Fast alle Plätze im Zuschauerraum der Stadthalle waren am Dienstagabend belegt, als die Bürgermeister-Kandidaten sich vorstellten. Foto: Gräff

Großer Andrang in der Haslacher Stadthalle. Joachim Nitz erscheint zu städtischer Veranstaltung nicht.

Haslach - Wer wird Haslachs neuer Bürgermeister? Am Sonntag, 19. März, fällt die Entscheidung. Rund 900 Bürger hörten sich am Dienstagabend in der vollen Stadthalle die Bewerbungsreden von drei Kandidaten an. Einer erschien nicht zur städtischen Veranstaltung.

Groß war der Ansturm der Haslacher bei der offiziellen Vorstellung der Kandidaten in der Stadthalle. Schon weit vor Beginn der Veranstaltung strömten die Interessierten in die Halle und belegten nahezu alle Plätze. "Wir haben für mehr als 900 Zuhörer bestuhlt", erklärte Haslachs scheidender Bürgermeister Heinz Winkler bei der Begrüßung der Gäste. "Wer sich als Bürgermeister bewirbt, bekommt dafür kein Geld. Er muss aber auch kein Antrittsgeld zahlen", erklärte Winkler, der den Abend auch moderierte.

Überraschung zu Beginn: Kandidat Joachim Nitz erschien nicht zur Vorstellungsrunde (siehe Bericht rechts). Jedem der drei verbliebenen Kandidaten wurde eine Viertelstunde Zeit für eine Rede eingeräumt. Direkt im Anschluss daran hatte das Publikum die Möglichkeit, eigene Fragen an den jeweiligen Kandidaten zu richten. Alle drei Redner hielten sich problemlos an die Redezeit-Vorgaben. Bürgermeister Heinz Winker und die Kandidaten zeigten sich nach Ende der Veranstaltung zufrieden mit dem Ablauf. Winkler nutzte die Kandidaten-Kür zudem, um die Bürger zu einer Schweigeminute für den am Samstag verstorbenen Ehrenbürger Manfred Hildenbrand zu bitten.

Joachim Nitz

Einer der vier Bewerber glänzte gestern durch Abwesenheit. Joachim Nitz, wohnhaft in Haigerloch und ohnehin im Wahlkampf bislang dadurch besonders auffällig, dass er weder auf Presseanfragen reagierte, noch Eigeninitiative in der Hansjakobstadt ergriff, sagte seine Teilnahme an der Veranstaltung kurzfristig ab. Nach Angaben von Haslachs Hauptamtsleiter Adrian Ritter hatte Nitz gestern lediglich per E-Mail mitgeteilt, dass er nicht erscheine. Gründe gab er nicht an und auch gestern Abend gab es bei der Kandidaten-Runde keine ofizielle Erklärung. Der Haigerlocher, der bei der Stadt Haslach als Finanzwirt geführt wird und als erster seine Bewerbung um das Bürgermeisteramt einreichte, bleibt damit für die Haslacher Wahlbürger ein Phantom. Er reagierte bislang auf keine Anfrage des Schwarzwälder Boten zur Wahlberichterstattung. Er steht als Erster auf der Liste der Kandidaten für den 19. März.

 Reaktion auf Bürgerfragen:

Da der Kandidat nicht erschien, gab es weder Rede noch Bürgerfragen.

Philipp Saar

Über seine Qualifikation sagte Saar: "Ich tue heute schon in einem Netzwerk von Wirtschaft, Industrie und Politik genau das, was ein Bürgermeister für seine Kommune täglich tut: Im Netzwerk von Politik und ihren Entscheidern ist er Interessenvertreter für seine Gemeinde und ihre Bürger." In der Frage zur Haslacher Ortsumfahrung der B 33 gab er sich realistisch und warb für einen Kompromiss. Allerdings leistete er sich auch einen Patzer, als er von für den Tunnel notwendigen Mitteln in Höhe von 150 Milliarden Euro sprach – richtig sind, wie er auch korrigierte, 150 Millionen Euro. Unter verschiedenen anderen Themen, die für Haslach seiner Ansicht nach wichtig sind, betonte er das Bereitstellen von schnellem Internet für Privathaushalte und Firmen. Seine Partnerin, Medien- und Verwaltungsinformatikerin, bezeichnete er als "meine häusliche Bürgerinitiative für ein schnelles Internet".

