Die Organisatoren und Mitwirkenden konnten sich über zahlreiche Besucher freuen. Foto: Dorn

"Koran trifft Bibel" lockt 120 Zuschauer in die Haslacher Moschee. Gelungener Dialog.

Haslach - Bereits im vierten Jahr bieten die beiden Kirchengemeinden gemeinsam mit der türkisch-islamischen Gemeinde Haslach eine Plattform für einen offenen Dialog der Religionen. "Koran trifft Bibel" am Sonntag kam gut an.

90 Minuten der Auseinandersetzung mit dem Islam an einem Sonntagabend können krawall- und quotenorientiert daherkommen – wie die Talkshow am vergangenen Sonntag. Dass es auch anders geht, ja anders gehen muss, konnte diesen Sonntagabend eindrucksvoll in der Haslacher Moschee miterlebt werden. Pfarrer Hans-Michael Uhl (Hausach), die katholische Gemeindereferentin Petra Steiner (Haslach) und die beiden Imame Mücahit Güzel (Haslach) und Metin Sünnetci (Triberg) hatten die Haslacher Bevölkerung zum Dialog "Koran trifft Bibel – die eigene und die andere Heilige Schrift gemeinsam hören und bedenken" eingeladen. Der große Saal im Souterrain der Moschee war voll besetzt. Metin Aksu berichtete mit strahlenden Augen, dass es wohl mehr als 120 deutsche und türkische Besucher waren, die gebannt lauschten.

Schöpfungsgeschichte

Die christlichen Gäste begannen und durften etwa eine Dreiviertelstunde lang versuchen, die wesentlichen Punkte ihres Glaubens in Worte und Musik zu fassen. Den rund 20 Sängern des evangelischen Kirchenchors Haslach wurde es bei der Stellprobe schon ein wenig eng. Chorleiterin Christiane Bergsträsser dirigierte ihre Schützlinge aber sicher durch die Psalmen und Choräle. Uhl und Steiner berichteten dann von dem Unterfangen, für diesen Abend die essenziellen Bibelstellen zusammenzustellen. Die Wahl von Uhl und Steiner fiel auf die Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis, das Gleichnis von den hundert Schafen aus dem Lukas-Evangelium, das berühmte Salz der Erde aus der Bergpredigt und den viel zitierten Hymnus auf die Liebe, "nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, die Liebe aber ist die größte unter ihnen" aus dem Korinther-Brief.

Fremdartiges Vorgebet

Wie würde darauf die Antwort des Korans lauten? Die beiden Imame trugen drei wichtige Suren vor. Diese handelten ebenfalls von der Schöpfungsgeschichte, der Menschenliebe und dem Glauben an Allah. Das arabische Vorgebet war ungewöhnlich. Bei aller Fremdartigkeit blieb die tiefe Hingabe, mit der die türkischen Gastgeber den Versen lauschten, den deutschen Besuchern jedoch nicht verborgen. Die türkisch-islamische Gemeinde hatte den erst vor zwei Jahren gegründeten Männerchor an den Start gebracht. Die Melodienhandelten von Allah, seinem Propheten Mohammed, der Menschenliebe und dem Frieden zwischen den Menschen.

Wenn es denn überhaupt ein Wettstreit war, so endete er nach zweimal 45 Minuten unentschieden. "Einfache Lösungen gibt es dieser Tage nicht", bedankte sich der Haslacher Pfarrer Christian Mayer bei den Imamen und seinen Kollegen für diesen weiteren wichtigen Versuch, vor Ort in Haslach die einfachen Dinge zu tun, sich zwanglos zu treffen, über Gott zu sprechen, gemeinsam zu singen und zu essen: Nach dem Abschluss lud Ayhan Simsek alle Besucher zu türkischen Spezialitäten ein.