Joachim Schondelmaier ist der Vorsitzende der Bürgerstiftung. Die Stiftung möchte Projekte verschiedener Art in der Gemeinde unterstützen. Foto: Stangenberg

Bürgerstiftung will das Gemeinwohl im Ort finanziell fördern und 2017 durchstarten

Gutach. Die Bürgerstiftung Gutach gibt es seit mehr als einem Jahr. Im Dezember 2015 wurde sie auf Initiative von Bürgermeister Siegfried Eckert gegründet. Joachim Schondelmaier, Vorsitzender der Bürgerstiftung, berichtet im Gespräch mit dem SchwaBo über die Struktur, Aufgaben und Ziele dieser Einrichtung, die gemeinnützige Projekte in Gutach fördern möchte.

Herr Schondelmaier, die Bürgerstiftung Gutach wurde im Dezember 2015 gegründet. Was genau ist eigentlich eine Bürgerstiftung?

Sie ist eine Stiftung öffentlichen Rechts. Was vielleicht eine Besonderheit an unserer Stiftung ist, dass sie eben von Gutachern für Gutacher gedacht ist. Das heißt, dass wir mit unserem Geld ausschließlich Projekte in unserer Gemeinde unterstützen.

Was versteht man unter einer Bürgerstiftung öffentlichen Rechts?

Mit dieser dürfen wir Spenden vereinnahmen und auch Spendenbescheinigungen ausstellen. Das ist ein wesentlicher Punkt, gerade für denjenigen, der spendet. Mit der Bescheinigung zieht der Spender wieder eigene Vorteile, da er diese von der Steuer absetzen kann. Von der rechtlichen Grundlage her braucht man für die Gründung einer Stiftung ein Stammkapital von 100 000 Euro, um eine Genehmigung von Finanzämtern und dem Regierungspräsidium zu erhalten. Als Zweites ist eine Satzung nötig. In dieser wird festgelegt, was die Stiftung genau machen darf. Es gibt ein Gremium, das darüber wacht. Dieses setzt sich aus einem Vorstand, in dem
Rolf Schondelmaier, Hermann Blum und ich tätig sind, sowie einem Kuratorium mit zehn Mitgliedern zusammen.

Sie sprachen bereits an, dass die Stiftung von Gutachern für Gutacher gegründet wurde. Wen möchten Sie konkret unterstützen?

Wir möchten ausschließlich das Gemeinwohl in unserer Gemeinde fördern. Dabei möchten wir die Einwohner in den Bereichen Kunst und Kultur, Denkmalschutz- und Denkmalpflege, Erziehung, Volks- und Berufsbildung und Studentenhilfe, Sport und Heimatpflege und Heimatkunde mit Spenden unterstützen. Brauchtum ist natürlich ein großes Thema. Was mir auch ganz wichtig ist, dass wir das Engagement zugunsten gemeinnütziger und mildtätiger Zwecke, im Grunde genommen also die gute Tat, fördern können.

Gibt es da Grenzen?

Ich habe ja schon betont, dass wir keine Projekte außerhalb unserer Gemeinde unterstützen dürfen. Dazu zählen jedoch keine Maßnahmen, die im Bereich der Gemeindeverwaltung liegen. Wenn also eine Straße saniert wird, dann bleibt das Gemeindeaufgabe. Dann gibt es natürlich auch Grenzbereiche, wie die Förderung des Kindergartens, der zur Gemeinde gehört. Wir sind eine recht junge Stiftung und suchen gerade unseren
Weg, welche Projekte wir konkret fördern können. Was wir auch nicht dürfen, ist eine »Hundertprozent-Förderung«. Die Stiftung wird also nur Teile eines Projekt mit einer Spende unterstützen. Damit möchten wir auch andere dazu anspornen, etwas für das Gemeinwohl zu tun.

Sie haben bereits das Stiftungskapital angesprochen. Wie genau finanziert sich die Bürgerstiftung Gutach?

Das Kapital das zunächst notwendig war, ist festgelegt. Das heißt, wir dürfen es nicht ausgeben und müssen es laut Satzung vermehren. Ausgeben dürfen wir die Zinsen, die wir erwirtschaften. Das ist momentan schwierig, da die Zinsen sehr niedrig sind. Und wir dürfen natürlich Spenden vereinnahmen und wieder für gemeinnützige Zwecke in Gutach ausgeben. Mit dem Stiftungskapital arbeiten wir, aber es muss auch unangerührt bleiben. Wichtig ist auch, dass der Förderer selber entscheiden kann, in welcher Form er spenden möchte: Er kann direkt einmalig, mehrfach oder für ein konkretes Projekt in den »Spendentopf« zahlen. Dieses Geld wird dann auch von der Bürgerstifftung ausgegeben. Möglich ist aber auch eine Spende für das Stiftungskapital. Dieses Geld ist dann langfristig angelegt und nur der erwirtschaftete Zins darf ausgegeben werden. So kann sich ein Spender über Jahrzehnte in Gutach verankern.

Sie betonten bereits, dass Sie als Gutacher wiederum Gutacher unterstützen möchten. Sind in der Bürgerstiftung ausschließlich Einwohner Gutachs?

Also teilnehmen darf natürlich jeder. Einbringen kann man sich von überall, die Ausgaben dürfen nur für Gutacher gemacht werden.

Wie unterscheiden sich Vorstand und Kuratorium voneinander?

Der Vorstand hat mehr Entscheidungsbefugnisse und trägt auch die Verantwortung für die komplette Stiftung. Die Kuratoriumsmitglieder haben eine überwachende Funktion. Wobei wir uns jedoch immer zusammen treffen und gemeinsam entscheiden. Wir haben uns nach der Gründung im vergangenen Jahr öfters getroffen, und haben im Dezember das erste Mal Geld ausgegeben. Und zwar unterstützen wir in diesem Jahr die Seniorenbetreuung der evangelischen Kirche mit der Finanzierung einer Seniorenfahrt.

Welche Pläne und Ziele haben Sie für 2017?

Die Bürgerstiftung Gutach ist jetzt durch die Gründungsphase durch und hat einige Spenden sammeln können. Ein wesentliches Ziel ist, jetzt für Gutach schöne Projekte zu finden. Wir sind da ganz offen. Jeder, der eine Idee oder ein Anliegen hat, kann gerne auf uns zugehen und Vorschläge machen. Wichtig ist, dass wir für alle Einwohner Gutachs offen sind.

Die Fragen stellte Lena Stangenberg