Reaktion auf Bürgerfragen:

Ob es bei der Sanierung von Sportstätten eventuell auch möglich sei, diese ohne Zuschüsse anzugehen, fragte ein Bürger. Das liege ihm sehr am Herzen, sagte Saar – die Sanierung des Stadions sei aber "eine große Hausnummer", diese würde die Stadt allein eher nicht hinbekommen. Zudem ging er auf Nachfrage kurz auf seine Vision einer klimaneutralen Gemeinde ein: Beispielsweise über einen Bürgerfonds auf kommunalen Dächern Solaranlagen einzurichten. Hochwasserschutz und die Tunnelfrage wolle er trennen.

Christian Nonner

Als Bürgermeister will Christian Nonner "wie alle anderen Bürger leben" und deshalb auch keinen Anzug im Amt tragen, erklärte er zu Beginn der Ansprache. "Ich bin kein Redner und sehr aufgeregt. Vor so vielen Menschen habe ich noch nie gesprochen", räumte er ein. Da ging ein Raunen durch die Halle und auch kräftig Beifall für so viel Ehrlichkeit. Haslach sei "eine wunderschöne Gemeinde", zwei Drittel der Gemeinde habe er schon zu Fuß besucht. Als Ziele für die Stadt nannte er zuerst die Veränderung der Beiträge für den Kindergarten. Diese wolle er einkommensgestaffelt regeln und später ganz abschaffen. Da schwebe ihm eine Stiftung vor. Junge Familien will Nonner mit Begrüßungsgeld für Kinder unterstützen. Zum Verkehr erklärte er, dass er für eine Untertunnelung sei. "Am besten Autos weg und Abgase weg", sagte er. Haslach wolle er "energie-unabhängig machen". Nicht abgehoben wolle er sein Amt ausüben und seine "Brötchen auch weiterhin beim Bäcker holen". Die besten Ideen bekomme man "bei den Bürgern und nicht vom Schreibtisch aus".

 Reaktion auf Bürgerfragen:

Auf die Frage aus dem Publikum, welche berufliche Qualifikation er besitze, erklärte Nonner, er habe eine handwerkliche Ausbildung in elterlichen Maler- und Lackiererbetrieb. Dort habe er auch in der Verwaltung gearbeitet. Beruflich sei er als Buchbinder aktiv gewesen. Einen "politischen Beruf habe ich nicht".

Martin Haas

Der Kandidat aus Wolfach hob in seiner Rede hervor, dass er Haslach und das Kinzigtal schon von Kindesbeinen an kenne. Er wolle sich für den sozialen Wohnungsbau stark machen und habe entsprechende Kontakte. Dass Winfried Kretschmann als Kandidat für das Bundespräsidentenamt in Frage gekommen sei, sei mit auf seine Initiative hin geschehen, erklärte er und erntete kräftiges Raunen im Saal. Das wichtigste Thema für ihn sei die Umgehungsstraße. Er sei für eine oberirdische Lösung und nicht mehr für einen Tunnel, da dies schneller zu bewerkstelligen sei. Den Fußballplatz zum Stadion umbauen will er mit Hilfe seiner Kompetenzen, die er an der Fernuniversität Hagen erlernt habe. "Wie das geht, möchte ich jetzt nicht verraten", betonte er und sorgte damit für heiteres Raunen in der Halle. Das Bänklefest sei ihm sehr wichtig. Er habe auch schon Ideen, wie man noch mehr Besucher dort unterbringen könne. Auch mehr Konzerte und Veranstaltungen wolle er nach Haslach bringen und Tage der offenen Tür stärker fördern, um Handel und Gastronomie zu stärken.

Reaktion auf Bürgerfragen:

Ein Bürger hakte nach und wollte wissen, welche Prioritäten sich Kandidat Haas sich als möglicher Bürgermeister der Stadt Haslach gesetzt habe. "Das ist die Umgehungsstraße und alle Punkte, die ich aufgezählt habe. Man kann das nicht alles voneinander trennen", erklärte er, blieb aber dem Saal weitere Details schuldig.