Staunende Kinder: Percussionist Markus Mayer bearbeite die Trommel virtuos. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder-Bote

Familienkonzert: Bei der fünften Auflage steht moderne Musik des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt

Seine Wissenslücken im Zeitalter der modernen Musik des 20. Jahrhunderts zu schließen: Darauf hat sich Musikforscher Anton Andante (Andreas Heideker) in der fünften Auflage der Familienkonzerte Haslach konzentriert.

Haslach. Andantes "Sidekick" Zäzilie Zeitgeist drückte es so aus: Komponisten besuchen, die noch nicht so lange tot sind. Die Frage, ob die putzige Socke nach ihrer Premiere im Herbst weiter im Ensemble mitspielen darf – hatte sie dem Pianisten seinerzeit doch arg zugesetzt – konnte zur Freude der mehr als 50 Kinder mit einem lauten "Ja" beantwortet werden.

Der Auftakt der Zeitreise in die 90er-Jahre fand im XXL-Format statt, Anton und Zäzilie schauten dem Percussionisten Markus Mayer über die Schulter. Mayer bearbeitete mit vier Schlegeln jeden Quadratzentimeter der Trommel, der Herzschlag der Pauke war zu hören, wurde aber mit feinen Wirbeln und filigranen Einzelschlägen virtuos ergänzt. In einem unbeobachteten Moment stibitzte die Bauchredner-Socke einen Schlegel und traktierte damit zur Freude der Kinder das Marimbaphon, mit fast zwei Metern Breite und orgelpfeifenähnlichen Tieftönern das nächste XXL-Instrument.

Mit dem "Tune for Mary" aus der Feder des Komponisten Rich O’Meara zauberte Mayer eine hübsche Melodie auf die Tasten. Dann hieß es aber Abschied nehmen aus dem Land der Riesen, die beiden landeten in Donaueschingen am Vorabend der Uraufführung des Hirschenwalzers von Michael Töpel. Die Musiker (Anne Hilse-Heideker am Cello, Christina Weschta an der Violine und Benedict Walter an der Oboe) zeigten sich hocherfreut über die willkommene Abwechslung und plauderten munter aus ihren musikalischen Nähkästchen.

Das "Instrument mit dem Quäk" hatte es Zäzilie besonders angetan und zielsicher steuerte die Socke mit den Jahren 1971 und 1951 zwei Komponisten an, die speziell für die Oboe einige schöne Stücke komponiert hatten. Bei Denissows "Solo für Oboe" spielte Walter mit den an Alltagsgeräusche erinnernden schrägen Tönen seines Instruments, ehe Anton Andante dann zu den "Metamorphosen des Ovid" von Benjamin Britten seinem Bildungsauftrag ein weiteres Kapitel hinzufügte. Die Liebe von Pan und Syrinx, den Fahrzeugdiebstahl durch Phaeton und eine weitere tragische griechische Liebesgeschichte interpretierte die Oboe auf ihre ganz spezielle Weise und verzückte die Kinder mit jedem weiteren Quäk aufs Neue.

Andante hatte danach vom Gequäke genug und wollte endlich wieder Streichinstrumente sehen und hören, die beiden einigten sich mehr schlecht als recht auf den Kompromiss einer Prelude von Arthur Honegger aus dem Jahr 1926. Zäzilie war begeistert, für Anton war es immer noch zu viel Oboe und so reisten die beiden lautstark streitend ins Jahr 1922 zu einer Probe für ein Hindemith-Stück.

Die Cellistin musste die beiden Streithähne mehrfach zur Ordnung rufen und wies ihnen schließlich harsch die Tür. Dabei redete sie sich jedoch so sehr in Rage, dass sie genau die Stimmung ans Instrument brachte, welche Hindemith für die perfekte Darstellung der dissonanten Tonfolgen in die Noten geschrieben hatte. Anton und Zäzilie klatschen einander begeistert ab, dann überfiel die Socke die Müdigkeit und mit einem Schlaflied von Rebekka Clarke aus dem Jahr 1918 wiegten Violine und Cello die Socke in den Schlaf.

Schließlich riefen die Musiker alle Kinder auf die Bühne. Jedes bekam eine oder mehrere Noten, den Bass- und Violinschlüssel oder ein Vorzeichen in die Hand und so entstand im Haus der Musik eine Welturaufführung für Oboe, Marimbaphon und Streicher. Nicht nur mit diesem Schlussakkord haben die Musiklehrer der Zweigstelle Haslach der Musikschule Ortenau den musikalischen, pädagogischen und unterhaltsamen Wert der Reihe wieder um ein paar Prozentpunkte nach oben geschraubt.