Im Hinblick auf die Geschichte der Sparkasse Gutach und ihrer Bedeutung für die Gemeinde ist die Schließung der Filiale für viele Gutacher ein Ärgernis. Foto: Gräff Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Gutacher Gemeinderat fordert 1898 Sparkasse mit Gemeindebürgschaft

Mit der Schließung der Gutacher Filiale der Sparkasse Haslach-Zell zum 1. September geht die inzwischen 118-jährige, sehr erfolgreiche Geschichte dieser Einrichtung in der Bollenhutgemeinde zu Ende. Am 5. März 1898 hatte sie begonnen.

Gutach. Im Sitzungsprotololl des Gemeinderats aus der Zeit findet man die lapidare Forderung: "Es soll eine Sparkasse mit Gemeindebürgschaft gegründet werden". Dieser Entschluss einer bäuerlich geprägten Schwarzwaldgemeinde war in jener Zeit nicht allgemein üblich.

Hintergrund waren einmal die wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert, die Bauernbefreiung, die frühe Industrialisierung im Gutachtal, der Bau der Schwarzwaldbahn und nicht zuletzt die vom deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit ausgelöste Gründerzeit, die allenthalben einen Aufschwung brachte.

Ein naheliegender Grund für die Gutacher, eine eigene Sparkasse zu gründen, war die erfolgreiche Entwicklung des Hornberger Instituts, bei der einige Gutacher ihr Kapital stehen hatten.

Das Großherzogliche Ministerium des Innern in Karlsruhe hatte Bedenken und genehmigte die Einrichtung einer Sparkasse in Gutach erst nach weiteren Anträgen des Gemeinderats. Am 8. Oktober 1898 wurden dann die Verwaltungsorgane der Gutacher Sparkasse bestellt.

Dem Verwaltungsrat gehörten an: Bürgermeister Johann Wöhrle (Bachbauer) als Vorsitzender, vom Gemeinderat Jakob Lauble (Metzger), Christian Götz, Johann Breithaupt, Schreinermeister Johann Brüstle, Bühlersteinbauer Georg Moser und Altlehemesbauer Georg Lehmann.

Zum Rechner wurde Christian Lehmann bestimmt, in dessen Haus auf der "Insel" in den Anfangsjahren das Kassenlokal untergebracht war. Lindenwirt Karl Moser wurde vom Verwaltungsrat mit der Aufgabe des Kontrolleurs betraut. Einen wichtigen Beschluss fasste der Verwaltungsrat am 17. Dezember 1898: "Sämtliche Einlagen sollen mit dreieinviertel Prozent verzinst werden." Nach langen und nicht einfachen Vorbereitungen trat die Sparkasse Gutach am 1. Januar 1899 ins Leben.

Nach dem Umzug von der "Insel" fand die Sparkasse für Jahrzehnte im Rathaus eine Bleibe. Unter dem Sparkassenleiter Hans Schmidt, der die Geschicke seit den dreißiger Jahren lenkte, wurde 1963 das neue Gebäude an der Hauptstraße eingeweiht und bezogen. Schon 1958 hatte der Zusammenschluss der Sparkassen Hornberg und Gutach eine Entwicklung eingeleitet, die 1974 mit der Sparkasse Haslach-Hornberg ihre Fortsetzung fand und in dem 1997 erfolgten Zusammenschluss Haslach-Hornberg-Zell zur Sparkasse Haslach-Zell ihren Abschluss markierte. Wesentlich geprägt haben die Leiter der Gutacher Sparkasse "dieses segenbringende Institut", wie es die Gemeindeväter 1898 voraussahen. Am Anfang stand Kassenrechner Christian Lehmann, dann lange Jahre Hans Schmidt an der Spitze und bis 2001 trug Günter Blum die Verantwortung, zunächst seit 1956 als Auszubildender, dann als Bankkaufmann und seit 1969 als Zweigstellenleiter.

Im Hinblick auf die Geschichte der Sparkasse Gutach und ihrer Bedeutung für die Gemeinde ist die Schließung der Filiale für viele Gutacher nicht nur eine Enttäuschung, sondern ein Ärgernis.