Stehende Ovationen bekam Heinz Winkler mehrfach vom Publikum. Natürlich auch vom Nachfolger und von Wegbegleitern (vordere Reihe, von links): Philipp Saar, Rebecca Koestel, Karl und Brigitte Burger, Frank Scherer sowie Ulrike und Helmut Rau. Foto: csa

Stadt Haslach richtet Festabend für Heinz Winkler aus. Ehrenbürgerwürde verliehen.

In ihren Reden sind die Akteure des Abends sich einig gewesen: Mit Heinz Winkler geht ein Großer von Bord. 350 Gäste waren der Einladung zur Verabschiedung des Bürgermeisters in der Haslacher Stadthalle gefolgt.

Haslach. "Der Begriff Ära wird mittlerweile inflationär benutzt. Aber hier in Haslach ist es tatsächlich so: In Haslach geht eine Ära zu Ende", sagte Bürgermeisterstellvertreterin Karla Mahne zu Beginn ihrer Rede. "Wir hätten es gerne noch länger mit Ihnen ausgehalten", sagte sie. "1985 wussten wir: Da kommt einer, der will was bewegen."

Habe Winkler sich eine Meinung gebildet, dann habe er diese klar und deutlich gesagt – "auch ohne Rücksicht auf die Wählermeinung", sagte Mahne anerkennend. Dass die Haslacher sich auf Winklers Wort verlassen konnten, bestätigten sie in drei Wiederwahlen "mit nordkoreanischen Stimmenzahlen". Sie erinnerte schlaglichtartig an die großen Errungenschaften Winklers um Haslach und überschrieb sie: "Heinz Winkler kam und die Bagger rückten aus." Aber er habe nicht nur die "großen Linien" verfolgt, auch kommunale und ehrenamtliche Angebote – zentral für die Lebensqualität in Haslach – habe er immer voll unterstützt. Kurzum: "Die verwinkelte Stadt hat er ›verwinklert‹." Im Namen aller Haslacher dankte Mahne für lohnende Jahre.

Winkler habe aus Haslach eine "schmucke, schöne Stadt" gemacht, lobte Landrat Frank Scherer. Allerdings habe er nie nur die Stadt im Blick gehabt. Dank Winkler sei der Bürgermeistersprengel Kinzigtal mit einer Geschlossenheit aufgetreten, die der Gruppe den Spitznamen "Kinzigtal-Mafia" eingebracht habe. Im Kreistag und in verschiedenen Ausschüssen sei Winkler Pate für viele wichtige Projekte gewesen – "so sind die niedrigen Müllgebühren im Kreis beispielsweise auch ihm zu verdanken." Winkler habe einmal gesagt, er habe es mit Haslach gut erwischt. "Haslach aber auch mit Ihnen."

Spuren bleiben sichtbar

Für die Bürgermeister der Umlandgemeinden sprach Mühlenbachs Schultes Karl Burger. Winklers Spuren würden auch für die nachfolgenden Kollegen sichtbar bleiben. "Der Motor Heinz Winkler hat immer gebrummt, Leerlauf kannte er nicht", führte Burger aus und lobte die Infrastruktur der Hansjakobstadt, von der auch die Umlandgemeinden profitierten. Er ließ interkommunale Projekte, die mit Winkler angegangen und umgesetzt wurden, Revue passieren. Ganz besonders dankte er Heinz und Bärbel Winkler jedoch für die Gastfreundschaft und das freundschaftliche Miteinander, das sicher auch außerhalb des Amts weitergeführt werde.

"Haslach ohne Winkler: Das ist gewöhnungsbedürftig", begann Minister a. D. Helmut Rau seine Rede. Der Tag des Abschieds sei "ein Tag, der erst einmal durchgestanden sein will. Denn ›es tut auch weh‹ haben mir die beiden selbst gesagt", sagte Rau. Er erinnerte an die großen Leistungen Winklers, aber auch an Misserfolge – denn "es kann nicht immer alles glatt laufen", gerade in 32 Jahren. Winkler habe aber verstanden, dass in einem solchen Amt eine grundsätzliche Überzeugung für die Sache erkennbar sein müsse. Davon zeugt unter anderem die Einrichtung der Gedenkstätte Vulkan, "eingebettet in diese gesegnete Landschaft. Die war aber schon vor Winkler da" – für letztere Aussage erntete er einige Lacher. Auch er dankte Bärbel Winkler für die Gastfreundschaft und vor allem dafür, dass sie sich auf diesen Weg an der Seite ihres Mannes eingelassen habe. Beiden wünschte er zum Abschied einen erfüllenden Ruhestand. "Es gibt so viel tun. Packen Sie’s an."

