Bärbl Mielich (links) und Jürgen Mohrbach im Gespräch über die Attraktivität von Arztpraxen auf dem Land. Foto: Fries Foto: Lahrer Zeitung

Landtagsfraktion von "Bündnis 90/Die Grünen" veranstaltet Regionalkonferenz in der Sternenberghalle

Von Ariane Fries

Friesenheim. Die Landtagsfraktion von "Bündnis 90/Die Grünen" hat eine ihrer Regionalkonferenzen jetzt in Friesenheim abgehalten. Bürger und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nutzten die Gelegenheit, um über örtliche Probleme zu diskutieren.

An Stehtischen, die nach verschiedenen Themen wie Landwirtschaft, Verkehr, Infrastruktur, Bildung, Flüchtlinge und Mobilität aufgeteilt waren, diskutierten Fraktionsvorsitzende Edith Sitzmann, die Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Gisela Splett und stellvertretende Fraktionsvorsitzende und die bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser sowie weitere Abgeordnete der Fraktion mit den rund 20 Besuchern.

Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, Anregung aus der Bevölkerung mit in den Landtag nach Stuttgart zu nehmen. Sitzmann erklärte zu Beginn, dass ihre Partei den Rahmen setze, damit jeder für sich sein Leben gestalten könne. Die Grünen wollen den Kommunen viel Freiraum lassen. Am Tisch von Splett wurde recht deutlich, dass der Freiraum die Kommunen aber auch vor große Herausforderungen stellt. Etwa hinsichtlich der Entwicklung von Baugebieten. Gemeinden stehen vor dem Dilemma, dass Grundstücks- und Hausbesitzer zum einen nicht verkaufen wollen, aber die Bevölkerung nach Bauplätzen fragt und gleichzeitig Mietwohnung Mangelware seien. "Es wird gebaut, was das Zeug hält. So können wir nicht weiter machen", ließ eine Friesenheimerin wissen.

Anreize schaffen, um Leerstände zu vermeiden

Splett sagte, dass eine Grundsteuerreform anstehe. Darin könnten Anreize geschaffen werden, Grundstücke zu verkaufen. Etwa über die Grundsteuer. "Vielleicht können über das Anbieten von Austauschflächen Lücken im Plan geschlossen werden. Letztendlich ist es kommunale Planungshoheit", erklärte Splett. "Real haben wir da wenig Steuerungsmöglichkeiten."

Am Tisch von Bärbl Mielich, gesundheitspolitische Sprecherin, stand Jürgen Mohrbacher. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Neuried und Kreisrat berichtete seiner Parteikollegin von einer Initiative im Kreis, um junge Ärzte in der Ortenau zu halten. Denn sowohl in Friesenheim, wie auch im Ortenaukreis generell herrsche langfristig ein Facharztmangel. Die Ausbildung zum Facharzt sei deshalb an Arztpraxen gekoppelt, so dass die angehenden Ärzte auch hier einen Einblick erhalten. Bisher laufe das Projekt gut.

Die Zeiten von Ein-Personen-Praxen sind vorbei

"Die Zeiten von Ein-Personen-Praxen sind vorbei", war sich Mielich sicher. Langfristig werden sich ihrer Meinung nach Medizinische Versorgungszentren (MVZ) etablieren. Und: "Wir wollen mehr Beteiligung von Gesundheitsberufen." Sie stellt sich Teams vor, die etwa aus Ärzten, Physiotherapeuten und Hebammen bestehen und in einem Gebäude zusammen arbeiten.

Für den Friesenheimer Bürgermeister Armin Roesner ist das Ziel der Grünen eine Herausforderung. Bürgerbeteiligung sei gewollt und klar erwünscht. Aber er habe oftmals festgestellt, das Partikularinteressen hervorgebracht werden, ohne an die Allgemeinheit oder die Zukunft zu denken. "Bürgerbeteiligung, nur der Beteiligung wegen, überfordert jedoch unsere Kommunen und die Verwaltungen vor Ort", sagte Roesner in seiner Begrüßungsrede.