Derzeit gibt es Begegnungen zwischen Mensch und Wolf nur im Alternativen Wolfs- und Bärenpark in Bad Rippoldsau-Schapbach. Foto: Alternativer Wolf- und Bärenpark

"Wir wissen nicht, wie der Wolf agiert": Diskussionsabend in Gutach wirft viele Fragen auf und gibt kaum Antworten.

Gutach - Die Rückkehr des Wolfs in den Schwarzwald sorgt derzeit für eine Menge Zündstoff. Dies wurde auch wieder deutlich bei einem Diskussionsabend, zu dem die CDU-Bundestagsabegordnete Kordula Kovac nach Gutach ins "Rössle" eingeladen hatte.

"Der Wolf wird kommen". Darüber waren sich die Gesprächsteilnehmer – Schäfer, Landwirte und Jäger – einig. "Wir müssen den Anfängen wehren, wir können den Wolf im Schwarzwald nicht gebrauchen". Diese deutlichen Worte eines Vollerwerbs-Landwirts haben an dem Diskussionsabend allerdings auch gezeigt, wie besorgt Landwirte und Schäfer über die mögliche Wiederansiedlung des Tieres sind.

Damals, so die einhellige Meinung, lebte der Wolf im Schwarzwald in einer Wildnis. Heute hingegen sei dieses Gebiet Kulturlandschaft und somit gäbe es ganz andere Voraussetzungen. "Jogger, Wanderer, Mountainbiker: Der Wald ist eigentlich Tag und Nacht belebt", waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Der Wolf brauche aber ein großes Rückzugsgebiet, damit sich Mensch und Tier nicht begegneten.

Ob das dann zu einer Konfrontation mit Folgen für den Mensch kommt, könne derzeit auch nicht abgeschätzt werden. Ein großes Problem sahen die Teilnehmer in der Offenhaltung der Landschaft. "Meine rund 100 Schafe und 24 Ziegen halten etwa 24 Hektar Problemflächen frei, die ohne die Tiere zuwachsen würden", argumentierte ein Schäfer im Nebenerwerb.

Seine Tiere sind demnach artgerecht Tag und Nacht auf der Weide. "Es wird kein Schäfer bereit sein, seine Tiere jeden Abend reinzuholen, nur damit diese nachts nicht vom Wolf gerissen werden", betonte er.

Wenn sich keine Schäfer oder Landwirte mit ihren Rindern mehr finden würden, die mit ihren Tieren für die Offenthaltung der Landschaft sorgten, dann gäbe es ein großes Problem im Schwarzwald, der letztlich auch dem Tourismus schade.

Das sah auch Kordula Kovac so, die nach eigenen Angaben bei diversen Bürgermeisterbesuchen immer wieder auf das Thema angesprochen wird. Natürlich gebe es Möglichkeiten der Vorbeugung: Als Beispiele nannten die Diskussionsteilnehmer Hütehunde oder große Elektrozäune. Beides sind allerdings höchst kostspielige Anschaffungen. "Dazu werden viele finanziell überhaupt nicht in der Lage sein, entsprechend zu investieren", betonte der Schäfer.

Von Seiten der Jägerschaft ist, das wurde bei der Diskussion deutlich, derzeit nichts zu machen. "Der Wolf unterliegt – im Gegensatz zum Luchs – nicht dem Jagdrecht", hieß es. Zudem sei der Schaden, den ein Wolf anrichte, groß: "Ein Luchs nimmt sich ein Tier, der Wolf schlägt – da er in Stress gerät – mehrere Tiere, auch wenn er letztlich nur eines frisst", hieß es.

Von daher sehe man einer Population des Tieres auch mit großer Sorge entgegen. Der Deutsche Jagdverband habe zwar eine Resolution beschlossen, in der gefordert wird, dass auch der Wolf jagbar sei. Allerdings stoße der Jagdverband da auf heftigen Widerstand unter anderem bei Naturschutzverbänden.

Was passiert aber beim Riss beispielsweise eines Schafs durch den Wolf? "Dafür gibt es finanziellen Ersatz durch einen Fond", so die Aussage eines Jägers. Nicht abgedeckt ist demnach allerdings, wenn es zu größeren Schäden kommt. "Was passiert, wenn meine Schafe gejagt werden, beispielsweise auf die Bahngleise flüchten und ein Zug in die Herde fährt?", wollte der Schäfer wissen. "Dazu gibt es bislang keine finanziellen Mittel", sagte dazu Kordula Kovac.

Der Diskussionsabend hat viele Fragen aufgeworden, aber kaum Antworten geben können. "Wir wissen bislang nicht, wie der Wolf hier agieren wird", war das Fazit seitens der Jäger.