Es gibt vieles auf das man verzichten kann: Alkohol, Nikotin, Süßigkeiten, Fleisch, private Internetnutzung, Handy, unnötige Autofahrten, Fernsehen Foto: Symbol: DPA

Religion: Pfarrer spricht über Aktualität in der heutigen Zeit / Botschaft: Alltagsgewohnheiten überdenken

Fasten hat religiöse Wurzeln, ist seit vielen Jahrhunderten Tradition und bleibt trotzdem immer aktuell. Wie sehen die Menschen im Kinzigtal dieses Thema und auf was wird verzichtet? Welche Gründe gibt es auch heute noch? Der Schwarzwälder Bote hat sich umgehört.

Mittleres Kinzigtal. Fastnacht, die "Nacht vor dem Fasten", ist seit Aschermittwoch vorbei. Es folgt aus dem christlichen Glauben heraus die Fastenzeit, welche in der evangelischen Kirche auch Passionszeit genannt wird. Damit ist die Leidenszeit von Jesus Christus gemeint.

Die 40-tägige Fastenzeit soll aber auch an die Zeit erinnern, die Jesus laut dem Neuem Testament in der Wüste verbrachte und an die 40 Jahre in denen die Israeliten durch die Wüste zogen. Für viele Heilige wie zum Beispiel Franz von Assissi oder Hildegard von Bingen war das Fasten sehr wichtig. Für von Assissi stand die freiwillige Armut im Vordergrund. Das bedeutete für ihn auch der Verzicht auf Nahrung.

Heilfasten ist die Konzentration nach innen

Laut Hildegard von Bingen geht es beim Heilfasten um eine Konzentration nach innen. Der Geist werde klar. Auch für viele Nichtgläubige oder nicht Strenggläubige ist es zur Tradition geworden in der Zeit von Aschermittwoch bis Ostern auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel zu verzichten.

"Fasten bedeutet, sich einzuschränken und sich auf das einfache Leben besinnen. Es macht uns bewusster auf was Menschen in Entwicklungsländern verzichten müssen", so der katholische Pfarrer Gerhard Koppelstätter aus Hausach. Unsere eigenen Grenzen und unsere Abhängigkeit vom Luxus würden bewusster. Es mache auch sensibler, beim Anblick von Bildern unterernährter Kinder oder Schreckensbildern aus Syrien und anderen Krisengebieten . "Fasten bedeutet nicht unbedingt, sich beim Essen und Trinken einzuschränken. Es kann auch bedeuten, Fernsehkonsum, Rauchen, Autofahrten und Ähnliches zu reduzieren".

Es habe aber keinen Sinn, sich während der Fastenzeit strenge Regeln zu setzen und vorher und nachher über die Stränge zu schlagen, so Pfarrer Koppelstätter. Ziel sei es vielmehr, den Glauben zu vertiefen und sich die Frage zu stellen: "Was ist Gott mir wert?". Das durch den Verzicht auf Tabak und Alkohol eingesparte Geld könne dann auch sinnvoll gespendet werden.

Verhältnis zu den Mitmenschen überprüfen

Koppelstätter sieht die Fastenzeit auch als Impuls, darüber nachzudenken, wie wir in den Tag hineinleben und als Anlass unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen zu überprüfen. Da geht es auch um Toleranz gegenüber anderen Menschen und Solidarität mit ihnen.

In der Reformation wurde Verzicht als gute Tat abgelehnt

In der evangelischen Kirche war das Fasten nie ein großes Thema wie in der katholischen Kirche. In der Reformation wurde es als gute Tat, mit der Buße getan werden kann, abgelehnt.

Unter dem Motto "Sieben Wochen ohne" gibt es jedoch seit 1983 eine bundesweite Aktion mit jährlich circa zwei Millionen Teilnehmern. Es geht darum, Alltagsgewohnheiten zu überdenken.

Verzicht wird hier als Solidarität mit Benachteiligten gesehen. Wo Verzicht ist, sei Platz für Neues. Fasten hat auch in vielen anderen Religionen eine große Bedeutung, so zum Beispiel im Islam oder Judentum.Für viele Menschen ist die Fastenzeit aber einfach ein Anlass, die Ernährung umzustellen und körperlich fitter zu werden. "Die Nachfrage nach Literatur zu den Themen Fasten und Diäten nimmt nach Aschermittwoch immer zu. Bis vor fünf oder sechs Jahren war Heilfasten nach Buchinger ein großes Thema.

Dieses Jahr ist die Säure-Basendiät oder auch Basenfasten sehr gefragt", so Ulrike Limberger, Buchhändlerin aus Haslach. Beim Heilfasten nach Otto Buchinger wird ganz auf feste Nahrung verzichtet. Nur Gemüsebrühe, Säfte und Tees mit Honig sind erlaubt. Kennzeichen des Basenfastens ist der Verzicht auf tierische Eiweiße und Getreide. Der heutige Sprachgebrauch macht oft keinen Unterschied zwischen Fasten und Diät. Diäten gibt es unzählige und sie dienen meistens der reinen Gewichtsreduktion oder sie werden bei bestimmten Krankheiten speziell verordnet.

Enthaltsamkeit manchmal bis hin zur Askese

Fasten bedeutet allgemein Enthaltsamkeit, manchmal bis zur Askese und ist schon lange Bestandteil der menschlichen Kultur. Es kann verschiedene Ziele haben. Laut einer Forsa-Umfrage nimmt die Zahl derjenigen, die fasten wollen, zu. Mehr als jeder zweite gibt an, schon mindestens einmal für mehrere Wochen auf ein Konsumgut verzichtet zu haben. 66 Prozent der Menschen zwischen 30 und 44 Jahren gibt an, schon einmal gefastet zu haben.

Da geht es dann nicht nur um Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol, sondern zum Beispiel auch um private Internetnutzung. Wie unterschiedlich die Menschen in unserer Region dieses Thema sehen, zeigt unsere Umfrage