Für ihren "jederzeit kurzweiligen und brillanten Vortrag" bedankten sich die Sprecher der Storchenfreunde Haslach, Alois Krafczyk (rechts) und Walter Bührer, bei Referentin Ute Reinhard. Foto: Becker

Fachfrau Ute Reinhard referiert bei den Storchenfreunden über den "Vogel mit menschlichen Eigenschaften"

Seit vor vier Jahren in Haslach wieder Störche ansässig geworden sind, nimmt sich die Gruppe der Storchenfreunde des beliebten Großvogels an. Um ihn näher kennen zu lernen, war am Donnerstag Fachfrau Ute Reinhard ins Kloster eingeladen worden.

Haslach. Dass sie eine Kennerin des Tiers ist, bewies sie in ihrem mehr als einstündigen Vortrag, den Alois Krafczyk als Sprecher der Gruppe am Schluss als "brillant und jederzeit kurzweilig" bezeichnete. Was dargeboten wurde, war nicht etwa eine trockene wissenschaftliche Abhandlung sondern eine lebendige, unterhaltsame und gut fundierte Beschreibung des Storchs, seiner Lebensweise und seiner Eigenschaften. Sicherlich waren die meisten Zuhörer etwas verwundert als sie zu hören bekamen, dass bei dem Vogel durchaus menschliche Verhaltensweisen zu Tage treten.

In kurzen Erzählungen und Berichten schilderte Reinhard ihre Beobachtungen und Erlebnisse mit Storchenpaaren, Einzeltieren und Jungstörchen. Dabei kam auch das Verhältnis der Menschen zu den Tieren zur Sprache.

Die Orte in Baden-Württemberg mit Storchennestern und -ansiedlungen hatte sie sorgfältig kartiert. Wurde in den 70er-Jahren im Land gerade noch ein Restbestand von 18 Paaren festgestellt, so freuen Biologen sich heute über eine große Population. Grund dafür sind die ergiebigen Nahrungsgebiete, vor allem in Feuchtbiotopen. Deshalb wies die Referentin darauf hin, dass nach ihren Beobachtungen das Haslacher Neubaugebiet Brühl 2 nicht weiter ausgedehnt werden sollte, um den Storch nicht aus der Gegend zu vertreiben. Die größten Gefahren für die Tiere seien zunehmend der Straßenverkehr, Stromleitungen, Müllhalden als Futterstellen und Greifvögel.

Verschiedene Geschichten aus ihrem Arbeitsgebiet machten den interessiert zuhörenden Storchenfreunden den Großvogel bekannt. So war zu vernehmen, dass Storchenpaare einander treu sein können, lange in einem Nest zusammen leben und sich gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Dies nahm ein Pfarrer im Schwäbischen bei seinem Brautunterricht für junge Leute zum Beispiel für vorbildliches Verhalten. Als er jedoch erfahren musste, dass die Störchin in seiner Gemeinde ihren Storch wegen eines jüngeren französischen Storchs in der Nachbargemeinde einfach in seinem Nest sitzen ließ, war er bitter enttäuscht.

Interessant war auch die Geschichte des Storchs "Hinkebein", der nicht mit anderen Männchen, die sein Nest besetzten, kämpfen wollte. Stattdessen baute er immer wieder neue Nester an anderen Stellen, und das viermal, bis er seine Ruhe vor den Rivalen hatte.

Überraschend war, dass zwei männliche Störche zusammen leben können, sich Nester mit Gelege suchen und diese ausbrüten wollen. Meistens klappt dies aber nicht. Andererseits ziehen solche Störche auch wieder zu Weibchen, wenn sie welche finden. Auch die dunkle Seite wurde nicht ausgespart. Störche neigen zu Frustreaktionen und picken Widersacher, unliebsame Partner und meist fremde Jungvögel mit ihren gefährlich spitzen Schnäbeln tot, wenn sie sich gereizt fühlen.

Die Zuhörer hätte der Storchenkennerin noch bei vielen weiteren Geschichten lauschen können, aber sie wollte noch Gelegenheit zu einer Fragerunde geben. Davon wurde rege Gebrauch gemacht.

INFO

Ausstellung

Mit einer Sonderausstellung in der Sparkasse und der Premiere des Storchenfilms "Haslach und seine Störche" wollen die Haslacher Storchenfreunde nach dem Storchentag 2018 an die Öffentlichkeit treten.