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Dreikönigsfahrt der Eisenbahnfreunde-Zollernbahn ist besonderes Dampfspektakel.

Mittleres Kinzigtal - Viele fleißige Hände hatten am Samstag nach Dreikönig schon ab den frühen Morgenstunden gewerkelt. Dann konnten sie den Eisenbahnfans auf der Bergstrecke der Schwarzwaldbahn ein besonderes Dampfspektakel bieten.

Bei minus 19 Grad im Bahndepot in Rottweil streikte dann jedoch eine der drei Dampflokomotiven. Für die Ulmer Eisenbahnfreunde und die Eisenbahnfreunde Zollernalb war Improvisieren angesagt, um trotzdem zwei Züge für die geplante Parallelfahrt zwischen Hausach und Triberg auf die Schiene bringen zu können. Die Schnellzuglok der Baureihe 01 bekam von Stuttgart kommend in Karlsruhe die Wagen angehängt, die eigentlich für die dritte Lok vorgesehen waren und die Fahrgäste mussten bis Höhe Baden-Baden kräftig schlottern, ehe die Dampfheizung auch den angehängten Zugteil mit Wärme versorgen konnte.

Wer als Eisenbahnfan ein Ticket für eine Dampflok-Fernfahrt löst, weiß jedoch um die Wagnisse einer solchen Expedition. Ausgerüstet mit Mütze, Schal und Handschuhen und bei wärmenden Tee und Glühwein aus den beiden Speisewägen wurde auch diese wahrlich sibirische Etappe gut überbrückt. Ein Langzug, der geteilt werden muss, eine Diesellok als Antriebsreserve, die sich in der Anfangsformation an falscher Stelle im Zug befand, dazu die 95 Jahre alte Dame der Baureihe 58, die in Hausach schon sehnsüchtig auf ihren Einsatz auf den Gerwig-Gleisen wartete, die vielen Rangierfahrten – bei denen der Fahrdienst auch noch zwei reguläre Züge der Schwarzwaldbahn passieren lassen musste – ließen für eine Dreiviertelstunde noch einmal die guten alten Zeiten der Eisenbahn in Hausach aufleben. Als Fahrgast bekam man eine Ahnung davon, warum für die Station Hausach einst so viele Gleise vorgesehen waren.

Zugführer Hans-Peter Fantoli von den Ulmer Eisenbahnfreunden hatte sprichwörtlich alle Hände voll zu tun, um die gewünschten Wagenreihungen hinzubekommen. Im richtigen Leben Koch einer Großküche in Karlsruhe mit 400 Essen pro Tag ließ Fantoli sich dabei nicht aus der Ruhe bringen und fand nebenher noch die Zeit, die Fahrgäste über den Grund der Verspätung aufzuklären. Auch wenn es "nur" eine Fahrt einer Museumsbahn ist, muss das Zugpersonal doch die originären Qualifizierungen für den Fahr- und Rangierbetrieb vorweisen, Fantoli hat diese bei den Karlsruher Verkehrsbetrieben absolviert und könnte jetzt theoretisch dort sofort als Triebfahrzeugführer anfangen.

Wo sich sonst bei Verspätungen schnell Frust auf die unzuverlässige Bahn einstellt, genossen die Fahrgäste jede Minute mit allen Sinnen, fachsimpelten über seltene Güterzugsichtungen auf der Schwarzwaldbahn, technische Details der beiden Lokomotiven oder erinnerten sich an Dampflokfahrten in ihrer Kindheit.

Hans Defren (64), Rentner aus Frankenthal in der Pfalz war am Morgen aus Mannheim angereist und erzählte, dass er als sechsjähriger Bub zu den Großeltern im Saarland noch mit den letzten regulären Dampfzügen gereist war. Gerhardt Löffler (48) war am Morgen aus Stuttgart über Eutingen und Freudenstadt angereist, ihn verbanden mit der Lok der Baureihe 58 Erinnerungen an Dampflokfahrten mit seinem Vater. Defren und Löffler haben beide zuhause eine Modelleisenbahn und notierten sich eifrig die Wagenreihungen. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die beiden gestandenen Männer beim Nachstellen der Hausacher Rangierfahrten auf ihren Anlagen vorzustellen.

In den renovierten historischen Speisewagen wartete gut gelauntes Servicepersonal in historischen Bahnuniformen auf Kundschaft. Nicht nur die kundenfreundlichen Preise erinnerten an eine Vergangenheit, in der bei der Bahn vieles anders und einiges besser war. Die parallele Dampffahrt die Gerwig-Bergstrecke hinauf musste leider ausfallen. Der zweite Zug wurde von einer historischen Diesellok der Baureihe 218 gezogen, da die Baureihe 58 selbst mit der Reserve-Diesellok der Karlsruher Verkehrsbetriebe nicht genügend Kraft auf die Schiene bekam, den zweiten Zug zu ziehen.

In St. Georgen trennten sich dann die Wege der beiden Eisenbahnvereine. Die 01 der Eisenbahnfreunde Zollernalb düste gen Rottweil und die 58 der Ulmer Eisenbahnfreunde durfte nach einigen Streicheleinheiten durch ihre Techniker wieder mit Tempo 60 die Schwarzwaldbahn hinunter, in Triberg am Hydrant Wasser fassen und über das Kinzigtal und die Rheintalstrecke nach Karlsruhe zurück.