Projektleiter Stefan Böhler erläutert den Projektablauf und beantwortet auch kritische Fragen. Foto: Forth

Genossenschaft wirbt in Gutacher Festhalle um Anteilszeichner. Fragen bei Informations- veranstaltung beantwortet.

Gutach - Die Verantwortlichen des E-Werk Mittelbaden scheinen beim Thema Windkraft viele Gutacher Bürger im Sturm erobert zu haben. Nach der Infoveranstaltung der Bürgergenossenschaft, die am Mittwochabend in der Festhalle stattfand, zeichneten einige der 150 Interessierten bereits ihre Anteile.

"Eine Bürgerbeteiligung in Form einer Energiegenossenschaft war uns immer wichtig", sagte Rathauschef Siegfried Eckert, der sich positiv gestimmt zeigte, was die Bürgergenossenschaft angeht. Diese wurde anschließend von der Vorstandssprecherin Brigitta Schrempp vorgestellt (siehe Infokasten).

Projektleiter Stefan Böhler blickte auf den Bauverlauf zurück und beantwortete danach zusammen mit Martin Wenz vom E-Werk Mittelbaden die zum Teil kritischen Fragen der Bürger. Der SchwaBo stellt hier die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.

Bürgerbeteiligung

"Es war unser Bestreben, die Region an der Anlage zu beteiligen", sagt Martin Wenz, "und ich mache keinen Hehl daraus, dass das auch ein Kundenbindungsinstrument ist." Dennoch sollen diejenigen, die durch den Bau der Anlage belästigt wurden, auch davon profitieren können.

Jedes Genossenschaftsmitglied kann bis zu 40 Anteile á 500 Euro erwerben, also mit maximal 20 000 Euro einsteigen. Bis zum Jahresende sind Zeichnungserklärungen in den Bezirksstelle Hausach oder per Download zu bekommen. Die Kündigungsfrist der Anteilseigner beträgt zwei Jahre zum Jahresende.

Mit welchem Betrag sich die Bürgergenossenschaft an dem Windpark auf der Prechtaler Schanze beteiligt, hängt laut Brigitta Schrempp davon ab, wie viele Mittel von den Mitgliedern eingeworben werden können. Sollten nicht genügend Anteile zusammen kommen, sei es möglich, dass Banken weiteres Kapital in das Projekt pumpen. Übersteigt der Zeichnungsanteil den Projektanteil der Genossenschaft, kann die Zahl der Anteile heruntergesetzt oder eine Beteiligung am zweiten Bauabschnitt erwägt werden.

Insgesamt ist die Genossenschaft mit 74,9 Prozent an den insgesamt rund 18 Millionen Euro teuren Windanlagen beteiligt. Den Rest trägt das E-Werk Mittelbaden. Somit liegt der Anteil der Genossenschaft bei rund vier Millionen Euro pro Windrad.

Rendite

Nach eigenen Berechnungen verspricht sich das E-Werk Mittelbaden eine Rendite von rund drei Prozent nach Steuern. "Diese werden wir für unsere Mitglieder halten", versprach Brigitta Schrempp. "Die zentrale Größe der Wirtschaftlichkeit bleibt aber der Windertrag", sagt Martin Wenz und verweist auf die zweijährige Messung durch den TÜV-Süd, der Windstärke, die gute Ergebnisse gebracht habe. Später fließt jeweils der mittlere Ertrag der drei Windanlagen in die Berechnung ein, damit niemand einen Nachteil hat. "Dennoch rechnen wir konservativ, um später keine schlechten Erträge rechtfertigen zu müssen", sagt Wenz.

Risiken

Die generellen Risiken schätzen die Verantwortlichen vom E-Werk Mittelbaden gering ein. Für den Fall, dass es nicht so viel Wind gibt, wie im zweijährigen Test gemessen, rechnen die Verantwortlichen mit geringeren Werten, "um uns und ihnen eine entsprechende Sicherheit zu geben", so Wenz. Ein Wartungsvertrag für die Anlagen besteht für die nächsten 20 Jahre, "in der Regel halten die Anlagen aber deutlich länger", sagt Projektleiter Stefan Böhler.

Im Falle eines Stillstands springt die Versicherung ein. Nach dem Einbruch in eine Windkraftanlage in Lahr wurden auf der Prechtaler Schanze einbruchsichere Türen verbaut. Zudem sorgt eine Blattheizung dafür, dass die Anlage im Winter nicht vereist und wegen der Gefahr eines Eisschlags abgeschaltet werden muss. Dass die Herstellerfirma insolvent geht, ist laut Martin Wenz ebenfalls unwahrscheinlich.

Die Bürgerenergiegenossenschaft mit Sitz in Lahr wurde am 4. Oktober 2012 gegründet und hat derzeit 844 Mitglieder. Derzeit besitzt die Genossenschaft rund 1,53 Millionen Euro an Einlagen, 1,1 Millionen Euro sind investiert. Die Dividende auf die gezeichneten Anteile liegt im Schnitt bei 3,1 Prozent. Bis zum 31. Dezember ist sie für weitere Mitglieder geöffnet. Bestehende Anteile können erhöht werden. Der ehrenamtliche Vorstand besteht aus vier Mitgliedern, dem elfköpfigen Aufsichtsrat sitzt die Betriebswirtin Rita Klee vor. Derzeit sind eine Wasserkraftanlage in Zell und eine Photovoltaikanlage in Offenburg in Arbeit.