Das mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Steinschlossflinten bewaffnetn Hecker-Lager hatte gegen die geordneten Reihen der Bundestruppen keine Chance. Foto: Jehle

Heckergruppe Offenburg erinnert im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof an 1848er-Revolution.

Gutach - In einem farbenprächtigen Schauspiel erinnerte die Heckergruppe Offenburg am Sonntag im Vogtsbauernhof in Gutach an die badische 1848er-Revolution. Mag sie auch seinerzeit offiziell gescheitert sein, gelten die Ideen der "Revoluzzer" als Keimzelle unseres Grundgesetzes.

Selbst den zahlreichen Kindern unter der Zuschauermenge war bei der diesjährigen Aufführung klar, dass die mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Steinschlossflinten bewaffneten Freischärler keine Chance gegen die geordneten Reihen der Bundestruppen hatten. Ob seinerzeit die Kanone auch erst mal eine Ladehemmung hatte wie am Sonntag dürfte keine Rolle gespielt haben – zu übermächtig waren die Soldaten. Letztendlich fehlte auch der Rückhalt des Großbürgertums und eine einheitliche Führung der Bewegung, wie der Kommandeur der Offenburger Heckergruppe, Oliver Felsen, in seinem Vortrag vor der Aufführung ausführte. Anschaulich schilderte er die Epoche voll politischer Unruhen und gesellschaftlicher Verwerfungen, in die die badische Revolution eingebettet war.

"Es krachte überall in Europa", konstatierte Felsen und verwies auf Länder wie Österreich, Ungarn, Italien, Tschechien und Polen, in denen es gärte. Die französische Revolution hatte Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen – allerdings auch das darauf folgende Blutbad. War anschließend Napoleon erst als Neuerer bejubelt worden, folgte bald die Ernüchterung ob des dafür zu zahlenden Preises. Der "Biedermeier" an sich wollte laut Felsen trotzdem keine Revolution, und schon gar nicht das, was Friedrich Hecker, der zum radikalen Flügel gehörte, verlangte. So gehörte zu den Forderungen im Offenburger Salmen im September 1847 die "Ausgleichung zwischen Arbeit und Kapital" und eine "gerechte Besteuerung".

Was heute selbstverständlich scheint wie Wahlrecht, Pressefreiheit und allgemeiner Zugang zu Bildung war damals bahnbrechend. Wenngleich die badische Regierung bestimmte Neugestaltungen gewährte, konnten diese im Ergebnis jedoch nicht Fuß fassen. Die von Baden ausgehende umstürzlerische Welle erfasste zwar ganz Deutschland, endete aber nicht nur in Berlin mit dem blutigen Niederschlagen des Aufstandes. Auch in Baden kehrte der ins Exil geflüchtete Großherzog Leopold im August 1849 in die Residenzstadt Karlsruhe zurück, nachdem sich Rastatt als letzte Bastion der Volksbewegung den preußischen Truppen ergeben musste. Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. hatte auf Bitten Leopolds hin interveniert unter der Bedingung, dass Baden dem "Dreikönigsbündnis" (Preußen, Sachsen und Hannover) beitritt. Im Juli 1849 rückten 11 000 Mann in Offenburg ein und marschierten nach Freiburg und ins Kinzigtal. Die im Juni ausgerufene Badische Republik war innerhalb weniger Wochen Geschichte.

Opulent in Szene gesetzt wurde das Schlachtgetümmel auf der Museumswiese von den Heckerleuten aus Offenburg, der Bürgerwehr aus Riedlingen und einem Reiter der Gengenbacher Bürgergarde. Passend ergänzt wurde die Vorführung durch die Biedermeiergruppe Offenburg, die in historischer Kleidung über das Museumsgelände flanierte und im Pavillon verschiedene Tänze aufführte. Auch die Kinder konnten sich unter Anleitung einen Anstecker in Form von Schleifen in den badischen Landesfarben basteln und sich ans Revers heften.