Michael Borst blickt zufrieden auf die Aufbauarbeit zurück, die er geleistet hat. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Friesenheims erster Schulsozialarbeiter geht nach zweieinhalb Jahren

Friesenheim. Die Gemeinde Friesenheim schreibt zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle für Schulsozialarbeit aus. Michael Borst war der erste Schulsozialarbeiter der Gemeinde und wechselt am 3. Dezember zur Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Landratsamts in Emmendingen. Der Wechsel hat praktische und familiäre Gründe. Im Gespräch zieht er Bilanz zu den vergangenen zweieinhalb Jahren.

Was genau macht ein Schulsozialarbeiter?

Ich bin eine Anlaufstelle insbesondere für Schüler, Eltern und Lehrkräfte – beim Wunsch nach Unterstützung in unterschiedlichen Lebensbereichen.

Wie setzte sich Ihr Aufgabengebiet zusammen?

Zum einen können sich alle Kinder und Jugendlichen der Schule jederzeit mit ihren Anliegen an mich wenden. Oft genügt ein kurzes Gespräch, nicht selten vereinbare ich bei umfangreicheren Problemstellungen aber auch regelmäßige Termine. Zum anderen führe ich mit den Lehrkräften vor Unterrichtsbeginn oder in den Pausen überwiegend fünf- bis zehnminütige Tür- und Angelgespräche. Diese sind oft Anbahnungsgespräche für eine längerfristige Begleitung von Schülern. Darüber hinaus finden Elterngespräche vereinzelt während des Schulvormittags, meist jedoch am Nachmittag statt. Ein weiterer Aufgabenbereich war die Organisation von Vorträgen und Workshops, etwa zu zu den Themen (Cyber-)Mobbing und Suchtprävention-, zudem das soziale Kompetenztraining für alle Kinder der Klassenstufe fünf.

Um welche Themen ging es hauptsächlich?

Oft geht es um Ausgrenzung. Letztlich aber eigentlich um jegliche Themen, die Kinder und Jugendliche zu Beginn oder inmitten der Adoleszenz privat oder schulisch beschäftigen und sich in irgendeiner Weise negativ auf die störungsfreie Teilnahme am Unterricht und am Schulalltag auswirken. Meine Schwerpunktkandidaten sind im Alter zwischen elf und 15 Jahren.

Was ist mit den jüngeren Schülern?

Hier steht zu Beginn vor allem eine Frage im Vordergrund: Wie finde ich mich in diesem riesigen Schulkomplex zurecht? Vor allem aus diesem Grund habe ich hier das soziale Lernen für alle Schüler der Klassenstufe fünf eingeführt und begleite die Kinder gemeinsam mit dem jeweiligen Klassenlehrer regelmäßig (in 14-täglichem Rhythmus) durch das gesamte Schuljahr. Fünftklässler brauchen in der Regel das erste Schulhalbjahr, um sich zurechtzufinden. Soziales Lernen dient dabei als Unterstützung bei der Bildung einer guten und funktionierenden Klassengemeinschaft und zu ihrer Festigung. Außerdem wird hierdurch von vornherein einer Ausgrenzung einzelner Kinder entgegengewirkt.

Wo holen Sie sich eigentlich selbst Unterstützung?

Zum Beispiel über den kollegialen Austausch im Arbeitskreis Schulsozialarbeit. Außerdem besteht bei Bedarf die Möglichkeit, sich über die schulpsychologische Beratungsstelle Unterstützung einzuholen. Regelmäßige Supervisionen gibt es bislang nicht. Hier besteht eindeutiger Entwicklungsbedarf.

Welche Erfolge haben Sie gefeiert?

Größter Erfolg ist wohl der, dass mich die Schüler im Rahmen des sozialen Kompetenztrainings von der fünften Klasse an kennenlernen. Die Kinder wissen, dass sie mit jeglichen Problemen oder auch um Rat suchend zu mir kommen können – ohne Angst vor Sanktionen, absolut vertraulich und vor allem freiwillig.

Womit kämpfen Sie im Schulalltag?

In der Schulsozialarbeit ist sehr viel Eigeninitiative und Selbstständigkeit gefragt. Schwierige Schüler kommen in der Regel nicht von sich aus. Anfangs als "Problem-Mann" bezeichnet, wissen mittlerweile alle, dass ich primär präventiv arbeite und Unterstützung gebe, wo diese gefragt ist.

Haben Sie Ihre Ziele erreicht?

Mittlerweile bin ich als Unterstützung von Lehrern, Schülern und Eltern anerkannt. Oft werde ich von Lehrkräften und auch von der Schulleitung zu schwierigen Elterngesprächen hinzu gebeten. Schulsozialarbeit ist mittlerweile im schulischen Alltag gut etabliert.

Warum lohnt sich die Investition in Schulsozialarbeit für eine Gemeinde?

Insbesondere mit Einführung der Ganztagsschule verbringen die Kinder den größten Teil des Tages an der Schule. Schwierigkeiten und Probleme, die ursprünglich vor allem im Privatbereich auftauchten, werden sich zunehmend in die Schule verlagern. Hier wird der Bedarf an professioneller Unterstützung durch die Schulsozialarbeit sicherlich weiter steigen.

Die Fragen stellte Christine Bohnert-Seidel.