Dietmar und Ellen Gauß, kamen mit ihren Kindern Emely (13), Jacob (10) und Leandro (7) zum BaustellenbesuchFoto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Gespräch mit den letzten Bewohnern des Effringer Schlössles

Gutach. Das Effringer Schlössle nimmt auf dem Gelände des Gutacher Freilichtmuseums Vogtsbauernhof Gestalt an. Die letzten Bewohner, Dietmar und Ellen Gauß, kamen mit ihren Kindern Emely (13), Jacob (10) und Leandro (7) zum Baustellenbesuch. Dem SchwaBo erzählt der Familienvater vom Leben in und mit dem Effringer Schlössle.

Herr Gauß, wie lange haben Sie im Effringer Schlössle gewohnt?

Nun, ich bin hier mit meinen Geschwistern Friedhilde, Irmgard und Berthold ein Stück weit aufgewachsen. Als ich acht Jahre alt war, sind wir dann in das Haus nebenan eingezogen, das meine Eltern damals gebaut hatten.

Wie haben Sie es als Wohnhaus in Erinnerung?

Hier stehen wir im Öhrn – dem Hausgang. Wir hatten ein ganz großes Treppenhaus und mehrere Zimmer. Die Treppe war das Einzige, was mein Vater einbauen ließ. Oben gab es eine kleine Küche, in der gekocht wurde. Allerdings war der hintere Teil unserer Küche schon so baufällig und marode, dass es echt gefährlich war. Wir Kinder durften da gar nicht mehr hin. Unser Wohnzimmer war sehr groß, da hatten wir alle Platz. Sogar die Hühner, die mein Vater da gehalten hat (lacht). Heute darf man das ja gar niemandem mehr erzählen. Aber der Hühnerstall wurde nicht mehr genutzt, da lagerten nur Gerätschaften und die Futterrüben für die Kühe. Und da oben bei den Fenstern, da gab es zwei Schlafzimmer. In dem rechten schliefen meine Eltern mit Friedhilde und Berthold, in dem anderen schlief ich mit Irmgard und dem Opa. Die Oma war ja schon gestorben.

Wie kann man sich die Wohnverhältnisse in einem so alten Haus vorstellen?

Es war halt alles sehr einfach. Es gab zwei Wasserhähne mit kaltem Wasser und ein großes Steinwaschbecken. Es liegen Welten zwischen der damaligen und der heutigen Lebensweise. In der Futterküche wurde samstags eine Zinkwanne aufgestellt, Wasser auf dem Herd erhitzt und dann wurde gebadet. Der Raum hier war extrem niedrig, der gebogene Deckenbalken hing ein Stück weit in der Luft und wurde von einem Pfeiler gestützt, dahinter war das Steinwaschbecken. Der Keller des Hauses hatte eine Holzdeckung, da haben wir bis zum Schluss Kartoffeln und Most gelagert, die Mostfässer untergestellt und Lebensmittel deponiert. Die Steinmauer der Außenwand sah aus, als seien die Steine lose aufeinandergesetzt worden, da gab es keine Schüttung mehr zwischen den Steinen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es für meine Mutter gewesen sein muss, als wir dann endlich in das neue Haus gezogen sind.

Und Ihr Vater?

Als mein Vater nach der Hochzeit 1952 in das Haus kam, galt es schon als herunter gewirtschaftet und sehr alt. Er hat dann eine Treppe einbauen lassen, aber darüber hinaus nichts mehr investiert. Zwanzig Jahre später hat er dann das neue Haus nebenan gebaut. Ich weiß noch gut, wie er zusammen mit meiner Mutter auf seiner grau-weißen "Florett" ins Landratsamt gefahren ist, um die Baugenehmigung abzuholen. Nach dem Umzug ist das alte Haus ein Stück weit zu unserem Spielplatz geworden, so wie es dann auch für meine eigenen Kinder ein Stück weit der Spielplatz war. Allerdings durften sie nie unbeaufsichtigt hier spielen, das wäre zu gefährlich gewesen.

Wie haben Sie das Effringer Schlössle in den vergangenen 40 Jahren erlebt?

Nun, ich habe jahrzehntelang das Dach des Hauses abgedichtet, um es einigermaßen zu erhalten. Nachts träumten wir öfter: Jetzt ist es eingefallen! Wenn man so ein Haus hat, ist das eine große Last. Aufgrund des Denkmalschutzes war ein Abriss nicht möglich, das Interesse des Museums Vogtsbauernhof war für uns ein sehr glücklicher Umstand.

Wie geht es Ihnen heute damit, hier mit all Ihren Erinnerungen zu stehen?

Schön ist es, total toll! Dass wir in einem sehr alten Haus gewohnt haben, das haben wir schon gewusst. Aber dass so viel Geschichte darin steckt, das wussten wir nicht. Das wird gerade alles erforscht und ist sehr spannend für uns. Noch ist hier alles ein wenig fremd, aber schon gut zu erkennen und wenn alles fertig ist, wird es sicher aussehen wie vorher. Wie es mir mit dem Erscheinen als Mensch in einem Museum gehen wird, das weiß ich heute noch nicht. Es wird ja gerade nach Inventar aus den 1970er-Jahren gesucht und bei manchen Sachen ärgere ich mich sehr, dass ich sie weggeworfen habe. Jetzt wurde sogar eine blaue Deckenmalerei gefunden. Das hatten wir nicht erwartet. Ich hätte nie gedacht, dass das Haus einmal so schön war. Wenn die Räume dann aber eingerichtet sind, wird das ganz sicher ein eigenartiges Gefühl werden und noch einmal sehr viele Erinnerungen wachrufen. 

Die Fragen stellte Christine Störr.

Beim abschließenden Rundgang um das Effringer Schlössle erklärte Thomas Hafen als wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseum Vogtsbauernhof: "Einzig auf den Keller des Hauses haben wir aufgrund der Nähe zur Gutach und dem hohen Grundwasserspiegel verzichtet. Am Ende soll wieder ein Nussbaum gepflanzt werden, hinten rechts eine Quitte und vorne links soll wieder Holunder wachsen. Selbst vom früheren Hausbewuchs haben wir durch die Familie Gauß Ableger bekommen."