Auf eine bewegte Kindheit in den Kriegswirren blickt der Jahrgang 1937 zurück. Foto: Bohnert-Seidel

Friesenheimer Jahrgang 1937 feiert 80-Jähriges

Friesenheim (cbs). Der Friesenheimer Schuljahrgang 1937 hat sein 80er-Klassentreffen in froher Runde mit einer Fahrt durch den südlichen Schwarzwald und den Besuch einer Brauerei gefeiert. Den Abend ließen sie im Gasthof Ochsen ausklingen.

Der Jahrgang 1937 wurde in eine Zeit hineingeboren, die die Kinder von damals nur schwer verstanden. Mitte in den Kriegsjahren war Einschulung. Glücklich war, wer einen Schulranzen sein Eigen nennen konnte. Geschrieben wurde auf kleinen Tafeln mit Kreide. "Zwei Klassen kamen zusammen mit 65 Schülern", erzählt Elmar Lang, der das Jahrgangstreffen organisierte.

Die A-Klasse habe das untere Schulgebäude besucht, heute seien dort die Klassen eins und zwei der Grundschule untergebracht. Die B-Klasse sei in der "Alten Post" zur Schule gegangen. Jungs hätten damals soldatischen Drill erfahren und mussten stramm stehen während Mädchen sich im Gesang übten. Bei Luftangriffen eilten die Familien in die Keller, die Bewohner der Lahrgasse zuweilen auch in den Keller von Fabrikant Neff oder in den Eiskeller.

Landwirte sorgten dafür, dass niemand hungerte

Wo die Lahrgasse in den Lahrweg Richtung Lahr übergeht, waren kurz oberhalb zum Schutz vor Luftangriffen und als kleine Verstecke Mulden in den Rain eingegraben. Diese nutzten die Friesenheimer Kinder später gern als Spielplatz. Jungs, die Fußball spielen wollten, formten sich eine Papierkugel und umwickelten diese mit zerschnittenen Fahrradschläuchen.

Weil das Essen knapp war, erhielten die Kinder eine Schulspeisung auf dem Gelände der evangelischen Kirche. "Am meisten waren wir Kinder an der Schokolode interessiert, die es samstags gegeben hat", erzählt Lang. Zur Kräftigung gab es einen Schluck Lebertran oder Magnesium.

Groß gehungert habe die Jugend in Friesenheim nicht. "Frei nach dem Motto sie säen nicht und ernten doch, wussten wir Kinder, wie wir bei den zahlreichen Landwirten im Ort satt wurden", erzählt Lang. Friesenheims Straßen seien damals von landwirtschaftlichen Fuhrwerken mit Pferden und Kühen sowie Leiterwagen gesäumt gewesen. Wenn der Dorfbote durch den Ort ging und die wichtigsten Informationen verkündete, hörten die Kinder mit. Beerdigungstermine gab "de Vetter Max" bekannt.

Die 65 Klassenkameraden haben alle ihren eigenen Weg eingeschlagen und dennoch verbindet sie ein Stück Friesenheimer Kindheit und Geschichte.