Die Feierstunde zum 30. Geburtstag der Musikschule bot den würdigen Rahmen zur Verleihung dreier Qualipässe an engagierte Musiker. Lucia Krämer-Stöhr (links) und Bürgermeister Philipp Saar (rechts) überreichten die Pässe und je einen Eisgutschein an Nicola Brudy, Julia Müller und Tim Neumaier. Foto: Kleinberger

Zahlreiche Gäste gratulieren Haslacher Musikschul-Zweigstelle zum 30. Geburtstag / Bands und Ensembles präsentieren Können

Runder Geburtstag für eine Institution: Die Zweigstelle Haslach der Musikschule Offenburg/Ortenau hat ihren 30. gefeiert. Am Sonntag gab es eine Feierstunde – und danach ein großes Fest in und um die wohl schönste Musikschule des Landes.

Haslach. Zweigstellenleiterin Lucia Krämer-Stöhr konnte zur Feierstunde zahlreiche Gönner und Freunde der Musikschule begrüßen. So waren die Mitglieder des Sitftungsrats der Prinzbach-Stiftung, Haslachs Altbürgermeister Heinz Winkler, Heinz Prinzbach nebst Ehefrau Hella und Bernd Jacobs unter den Zuhörern, aber auch die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac. Musikalisch umrahmt wurde der hochoffizielle Teil des Fests von einigen besonderen Ensembles (siehe Infokasten).

"Ich freue mich, als neuer Bürgermeister von Haslach schon zu diesem besonderen Anlass sprechen zu dürfen", sagte Philipp Saar. Musik habe einen hohen Stellenwert in der Stadt. Saar erinnerte an die Anfänge der Musikschule im Haslacher Schulzentrum mit 150 Schülern und einem Dutzend Lehrern. Der junge Zweigstellenleiter Peter Stöhr habe 1988 alle Klippen umschifft, die Schülerzahlen wuchsen stetig. "Lange hatten wir die größte Zweigstelle und da wollen wir auch wieder hin", verdeutlichte Saar. Er dankte dem Ehepaar Peter Stöhr und Lucia Krämer-Stöhr – letztere leitet die Zweigstelle seit 2011 – für ihren unermüdlichen Einsatz. Er ließ sich aber auch ein "Eigenlob" nicht nehmen: Ohne die Unterstützung der Stadt sei der Musikunterricht wohl um 20 Prozent teurer, sagte Saar. "An dieser Unterstützung wird sich mit mir an der Spitze aber nichts ändern", verdeutlichte Saar.

Georg Köhl sprach als Vorstand der Prinzbach-Stiftung, die im Jahr 2003 durch den inzwischen verstorbenen Ehrenbürger Horst Prinzbach ins Leben gerufen wurde und die den Bau des Hauses der Musik ermöglichte. Er verdeutlichte, dass solche Stiftungen kulturelle Arbeit in Deutschland erst ermöglichten. Sie seien jedoch nicht dazu da, kommunale Gelder zu ersetzen. "Oft heißt es, Kulturarbeit sei zu teuer. Aber auf sie entfallen lediglich 0,1 Prozent des Haushalts. Das ist weniger als die Müllabfuhr." Wichtig seien die Förderung von Kindern und Lehrern: "Musik ist mehr als nur Töne spielen, es ist Gemeinschaft." Zur weiteren Unterstützung schenkte die Stiftung der Zweigstelle eine mobile Anlage.

Von Anfang an hohen Stellenwert genossen

Dass die Zweigstelle als Institution im Kinzigtal bezeichnet werden könne, sei auch denjenigen zu verdanken, die ihr diesen Stellenwert in Haslach eingeräumt hätten. Walter Glunk, Geschäftsführer der Musikschule Offenburg/Ortenau, bezeichnete als "bemerkenswert", dass die Stadtkapelle die Einrichtung von vornherein nicht als Konkurrenz, sondern Chance gesehen hatte. Er erinnerte an Höhen und Tiefen der Musikschule und hob den Einsatz Horst Prinzbachs hervor. Mit dem Haus der Musik sei in Haslach "die nach inoffiziellen Berichten schönste Musikschule Deutschlands" entstanden. Eröffnet wurde es 2009. Allein von 2008 bis 2012 hätten sich die Unterrichtsbelegungen verdoppelt. Es sei eine Bereicherung. Durch den Unterrichtsverbund der Musikschule sei es möglich, 40 Fächer in Haslach anzubieten. "Die Musikschule bereichert das kulturelle Leben in der Gemeinde", sagte Glunk. Und als Leiter seien sowohl Peter Stöhr als auch Lucia Krämer-Stöhr sehr engagiert und hätten das Talent, "ihre" Lehrer zu motivieren. "Das beste Team ist immer das, das aus eigenem Willen mitzieht."

Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) überbrachte die Glückwünsche des Lands Baden-Württemberg. Sie lobte die "hervorragenden Lehrer" der Schule und vor allem das beispielhafte Engagement aller Beteiligten, "dass die Musik bei uns lebendig bleibt".

"Ich gratuliere nicht nur, weil die Musikschule mein bester Kunde ist", scherzte Oliver Schell eingangs seiner Rede. Der Inhaber der Werkstatt für Tasteninstrumente in Haslach verdeutlichte, dass Musik auch zur Charakterbildung junger Menschen beitrage. "Viele Ihrer Schüler werden meine Kunden – und das sind durchweg wunderbare, gebildete Menschen", wandte Schell sich an die Lehrenden der Zweigstelle. Dazu, dass die "gute Stimmung" an der Schule weiter Bestand habe, wolle auch er einen Beitrag leisten: Er schenkte der Musikschule drei Klavierstimmungen. "Für jedes Jahrzehnt eine. Ich kann fast froh sein, dass Sie nicht 100 werden", scherzte Schell.

Wertschätzung an diesem Tag "tut gut"

Für die netten Worte, Geschenke und Wertschätzung bedankte Zweigstellenleiterin Lucia Krämer-Stöhr sich sichtlich gerührt. "Das tut gut", sagte sie. Sie dankte aber auch allen, die zum Gelingen des Festtags beigetragen hatten und dem engagierten Lehrerteam, das ihr zur Seite stehe. Vier ihrer Mitstreiter wolle sie besonders loben, "denn sie sind wirklich überdurchschnittlich engagiert": Barbara Schell und Axel Moser aus dem Lehrerteam. "Sie sind immer da, wenn ich sie brauche. Fast rund um die Uhr. Und natürlich mein Mann und mein Sohn. Die sind tatsächlich rund um die Uhr da."

Die Feierstunde bildete auch den Rahmen, um drei besonders engagierte Musikschüler mit dem Qualipass auszuzeichnen: Nicola Brudy, Julia Müller und Tim Neumaier. Diese Ehrung nahm Lucia Krämer-Stöhr gemeinsam mit Bürgermeister Saar vor, der vonseiten der Stadt noch eine Eistüte und einen Gutschein überreichte.

Danach wurde rund ums Haus der Musik den ganzen Tag über gefeiert. Einige Ensembles und Bands präsentierten ihr Können und zeigten, dass die Musikschule durchaus als Talentschmiede gelten kann. Die Bewirtung übernahm am Sonntag der Verein Kaleb, der sich für kambodschanische Kinder einsetzt.

INFO

Umrahmung

Nicht nur während der Feierstunde, auch den gesamten Tag über vor und im Haus der Musik präsentierten verschiedene Ensembles und Bands die große Bandbreite der Musikschul-Zweigstelle.

> Feierstunde: Zunächst spielte ein eigens gebildetes Projektensemble aus Nicola Brudy, Julia Müller, Leonie Gärtner, Jannik Kienzler, Celine Vollmer, Jan Brohammer und Lena Jilg aus "Lunas Magic Flute". Die sechshändig gespielten Klavierstücke "Einsame Tänzerin" und "Tanz bis ins Morgenrot", die Lena Rapp, Fiona Dorn und Hannah Jehle vortrugen, waren ein Gruß der Zweigstelle Wolfach. Mit Sonja Müller und Michaela Kirste (beide Oboe) präsentierten sich auch die erwachsenen Schüler; sie wurden von Alexander Geladze am Klavier begleitet und trugen das Allegro aus dem ersten Satz von Federico Fiorillos "Sinfonia concertante F-Dur" vor. Zuletzt spielte Tim Neumaier auf der Posaune Bernsteins "Elegy for Mippy".

> Rahmenprogramm: Samba-Kids, "Meet the Beat", "The Wave", verschiedene vier- und sechshändig spielende Klavierspieler, das Kämmerleorchester, ein Klarinettentrio, die "Halbe-Meter-Band", ein Trompetenensemble, das Ensemble "Primavera" und die Bigband "Surprise"