Vor dem Bau von Baumhotels müssen nach Meinung des Gemeinderats noch viele Fragen geklärt werden. Foto: »Baumbaron«

Sanfter Tourismus: Gemeinderat will sich auch mit fahrbaren Gästehütten befassen.

Gutach - Der Gemeinderat hat sich mit dem möglichen Bau von Baumhotels und dem Aufstellen von fahrbaren Gästehütten beschäftigt. Gutach wäre die erste Gemeinde im Schwarzwald, in der es ein derartiges Projekt geben könnte.

Das Thema Baumhäuser ist in Gutach nicht neu, bereits vor zwei Jahren hat sich der Rat darüber informiert. "Damals hat es sehr positive Rückmeldungen gegeben, aber in der Philosophie und Projektentwicklung war es noch nicht stimmig", schickte Bürgermeister Siegfried Eckert voraus. Projektmanager Adi Kreft und der Geschäftsführer des Anbieters "Baumbaron", Johannes Schelle, informierten am Mittwoch über die touristischen Möglichkeiten durch Baumhotels.

"Es war eine Bereicherung, Ausblicke wie heute haben wir noch nirgends gesehen", schwärmte Kreft von Gutachs Natur und dem "romantischen, abseits gelegenen Steinenbach". Baumhäuser und Baumhotels seien eine relativ neue Art von Unterkünften, die den sanften Tourismus fördern würden und sehr gute betriebswirtschaftliche Zahlen aufzuweisen hätten. Angesprochen werde ein ähnliches Gästeklientel wie auf Campingplätzen, die Hauptaltersgruppe liege bei den 26- bis 40jährigen.

Die wichtigsten Buchungskriterien lägen in der Freizeitgestaltung und dem Naturerlebnis, ebenso wichtig seien die Lage der Baumhotels, die sanitären Anlagen und natürlich der Preis, erklärte Kreft. Aufgeteilt in drei Kategorien schweben ihm für Gutach kostengünstige Baumhäuser für 40 bis 60 Euro pro Nacht, mittlere für 80 bis 120 Euro und Luxushäuser für 140 bis 240 Euro pro Nacht vor.

In einer Baumhotel-Übernachtung sei lediglich ein Frühstückskorb enthalten, womit am Ende auch die örtliche Gastronomie beim Mittag- und Abendessen von den Gästen profitieren würde. Für die Finanzierung sei "Crowdfunding" das Zauberwort, die Gutacher bekämen vier Wochen exklusiven Zugang zur Finanzierung, erst danach würde das Projekt für externe Investoren geöffnet. Mit den fahrbaren Gästehäusern "Mia Casa" würden in erster Linie Schulklassen angesprochen, die Biodiversität und Naturnähe erfahren sollen.

"Die Idee dahinter ist ein Natur-Schulheim, in dem Bildung Spaß macht", erklärte der Projektmanager. Die Häuschen seien über zwei Stockwerke für sechs bis acht Personen auf einer Grundfläche von 13 Quadratmetern konzipiert und könnten während der Woche von Schulklassen und am Wochenende von Familien genutzt werden.

"Pro Kind sollten die Kosten pro Woche mit Verpflegung und Anreise nicht höher als 299 Euro liegen", rechnete Kreft. Bereits im April soll das Projekt in Allensbach, Immenstaad, Vogtsburg und Gutach starten – wenn der Gemeinderat denn zustimmt. Denn während Johannes Schelle die Konstruktion der Baumhotels aufzeigte, äußerte sich das Gremium eher kritisch im Bezug auf den sanften Tourismus. Gemeinderat Hans-Jürgen Schneider (FDP) verwies auf die Zersiedelung der Landschaft und die Störung der Natur.

Er hinterfragte den 30-Meter-Sicherheitsabstand zum Waldrand, der für eine Wohnbebauung gelte. Peter Wälde (FW) sah in erster Linie Haftungsfragen, die es im Sinne der Waldeigentümer zu klären gebe. Aber das Projekt sei interessant, man müsse sich hineindenken und näher damit beschäftigen. Rainer Bell (CDU) sah "ein anderes touristisches Angebot und deshalb ist es diskussionswürdig". "Wenn der Wunsch nach einem Baumhotel nicht viele beseelt, wird es nicht machbar sein. Und wenn der Standort nicht in Harmonie gefunden wird, macht das ganze Projekt keinen Sinn", zog Kreft Bilanz. Jetzt soll ein Arbeitskreis in Verbindung mit dem Tourismusverein gebildet werden, der sich ergebnisoffen mit dem Für und Wider sowie möglichen Standorten auseinandersetzt.