Isolde Scholl aus Friesenheim ist seit 15 Jahren Tagesmutter. Sie richtet sich mit ihren Betreuungszeiten flexibel nach den Ansprüchen der Eltern. Die neue Pauschale, die der Gemeinderat beschlossen hat, sieht sie als Stärkung des Berufsstands. Foto: Bohnert-Seidel

Friesenheimer Kinderbetreuer werden von der Gemeinde unterstützt / Neue Regelung ab 2018

Geschlossenheit hat der Gemeinderat bei der weiteren Förderung von Tagesmüttern gezeigt. Das Gremium beschloss, dass die Kinderbetreuer künftig eine monatliche Pauschale für jedes Kind bis sieben Jahre erhalten.

Friesenheim. Die Förderung gilt für Kinder mit Wohnsitz in Friesenheim und beträgt 30 Euro pro Monat für fünf bis 15 Stunden pro Woche sowie 60 Euro je Monat, wenn die Kinder mehr als 15 Stunden pro Woche betreut werden. Ein Zuschlag von zehn Euro wird für regelmäßige Betreuung von außergewöhnlichen Zeiten, vor 7.30 und nach 17.30 Uhr, am Wochenende oder über Nacht, gewährt.

Voraussetzung für die Gewährung einer Platzpauschale ist, dass das Kind mindestens einen Kalendermonat lang betreut wird. Die Förderung tritt ab 1. Januar 2018 in Kraft und ersetzt die bisherigen Fördermodalitäten. Bisher übernimmt die Gemeinde die Ausbildungskosten und gibt einen Zuschuss für Verbrauchsmaterial in Höhe von bis zu 450 Euro pro Jahr. Diese Förderung habe sich aber nicht als bedarfsgerecht erwiesen. Nur vier Tagesmütter hätten davon Gebrauch gemacht. Mit der Entscheidung zur Förderung der Tagesmütter folgt die Gemeinde dem Vorschlag des Diakonischen Werks Ortenau, das Träger der Kindertagespflege in der südlichen Ortenau ist. Die Gemeinde Friesenheim rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 12 000 Euro für 2018.

Bürgermeister Erik Weide erklärte die Tagesmütter für unverzichtbar und als ideale Ergänzung in der Betreuung von Kindern in der Großgemeinde. "Friesenheim ist schon immer großzügig mit der Einrichtung der Tagesmütter umgegangen", lobte Annedore Braun vom Diakonischen Werk. "Tagesmütter reagieren flexibel auf die Bedürfnisse von Eltern", sagte Charlotte Schubnell (CDU). "Tageseltern sind eine gute Ergänzung zum Gesamtkonzept in der Betreuung von Kindern", erklärte Peter Zimmermann (FW).

Beruf bleibt trotzdem wenig lukrativ

Isolde Scholl ist eine der Tagesmütter in Friesenheim. Sie ist dankbar für die neue Pauschale: "Das hilft unserem Berufsstand schon gut weiter". Die Fachinformatikerin ließ sich vor 15 Jahren zur Tagesmutter ausbilden. "Es ist der Job meines Lebens", sagt sie heute. Manchmal betreut sie über den Tag verteilt sechs Kinder, auch mit Übernachtung. Das sei für sie selbstverständlich. Mit ihren Betreuungszeiten lässt sie sich voll und ganz auf die Wünsche der Eltern ein. Es kommt auch vor, dass ein Kind erst um 22.45 Uhr abgeholt wird. Wenn Eltern Schicht arbeiten sei Flexibilität notwendig.

Lukrativ ist der Job allerdings nicht: "Von den Einnahmen leben könnte ich sicher nur schwer alleine." Durchschnittlich verdiene sie 1600 Euro brutto bei einem Stundenlohn von 5,50 Euro pro Kind. Da bliebe nicht mehr viel, hätte sie nicht ihren Mann mit festem Gehalt an ihrer Seite.

INFO

Neue Plätze

in Friesenheim stehen derzeit laut Verwaltung jeweils 15 U3- und Ü3- Betreuungsplätze in der Kindertagespflege zur Verfügung. Zwei Tagesmütter befinden sich noch in der Ausbildung. Ab 2018 sollen dann insgesamt 46 Kindertagespflegeplätze (21 U3- und 25 Ü3-Plätze) bei zehn Tagesmüttern zur Verfügung stehen. Weitere Informationen zur Tagespflege und wie die Vermittlung läuft gibt es im Internet unter www.ortenauer-kindertagespflege.de.