Die Teilnehmer der "Alt-Haslacher Gesprächsrunde" tauschten sich rege aus. Foto: Krafczyk

Mehrere Hundert Lebensjahre kommen bei Premiere zusammen / Viele Anekdoten über den Storch

Eine rundum gelungene Premiere hat die "Alt-Haslacher Gesprächsrunde" gefeiert, die jüngst im Freihof stattfand. Es kamen einige Hundert Lebensjahre in dieser Runde zusammen.

Haslach. Mit dabei war auch Rosel Sahl, mit 107 Jahren derzeit älteste Haslacherin. Das Ambiente stimmte an diesem Nachmittag, als sich etwas mehr als ein Dutzend Haslacher zu einem Erinnerungs-Austausch trafen. Im Esszimmer Hansjakobs saßen alle bei Badischem Wein und Hefezopf beisammen, kredenzt durch die Haslacher Bürgerinnen, und schwelgte in Erinnerungen an Storchentag, Storchenkamin und die Störche, die damals zur Kindheit gehörten.

Anlass für diese außergewöhnliche Runde waren die abschließenden Dreharbeiten für den Dokumentarfilm "Haslach und die Störche". In drei Themenbereiche war der Nachmittag eingeteilt. Als es um den Storchentag ging, wurde recht schnell klar, dass dieser für alle stets ein ganz besonderer Tag war. Denn dann gab es Brezeln, Äpfel und Würste, zu Rosel Sahls Zeiten aber noch lange keine Orangen, dafür gedörrte Schnitz. Sie war ihren Angaben zufolge nur zweimal in ihrer Kindheit beim Storchentag. Es blieb ihr die Erinnerung an jenen Mitstreiter auf der Straße, der ihr das Stoffsäckle einfach aufgeschnitten und sie um ihre Beute gebracht hatte. Georg Müller war später sogar mehrfach "Orangenkönig" geworden.

Da wurde von den Storchenvätern berichtet, die am "Storchen" immer ihr Viertele Rotwein erhielten. In den Gesprächen wurde klar, dass der Storchentag für Jeden alljährlich ein großer Festtag war, der aber auch immer wieder Raufereien mit sich brachte. Während des Kriegs wurde er auch mal ausgesetzt.

Der Storchenkamin mit seinem Nest wurde seinerzeit von vielen Touristen als eines der Wahrzeichen Haslachs mit der Kamera aufgenommen. Aber auch an die Kämpfe zwischen den Störchen und missliebigen Krähen erinnerten die Gesprächspartner sich. Jäger Zwick musste den Krähen mit einigen Schrotkugeln den Garaus machen. Einmal, beim Begräbnis einer Haslacher Hebamme, hätte auf das noch offene Grab ein Storch ein Ästchen abgeworfen, eine Erinnerung, die Lisa Vollmer zu diesem Thema in die Runde überbringen ließ. Wenn Kartengrüße aus Haslach in die weite Welt hinaus gingen, dann meist in Form von Ansichtskarten mit dem Storchenkamin und der eingeblendeten Geschichte vom Storchentag.

Dass die Störche überhaupt nochmals kommen würden, hatte in den 40 Jahren ohne sie kaum noch jemand aus der Runde geglaubt. Nun befindet man sich wieder förmlich im "Storchenfieber". Ein Jeder freut sich, so ist sich Rosel Sahl sicher. Eines aber bleibt, und das wurde deutlich, die Sorge um den nötigen Lebensraum.

An der Alt-Haslacher Gesprächsrunde, die von Alois Krafczyk geleitet worden war, nahmen teil: Lotte Olbrich, Rosel Sahl, Elke Müller, Siegfried Gleisle, Norma Neumaier, Anna Walter, Karl- Heinz Steier, Georg Müller, Brigitte Maier, Gotthard Maier, Erna Grießbaum, Walter Bührer und Brigitte Sornik.