Nach einer Einlage der Haslacher Stadtkapelle unter Leitung von Georg Schnurr, die den Abend musikalisch umrahmte, betrat Mahne die Bühne noch einmal, diesmal in Begleitung der übrigen Fraktionsvorsitzenden des Haslacher Stadtrats Herbert Himmelsbach (SPD), Joachim Prinzbach (FW) und Martin Schaeffer (Grüne). Mahne erklärte, dass Winkler in seiner Amtszeit immer gern geehrt habe. Sein eigenes Handeln habe er jedoch bescheiden gesehen und sich nicht gern in den Vordergrund gestellt. "Heute setzen wir uns jedoch darüber hinweg", sagte Mahne. In einer nichtöffentlichen Sitzung hatte der Stadtrat beschlossen, Winkler die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. "Und ich will hier betonen: Diese Entscheidung fiel ohne Diskussion und einstimmig."

"Ich bin zutiefst berührt", bekannte Winkler eingangs seiner folgenden Rede. Und betonte dann, es falle ihm nicht leicht, sich in der Reihe der Ehrenbürger zu sehen. Trotzdem nehme er diese Auszeichnung dankbar an – "auch stellvertretend für all jene, die kommunalpolitisch oder im Ehrenamt diese Stadt voran gebracht haben."

In den vergangenen Tagen sei er immer wieder gefragt worden, wie es ihm gehe, sagte Winkler. "Gemischt", gab er zu – die Zusammenarbeit werde ihm fehlen, aber er freue sich, mehr zuhause sein zu können. Ausdrücklich bedankte er sich bei zahlreichen Weggefährten, Stiftern und Gönnern der Stadt, die der Einladung in die Stadthalle gefolgt waren. Vor den Stadtraten zog Winkler sprichwörtlich den Hut: "Die Entwicklung der Stadt ist Ihren Entscheidungen zu verdanken." Das respektvolle Miteinander auch nach kontroversen Entscheidungen lobte er ausdrücklich.

Zum Schluss dankte er seiner Ehefrau Bärbel. "Alles Glück, alle Freude habe ich privat durch dich erreicht. Und im Amt habe ich es mit dir erreicht. Haslach und seine Entwicklung waren für uns ein Projekt als Paar, und als Paar möchten wir uns verabschieden. Wir gehen jetzt eine neue Straße. Auf Wiedersehen und Ade", schloss Heinz Winkler. Die Bürgerwehr verabschiedete Winkler vor der Stadthalle mit einem dreifachen Salutschuss.

INFO

Rund um den Abschied

> Ehrenbürger: Heinz Winkler ist der 13. Ehrenbürger der Stadt. Neben ihm sind es Heinrich Hansjakob, Paul von Hindenburg, Johann Karl Kempf, Josef Haberstroh, Karl Hansjakob, Franz Schmider, Paul Thoma, August Vetter, Josef Rau, Alfred Behr, Manfred Hildenbrand und Horst Prinzbach.

> Nachfolge: An Philipp Saar, seinen Nachfolger, wandte Winkler sich: "Sie treten nicht in Fußstapfen. Sie werden eigene Wege gehen." Er wünschte dem Paar bald "persönliche Verbindungen zum Kindergarten."

> So geht’s weiter: Saar wird am heutigen Freitagabend in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung ab 18 Uhr im Haus der Musik vereidigt. Sein erster Termin liegt mit dem gestrigen Besuch von Minister Peter Hauk in Haslach bereits hinter ihm.

> Lob: Für unsere Sonderveröffentlichung zum Abschied Heinz Winklers hat der ehemalige Bürgermeister sich ausdrücklich bedankt.