Beim Besuch der Firma Neumaier Industry diskutierten Minister Peter Hauk (von links) und Landrat Frank Scherer mit Geschäftsführer Bernd Neumaier unter anderem über die digitale Infrastruktur. Foto: Achnitz

Minister besucht Kinzigtal

Die Kinzigtalbahn aus Richtung Offenburg bringt am Donnerstag nicht nur die üblichen Fahrgäste an den Haslacher Bahnhof. Als sie pünktlich um 10.24 Uhr in der Hansjakobstadt hält, entsteigen ihr auch Peter Hauk (CDU), Minister für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, und ein Tross weiterer Offizieller: Der Hauk-Zug rollt an diesem Tag durchs Kinzigtal. In Haslach jedoch kommt er zunächst zum Stehen, und gut hundert Begleiter – darunter auch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Landrat Frank Scherer – steigen in Busse um.

Der Minister informiert sich über Projekte und Förderungen im Ländlichen Raum von Offenburg bis Alpirsbach (wir haben berichtet). Hier geht es zunächst zur Firma Neumaier Industry in Hofstetten. Selbstverständlich dabei: Hofstettens Bürgermeister Henry Heller und der neue Bürgermeister Haslachs, Philipp Saar, bei seinem ersten Termin.

Geschäftsführer Bernd Neumaier informiert über sein Unternehmen. Es beschäftigt rund 90 Mitarbeiter und fertigt unter anderem mechatronische Logistiksysteme. Um auf zunehmende Digitalisierung und Automatisierung zu reagieren, würden Softwareingenieure eingestellt. Allerdings mache ihm der demografische Wandel große Sorgen, berichtet Neumaier.

Breitband bremst

Zu den Kunden des Unternehmens gehören überwiegend europäische Konzerne, "zuletzt haben wir aber auch einen Auftrag aus Australien bekommen", sagt er nicht ohne Stolz. Was jedoch in diesen globalen Zusammenhängen wichtig ist, ist ein Reizthema des Ländlichen Raums: Die Breitbandanbindung. Die digitale Infrastruktur sei "hinterm Mond", wird Neumaier deutlich. Hauk verweist auf den Kreis, der in den kommenden Jahren mit der Breit band-Gesellschaft Ortenau ein Backbone-Netz zur Verfügung stellen wird (wir berichteten).

Insgesamt hat Hauk nur Lob für die Firma übrig. Der Neubau einer Produktionshalle werde über das Programm "Spitze auf dem Land" gefördert. Es sei wichtig, dass Menschen auf dem Land Arbeit fänden, damit die Täler nicht entvölkert würden. Das wiederum hätte auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. "Sie sind der lebende Beweis, dass das Nebeneinander von Industrie und Landschaft funktioniert", lobt der Minister.

Orte realer Begegnung

Im Haslacher Bildungszentrum stellt Leiterin Regina Adam die Bibliothek der Generationen (BiG) vor. Regierungspräsidentin Schäfer betont in einem Impulsgespräch, gerade zu Zeiten der Digitalisierung seien Bibliotheken als "Orte der realen Begegnung" wichtig. Während des Gesprächs wird ebenfalls auf Fördermöglichkeiten für solche Einrichtungen der kommunalen Daseinsfürsorge eingegangen.

So beispielsweise das Leader-Projekt, über das auch die BiG gefördert wurde. Dessen Vertreter Hans-Peter Heizmann kritisiert, dass die Leader-Förderung im landwirtschaftlichen Bereich wegen des hohen Aufwands wenig abgefragt werde. Hauk betont, dass die Landwirtschaft gegenüber dem Naturschutz wieder gestärkt werden müsse, antwortet jedoch nicht direkt auf die Kritik.

Städtische Anonymität habe keinen Platz im Ländlichen Raum, betont Hauk schließlich. "Hier leben keine Hinterwäldler. Die Menschen im Kinzigtal sind die Moderneren – die in der Stadt haben das nur noch nicht gemerkt."                                                  

INFO

Die BiG

Die Bibliothek der Generationen (BiG) gibt es seit September 2013 am Haslacher Heinrich-Hansjakob-Bildungszentrum. Gefördert wurde die Einrichtung über das Leader-Programm, das seinerzeit rund 75 Prozent der Nettokosten für die BiG trug. Die Ausleihe ist kostenlos – "die Bürger sollen freien Zugang zur Bildung haben", erklärte Leiterin Regina Adam beim Ministerbesuch.