Da hilft die größte Gegenwehr nichts: Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder wehrt sich mit seinem Team gegen die närrische Invasion und muss am Ende doch klein beigeben. Die Hexen und andere Narren haben bis Aschermittwoch das Sagen. Foto: Lehmann

Fasent: Mit viel Einsatz, Musik und Wortwitz ergreifen Hästräger die Macht und befreien Schüler

Die Narren sind wieder an der Macht. In Neuried, Meißenheim, Schwanau und Friesenheim haben sie gestern die Rathäuser gestürmt. Bürgermeister und Ortsvorsteher mussten abdanken.

Friesenheim/Schwanau/Neuried/Meißenheim. Angeführt von den "Riäd-Schlurgi" und "Gullerkepf", stürmten die Schwanauer Narren gestern das Ottenheimer Rathaus. Bis Aschermittwoch übernimmt Jens Holzwarth, als Zunftmeister der "Bäscheli Hexe" Allmannsweier, die Regierungsgeschäfte in Schwanau. Er und sein Gefolge entrissen Bürgermeister Wolfgang Brucker den Rathausschlüssel. Die "Bäschili Hexe" nahmen Bruckers Rathauspolitik gehörig auf die Schippe. "Plane, rechne, mit Zahle jongliere. Andräg stelle und andere hofiere", rief Holzwarth der Menge vor dem Ottenheimer Rathaus zu. Brucker musste sich auf einen kaputten Stuhl aus der Silberberghalle setzen. Brucker antwortete: "Die Stühle aus der Allmannsweierer Halle sind granatenwertvoll. Gehegt und gepflegt und fast nicht gebraucht. Sie sind immer noch für alle Festbesucher ein Gedicht."

Auftritt für Hexen, Trolle und Nebelgeist

Weiter fügte das entmachtete Gemeindeoberhaupt an: "Die wenige Risse und Kratzer geben den Stühlen beim Verkauf einen höheren Preis." Am Abend standen noch der Sturm auf die Ottenheimer Ortsverwaltung und der Hemdglunkerumzug an. In Nonnenweier stürmten Kinder des Oberau-Kindergartens die Ortsverwaltung.

Auch Meißenheim ist jetzt in Narrenhand – am gestrigen Donnerstag haben die Hubmattehexe mit viel Getöse das Meißenheimer Rathaus gestürmt. Anfangs stand Bürgermeister Alexander Schröder noch lachend im Rathaus und winkte den Hexen zu. Doch sein Glück währte nicht lange, heftig rüttelten die Hexen und Trolle an der Rathaustür bis der Bürgermeister keine Chance mehr hatte. Und schon erblickte das närrische Volk das Objekt der Begierde: den Schlüssel zum Rathaus.

Während auf der einen Seite die Hexen, Trolle und Nebelgeist am Schlüssel zerrten, waren es auf der anderen Seite Bürgermeister und Rathauspersonal, die den Schlüssel verteidigten. Lange konnten die Verwaltungsmitarbeiter nicht standhalten und schon hielten die Hexen den Schlüssel in den Händen und stürmten in den Rathaussaal, wo närrische Leckereien und Getränke auf die Gäste warteten. Danach zog es die Hexen zur Schule, wo die Schüler schon sehnsüchtig auf ihre Befreiung warteten.

Am Abend traf man sich zum Hemdglunkerumzug und dem anschließenden Narrenbaumstellen am "Schiff Becke Eck". In Kürzell ergriffen die "Ridd’l Schdägge" die Macht über die Ortsverwaltung. Gemeinsam entmachteten sie Ortsvorsteher Hugo Wingert, ehe es im Hemdglunkerumzug zur Festhalle ging.

Der Auftakt zur " Ichener Stroßefasent" war der Besuch der Narrenzunft Ichener Duwackstumbe im katholischen Kindergarten. Die Kinder hatten die Narrenbäume geschmückt, die am Kindergarten, am Rathaus und bei der Langenrothalle aufgestellt wurden. Gemeinsam wurde ein Schunkellied gesungen und der Narrenbaum aufgestellt. Mit dem Narrenbaum fürs Rathaus zogen Kinder "Duwackstumbe", Funkenmariechen und "Ichener Hexe" begleitet von der Guggemusik Scholledudler zunächst zur Grundschule, wo sie die Schüler und Lehrer befreiten und ihren Narrenruf "Narri Narro Duwackstumbe, Scholledudler und Ichener Hexe" erklingen ließen. Danach ging es zum Rathaus wo Nicole Herrmann Ortsvorsteherstellvertreter Hans-Jörg Hosch unmissverständlich klarmachte, dass bis zum Aschermittwoch die Narren das Regiment übernehmen. Hosch übergab notgedrungen die Rathausschlüssel und lud zu einem kleinen Umtrunk ins Rathaus ein. Im Foyer der Langenrothalle gab es dann von den Duwackstumbe Bohnensuppe Fasentsküchle und Ripple.

Auch in Friesenheim hat sich das Narrenvolk auf den Straßen zum Rathaussturm getroffen. Gemeinsam kündigten die Zünfte und Musik-Gruppen in den Ortsteilen die bevorstehenden Amtsenthebungen an. Bis die hohen Narrengerichte in Friesenheim, Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern tagten, bedurfte es einiger Festakte in den Orten. Narrenbäume erheben sich mit Bändern und Figuren geschmückt über den Rathausplatz und anderen öffentlichen Plätzen. In Oberschopfheim wurde die Narrenpuppe offiziell auf den Namen "Adelheid" getauft.

Dort zogen morgens um sechs die Fanfaren im Hemdglunker mit Hexen, Stänglihocker und Kinder auf Kochtöpfen trommelnd durch die Straßen. Es war ein großes Hallo als die Narren endlich die lang herbeigesehnte Befreiung der Kinder proklamierten. Aber auch die Driewili Stampfer waren in Friesenheim außer Rand und Band und bis in den Nachmittag in den Straßen zu hören. Endlich, gegen 11 Uhr, kamen die Befreiungstruppen und befreiten die Schüler von ihrer mühevollen Last.