musikalische Erinnerungen hervor an Persönlichkeiten und Ereignisse, die die Menschheit bewegten.

Schon der Auftakt mit "Apollo" von dem belgischen Komponisten Jan Van der Roost, der in dem Stück die Mondlandung thematisiert, war ein verheißungsvoller Vorgeschmack auf den kommenden hohen Hörgenuss.

"Der feierliche Marsch ist für uns die Landung in unserem Konzert", stimmte Michael Schmider, der mit Witz und Charme durch das Programm führte, die Zuhörer auf den Konzertabend ein, der alle Register gehörig forderte.

Herzstück und Höhepunkt des Konzerts war sicherlich "Bonaparte" von Otto M. Schwarz. In dem 14-minütigen Stück wird klanggewaltig das Persönlichkeitsbild des schillernden Franzosen in einem Tongemälde phrasiert. Strahlende Klänge zum Aufstieg als junger Leutnant und Krönung zum Kaiser mündeten in Fußgetrappel der Musiker, die den Aufmarsch des Militärs kennzeichnet. Fragmente einiger Nationalhymnen klangen an und auch der sonst eher verhaltene Gestus von Schnurr wechselte zu packender Pose.

Mit der lautmalerischen Majestät des "Mt. Everest" von Rosanno Galante wurde das Publikum in die Pause entlassen. "Wuchtig" und "überwältigend" war in der halben Stunde von einigen Gästen zu hören und die Premiere des E-Kontrabass der Kapelle, gespielt von Oliver Fuchs, sei sehr gelungen.

Ein weiteres musikalisches Denkmal wurde den Helfern des 11. September 2001 in New York mit "Portrait of Freedom" von Steven Reineke gesetzt und dynamisch die Aufbruchstimmung nach dem Mauerfall in der Hauptstadt mit "Springtime in Berlin" übermittelt.

Eine musikalische Verneigung vor dem vor 25 Jahren verstorbenen Sänger Freddie Mercury der Rockband Queen hatte Schnurr persönlich arrangiert: "The Show must go on". Das Orchester samt den Gesangssolisten Maik Schwendemann und Josephine Eisenmann glänzte. Beflügelt von lautstarken Rufen der Zuhörer nach Zugabe, spiegelte sich das hohe Niveau der Stadtkapelle ein weiteres Mal im solistischen Können der Musikerinnen und Musiker wider. Erst nach zwei Zugaben wurde das Orchester aus der "Mitte" des Publikums entlassen.