Manuel Kaletta mit einem Union-Star-Damenrad, die Frontlampe (ehemals Schiele-Fabrikat) wurde bereits vermessen um einen neuen Lieferant nahe am Original-Design zu finden. Foto: Dorn

Urenkel des Firmengründers und Mountainbike-Weltmeister wollen Marke wieder beleben.

Gutach - Mehr als 50 Jahre lang war die Marke Union Star nicht mehr als eine Erinnerung daran, dass in Gutach einmal hochwertige Fahrräder hergestellt wurden. Das will der Urenkel des Firmengründers nun ändern.

Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass die Traditionsmarke "Union Star Gutach" nach mehr als 50 Jahren Dornröschenschlaf wieder mit Leben erfüllt werden wird.

Anfang 2016 kamen Sebastian Moser, Urenkel des Union-Star-Gründers Hans Moser, und der Gengenbacher Mountainbike-Weltmeister Manuel Kaletta als benachbarte Aussteller auf einer Verbrauchermesse in Offenburg miteinander ins Gespräch. Die Chemie zwischen den beiden etwa gleichaltrigen Unternehmern stimmte auf Anhieb. Moser ist 36 Jahre alt und betreibt drei Fitness-Studios in der Ortenau, Kaletta, 37 Jahre alt, ein Fahrradgeschäft mit eigener Produktion in Berghaupten. Die beiden gingen noch am Abend mit reichlich Adrenalin im Blut gemeinsam in die Planung der Wiederbelebung der Marke Union Star. Moser reichte noch 2016 die Marke, das US-Logo, die Standarte und den Schriftzug nebst Schriftart zum Markenschutz ein, Kaletta kümmerte sich um die für die technische Umsetzung notwendigen Patente.

Wann immer Kaletta jetzt ein wenig freie Zeit aufbringen kann, widmet er diese einem bis auf die Bereifung noch gut erhaltenem Damenrad in der Farbe laubgrün. Dieses steht im Chefbüro im Radhaus in Berghaupten. Gleich nebenan wartet ein 3-D-Drucker darauf, mit den von dem Union-Star-Logo und der Standarte abgenommenen Maßen erste Muster auszuspucken.

Diese werden den Prototyp schmücken, der im Herbst 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Um welches Modell es sich dabei konkret handeln wird, wollen die beiden Nostalgiefans noch nicht verraten. Kaletta lässt im Gespräch mit dem Schwabo immerhin so viel durchsickern, dass es in bester Union-Star-Nachkriegstradition ein extrem langlebiges Gebrauchsfahrrad mit Transportfunktion werden soll und damit kein weiteres Spezialrad, das sich zahlungskräftige Kunden als Fünft- oder Sechstrad neben ihr Mountainbike, Tourenrad, Rennrad und Cross-Country-Rad in die Garage stellen. In der Damenrad-Variante könnte sich Moser zu Marketingzwecken gut eine Bollenhut-Trägerin vorstellen. Auch die neuen Union-Star-Modelle werden mit dem seinerzeit aufpreispflichtigen stabilen Kleiderschutz ausgestattet sein. Und auch das von Hans Moser entwickelte Ledertäschchen im Rahmenwinkel wird nicht fehlen. Allein die Maße des Täschchens werden ein wenig der Zeit angepasst sein, mussten die Radfahrer der 50er-Jahre doch noch kein Smartphone darin unterbringen. Auch die übrigen Anbauteile sollen qualitativ hochwertig sein.

Kaletta und Moser streben an, dass etwa 90 Prozent des Fahrrads in Deutschland gefertigt werden. Wie beim Vorbild werden Rahmen und Lenker eigenproduziert und für die übrigen Teile durchforsten Mitarbeiter des Radhauses derzeit ihre Zuliefererkataloge. Im Idealfall könnten die Teile bei den Originallieferanten von damals bestellt werden, hierzu arbeitet sich Sebastian Moser gerade durch das Firmenarchiv seines Urgroßvaters. Ein Hersteller von Ledersätteln konnte bereits gewonnen werden, für die früher von der Hornberger Firma Schiele bezogenen Fahrradlampen sind die Verhandlungen mit dem Hersteller eines Modells in vergleichbarer Optik auch schon recht weit gediehen.

Wie bei in Deutschland gefertigten Rädern üblich, wird es auch möglich sein, das Rad "custom-made" zu produzieren. Schon zu alten Union-Star-Zeiten konnten die Kunden Rahmenfarbe und Gangschaltung wählen. Hier sind in den vergangenen Jahren natürlich zig Variationen dazu gekommen, von denen Moser und Kaletta auch die wichtigsten anbieten werden.

Zahnriemen statt Kette, verschiedene Gangschaltungen, vielleicht sogar E-Bike-Komponenten? Mit einem verschmitzten Lächeln wehrt Kaletta auch die letzte Nachfrage nach konkreten Modellen ab.

Weitere Informationen: Wer die Wartezeit bis zur Vorstellung des Prototypen im Herbst nicht mehr erwarten kann: Auf der Internetseite http://www.union-star.de und auf Facebook (Union, Star, Fahrradfabrik) wird Sebastian Moser in den kommenden Wochen und Monaten noch das eine oder andere Geheimnis lüften.