Eine Umfrage soll klären, in welcher Form eine Ganztagsschule in Friesenheim entstehen soll

Für Gesprächsbedarf hat am Montag bei der Sitzung des Gemeinderats die geplante Einführung einer Ganztagsgrundschule in Friesenheim gesorgt. Im Vorfeld hatten sich Eltern über die Empfehlung der Verwaltung für die gebundene Form geärgert.

Friesenheim. "Es ist noch alles offen", sagte Bürgermeister Erik Weide einleitend. Katharina Marx vom Hauptamt und Rektorin Barbara Heck stellten die Pläne der Verwaltung vor. In diesem Rahmen erklärte Weide, dass er persönlich die gebundene Form der Ganztagsschule für den Kernort Friesenheim befürworte. Trotzdem betonte er, dass der Elternwille nach einer umfassenden Umfrage unter Eltern, deren Kinder im Alter von vier Jahren bis zu den jetzigen Erstklässlern, berücksichtigt werde. Letztlich liege die Entscheidung bei den Eltern.

Ende Mai soll zur umfassenden Informationsveranstaltung eingeladen werden. Im Anschluss daran will die Gemeinde die Umfrage starten. Julius Haas (CDU) forderte im Sinne einer realistischen Investition verbindliche Entscheidungen. Frühestens ab dem Schuljahr 2018/2019 wäre der Start für die neue Schulform möglich. Alle anderen Grundschulen in den Ortsteilen blieben laut Verwaltung als Halbtagsschule mit Randzeitbetreuung erhalten.

Sollte tatsächlich die gebundene Ganztagsschule für Friesenheim kommen, hätten Eltern nach wie vor die Wahl, ihr Kind an einer Halbtagsschule in den Ortsteilen unterzubringen. Gleiches gelte auch umgekehrt. Bürgermeister Weide hob hervor, dass eine Entfernung von zwei bis drei Kilometern den Eltern zuzumuten sei. Bei den Zuhörern kam immer wieder die Frage auf, ob überhaupt genügend Lehrer zur Betreuung der Kinder zur Verfügung stünden. Zumal der bisherige Schulbetrieb, immer wieder mit Ausfallstunden, aufgrund von erkrankten Lehrern, nicht optimal laufe.

Weide erhofft sich mehr Förderung vom Land

Ein Vater bemerkte: "Wir sind schon im ersten Grundschuljahr mit Defizitstunden gestartet." Rektorin Heck erklärte darauf, dass sie den erhöhten Lehrerbedarf an das Schulamt weitergereicht habe. Vorstellbar wäre künftig in den Nachmittagsstunden eine Kooperation mit Vereinen.

Bürgermeister Weide verspricht sich von der gebundenen Ganztagsschule eine höhere Bezuschussung durch das Land, was auch die Ergänzung der Nachmittagsstunden mit jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr zuließe. Tatsächlich betonten die Eltern ihren Zweifel am Gelingen und der notwendigen pädagogischen Betreuung ihrer Kinder. Urte Stahl, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende, fragte: "Warum lassen wir es nicht so wie es ist und bilden einen Sozialfonds für jene Eltern, die die Nachmittagsbetreuung nicht finanzieren könnten?"

Bei allen Vor- und Nachteilen sei eine Ganztagsschule für berufstätige Eltern notwendig, betonte Martin Mussler (FW). "Es liegt uns fern, den Eltern etwas überstülpen zu wollen", erklärte Charlotte Schubnell (CDU). Andreas Bix (FW) hält eine Ja-Nein-Entscheidung bei der Umfrage für eine Farce. Es sollten alle Möglichkeiten aufgezeigt werden. Dass der gebundene Ganztagsschulbetrieb ausgerechnet für die Jüngsten kommen soll, wollte Michael Walter (GLU) nicht einleuchten. Bei der gebundenen Form falle künftig für einige Kinder der Spruch "kurze Beine, kurze Wege" weg, erklärte Christian Erb (FW). Außerdem schlug er ein Modell vor, dass nur drei Tage in der Ganztagsform berücksichtigt. Die Umfrage wollte er auf Eltern mit Kleinkindern ausdehnen, denn erst diese Eltern wären von einer gebundenen Schulform betroffen. Diesen Vorschlag lehnte der Gemeinderat bei elf Ja- und elf Nein-Stimmen ab. Eines versicherte Weide: "Wir möchten keinen Murks machen." Die Gemeinde strebe das Modell der gebundenen Ganztagsschule an, werde sich jedoch am Elternwillen orientieren.

INFO

Schülerzahlen

Ausführlich arbeitete Katharina Marx den derzeitigen Stand der Grundschulen in Beziehung mit den zu erwartenden Schülerzahlen heraus. Danach seien alle Schulstandorte aufgrund steigender Schülerzahlen gesichert und sollen erhalten bleiben. Unverändert bleiben sollen auch die Schulbezirke der Grundschulen. Diese Schlussfolgerung birgt jedoch für die kommenden Jahre eine Renovierungs- und Sanierungssumme in Höhe von knapp 13,5 Millionen Euro in sich. Ein besonderes Raummodell müsse entwickelt werden.