Sehr biegsam: Elisabeth Seitz (links) stattete den Nachwuchstalenten des TV 1864 Haslach einen Besuch ab. Die erfolgreiche Kunstturnerin moderierte nicht nur, sondern absolvierte auch gemeinsame Trainingssequenzen mit den Kinzigtälern. Fotos: Jehle Foto: Jehle

Kunstturnen: Spitzensportlerin trainiert mit Nachwuchs des TV. Fans haben viele Fragen an ihr Idol.

Haslach - "Schultern nach unten, Kopf nach oben, die untere Balance halten": So hat die Spitzenturnerin Elisabeth Seitz am Samstag in der Eichenbachsporthalle unterwiesen. Eine halbe Hundertschaft der Nachwuchstalente des TV 1864 Haslach folgten ihren Anweisungen.

Seitz, die derzeit erfolgreichste Kunstturnerin Deutschlands, hat den Haslachern auf Vermittlung von Dagmar Junggeburth einen Besuch abgestattet. Damit bedankte sich die ehemalige Landestrainerin auch im Namen der Familie Huber aus Mahlberg für mehr als zwei Jahre Training des elfjährigen Tom Hubers, der nach den Sommerferien ins Sportinternat nach Stuttgart wechselt. Vor vielen begeistert applaudierenden Zuschauern zeigte Tom, der dem Bundeskader angehört, eine Kostprobe seines bemerkenswerten Könnens.

Anschließend konnten die Haslacher Nachwuchsturner beim freien Erwärmungstraining mit Stuttgarterin Seitz deren wertvolle Tipps sofort einarbeiten und für zukünftige Übungen abspeichern.

Rund 20 Minuten wurden Kreislauf und Stoffwechsel angeregt sowie Spannung und Mobilität der Muskeln erhöht, damit Bänder und Sehnen an Elastizität gewinnen. Der Zuschauer konnten förmlich verfolgen, wie die mentale Anspannung abgebaut und gleichzeitig die Motivation gesteigert wurde. Die Kinder und Jugendlichen begriffen schnell, was Seitz von ihnen erwartete und setzten die von ihr vorgeschlagenen Verbesserungen postwendend um.

Danach ermunterte Christopher Ast, einer der drei TV-Vorstände, die Kids, mit der Athletin auf "Tuchfühlung" zu gehen und ihr Fragen zu stellen. "Wie wurdest du so beliebt?", fragte prompt eine junge Sportlerin. Seitz lachte und antwortete, wahrscheinlich sehe man ihr einfach die Freude und den Spaß am Turnen an.

Eine weitere Frage lautete, in welchem Alter sie mit dem Sport angefangen habe. "Ich war schon sechs Jahre alt, also relativ spät", entgegnete die gebürtige Heidelbergerin, die nach eigener Aussage die Bundeswehr als Sportsoldatin repräsentiert. Sie ist in Todtnau stationiert und hat den Dienstrang eines Unteroffiziers.

Auch wie oft sie trainiert, interessierte die Jugendlichen. "Das sind so 30 Stunden in der Woche", gab die Athletin Auskunft. Neugierig erkundigte sich Ast bei der 23-jährigen Seitz, ob sie einen Freund habe, was sie lachend verneinte.

Ein Mädchen wollte von ihr wissen, worauf sie besonders stolz sei. "Nach meiner Fußoperation 2014 lief nicht alles rund und einige haben schon nicht mehr an mich geglaubt", erinnerte sich die 23-Jährige. Sie habe sich selbst und auch jenen, die zu ihr hielten, vertraut, und habe es geschafft, sehr erfolgreich an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro teilzunehmen. "Und darauf bin ich wirklich stolz", so das blonde Energiebündel.

Zum Abschluss der aufregenden Stunde mit der Weltklasseturnerin nahmen die, die Lust hatten, an einem Handstand-Wettbewerb für Jedermann teil. Es verwunderte nicht sehr, dass Huber als Letzter auf seinen Händen stand, dicht gefolgt von Jamie aus Haslach. Gemeinsam mit Vorstandskollege Torsten Marschner bedankte sich Ast mit einem Blumenstrauß bei Seitz, dass sie trotz intensiver Wettkampfvorbereitungen den Weg nach Haslach gefunden habe. Steitz will nach einem Reha-Aufenthalt in München nach einer Rückenverletzung wieder mit dem Training beginnen: In den kommenden zwei Monaten warten Qualifikations-Wettkämpfe für die Turn-Weltmeisterschaft im kanadischen Montréal. Bevor Seitz sich auf den Weg nach Stuttgart machte, nahm sie sich für Autogramme und "Selfies" Zeit.

Weitere Informationen: Biografie der Athletin: Elisabeth Seitz, 1993 in Heidelberg geboren, gehört zum WM B-Kader des Deutschen Turnerbunds und ist Mitglied der Nationalmannschaft. Ihr Heimatverein ist der MTV Stuttgart (erste Bundesliga). Im Juni dieses Jahrs errang sie als erste deutsche Turnerin überhaupt den sechsten nationalen Titel im Mehrkampf. Die Sportlerin ist 19-fache Deutsche Meisterin und hat sehr erfolgreich an zwei Olympiaden teilgenommen. Nach ihr wurde 2011 das Turn-Element der "Seitz" am Stufenbarren benannt.