Nadelöhr Schutterner Hauptstraße: Mit dem Lastwagen wird’s hier eng. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Nordumfahrung: Konzept soll in diesem Jahr vorgestellt werden

Von Florian Forth

Die Nordumfahrung Schutterns wird in den Regionalplan aufgenommen. Bei seiner Entscheidung war sich der Gemeinderat Friesenheim jedoch alles andere als einig. Zwei Ratsmitglieder erklären ihren Standpunkt.

Schuttern. "Die Nordumfahrung ist etwas, das sicherlich kommen muss", sagt Fred Kletzin, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er befürwortet das Vorhaben, die Nordumfahrung zeitgleich mit einem Neubau der Anschlussstelle Lahr-Nord/Friesenheim in Angriff zu nehmen.

Als Grund sieht er besonders das Gewerbegebiet des Industrie- und Gewerbezentrums Lahr (IGZ), in dem derzeit ein neues Lager entsteht: "Zalando und andere Firmen werden die schnellste Verbindung nach Norden wählen", sagt Kletzin. Sollte die Firma weiter nach Norden ausbauen, werden die Mitarbeiter die Nordzufahrt oberhalb des Flughafens wählen – die Folge wäre noch mehr Verkehr in Schuttern. Probleme gibt es bereits jetzt: Die Engstelle bei der Kirche sei "im Begegnungsverkehr eigentlich zu schmal", sagt er. Und der Verkehr würde weiter zunehmen, auch aus anderen Regionen wie dem Kinzigtal.

An Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller übt er indes Kritik: "Er handelt erst, wenn der Verkehr drängt." Müller hatte im Februar noch betont: "Schutterns Interessen sind in Lahr nicht unbekannt." Auch Landrat Frank Scherer müsste längst handeln, findet Kletzin: "Es ist seine Aufgabe, die Verkehrsströme zu lenken." Zudem würde die Umfahrung auch die Gefahr für die schwächeren Verkehrsteilnehmer in Schuttern senken: "Wenn Sie hier mit dem Rad fahren, gehören Sie zur Gattung der Lebensmüden", sagt er.

Wann die Umfahrung kommen wird, hänge mit der Planung der gesamten Trasse entlang der A 5 einschließlich des Tunnels in Offenburg zusammen. "Ich schätze aber, dass es in den nächsten zehn Jahren zu passieren hat." Sollten sich die Grundstücke am Flughafen weiterhin so gut verkaufen wie jetzt, müsse es schnell gehen. Sobald das Zalando-Lager fertig ist, wird "der Verkehr drücken", sagt Kletzin. Das soll laut einer Präsentation der IGZ bereits im Herbst sein. "Das wird für die Einwohner nicht einfach werden." Kletzin schätzt, dass sie die Umfahrung befürworten würden, weil sie eine Entlastung vor allem für Schuttern bringe. Einige Landwirte würden sicher Einwände haben, aber: "LKW-Lärm mag niemand", stellt er fest.

Beschönigung für einen Autobahnzubringer

Joseph Hugelmann von der Grünen Liste Umweltschutz (GLU) hat gegen die Aufnahme als vorrangiges Straßenprojekt gestimmt. "Die Nordumfahrung ist eine Beschönigung für einen Autobahnzubringer", sagt er. Auf Schuttern würde damit keineswegs eine Entlastung, sondern eine Belastung zukommen.

Die Lebensqualität sieht er bereits durch die Bahntrasse, die Autos und den Flugplatz eingeschränkt. Zudem sei bei einer Umsetzung des Projekts der Flächenverbrauch enorm. Dieser würde zu Lasten der Gemeinde gehen, die davon aber nur sehr eingeschränkt profitieren würde. Zalando zahle in der Region ohnehin kaum Steuern. Das Argument, es entstünden mehr Arbeitsplätze, hält er für vorgeschoben. "Die sozialen Folgekosten zahlen wir", sagt Hugelmann. Doch was ist die Alternative? "Die Zufahrt sollte über den Süden erschlossen werden. Was uns von Lahr eingebrockt wurde, müssen sie auch auf eigener Gemarkung regeln." Dazu solle es auch eine Regelung geben, die Schwerlasttransporte durch Schuttern verbietet, fordert Hugelmann.

Einen Nutzen für die Entwicklung des Gewerbegebiets in Schuttern, wie Friesenheims Bürgermeister Erik Weide sie befürwortet hat, hält Hugelmann für zu kurz gedacht. "Wir leben in einer endlichen Welt. Es wird aber so getan, als hätten wir unendlich Ressourcen und Land", ärgert er sich. Hier müsse man grundsätzlich umdenken.

Der Ausbau der A 5, der häufig in einem Atemzug damit genannt wird, bedeute wohl auch, dass der Baggersee in Schuttern im Weg wäre.

"Die Durchfahrt für Schwerlastverkehr zu schließen wird schwierig", befürchtet Hans-Jürgen Kopf, Ortsvorsteher von Schuttern. Davon seien dann zudem auch die Umlandgemeinden betroffen, in die sich der Verkehr verlagert. Landrat Scherer plane zu diesem Thema bereits ein Verkehrskonzept, auch zum Regierungspräsidium gebe es Kontakt. Dieser sei jedoch erst intensiviert worden, als die Zusage von Zalando kam. Es sei immer das Ziel des Zweckverbands IGZ gewesen, das Gewerbegebiet zu entwickeln. "Dass wir beim Verkehr hinterherhinken, das ist jetzt eben so", sagt Kopf. Er hält den Verkehr durch Schuttern derzeit noch für "erträglich".

Zusammen mit Weide will Kopf den Bürgern noch in diesem Jahr ein Konzept zur Umfahrung vorstellen. "Da wird man dann die Meinungen hören", sagt er.