Josef Eisenbeis (rechts) begrüßt die Biografen und Zeitzeugen bei der Eröffnung der neuen Ausstellung. Foto: Bohnert-Seidel

Förderkreis Oberweierer Heimatgeschichte gibt Biografien deutscher Flüchtlinge Raum

Bei der Vernissage zur Ausstellung "Deutsche auf der Flucht" haben Vertriebene emotionale Einblicke in ihre persönlichen Fluchtgeschichten gegeben. Sie dankten den Organisatoren für die Möglichkeit.

Oberweier. Petra Burmeister war zwei Jahre alt, als sie nach Oberweier kam. Weil die Eltern die Abgeschiedenheit in der Talstraße liebten, aber auch kaum Kontakt zu Vereinen suchten, war sie anfangs eher eine Außenseiterin. "In der Schule haben die Kinder gedacht, ich wollte mich mit meinem Hochdeutsch abheben", erzählte die Oberweiererin: "Ganz schnell habe ich Dialekt gelernt." Ihre Familie zählt zu den 50 Familien, die in den Nachkriegsjahren von 1948 bis in die 1950er-Jahre nach Oberweier gekommen sind. Ihnen widmet der Förderkreis Oberweierer Heimatgeschichte eine eigene Ausstellung.

Mit dem Frachter nach Dänemark

Zur Vernissage sind nahezu alle gekommen, deren Geschichte in kurzen Sequenzen dargestellt wird. Tief bewegt dankte Hans Wark, der 1948 mit seiner Familie nach Oberweier gekommen ist, dem Vorstand des Förderkreises für die Ausstellung: "Ich habe in Oberweier tiefe Wurzeln geschlagen", sagte der 81-Jährige. Seine Erinnerungen hat er aufgeschrieben und stellt sie in Teilen bei der Ausstellung vor. Am 28. April 1945 musste er seine Heimat Königsberg verlassen.

Er berichtet von vollgestopften Zügen, verzweifelten Menschen, "die alle nur noch Ellbogen hatten". Mit dem Frachter Lappland wurden Wark und seine Familie nach Dänemark gebracht. Drei Jahre lebte er dort in einem Lager. Am 30. November 1948 kam er schließlich nach Oberweier. "Dass hier unser langjähriger Fluchtweg ins Ungewisse zu Ende gegangen war, wussten wir damals noch nicht", erzählte Wark.

Eigentlich trug er lange die Hoffnung auf eine Heimkehr nach Königsberg und Ostpreußen in sich. "Für mich als 14-jähriger Junge waren die Jahre im Lager ein Abenteuer mit vielen Entbehrungen ohne den Vater, den ich liebte und der mir gefehlt hat", so Wark. Dass der Heimatverlust und die Entwurzelung für seine Mutter nur sehr schwer zu ertragen waren, wurde ihm erst später bewusst. Eine Lücke im Leben stellt der Heimatverlust der Eltern nach wie vor auch für Burmeister dar. Als sie Fragen stellte, wollten die Eltern nichts erzählen. Die Fragen sind geblieben, die Antworten liefert in kleinen Mosaiksteinchen auch die Ausstellung, die Josef Eisenbeis mit seinem Team organisierte.

"Diese Ausstellung verdient einen besonderen Dank und Applaus", sagt Wark. Gerade in der gegenwärtigen Zeit wühle die Vergangenheit sehr auf. "Man kommt drüber hinweg", fügte er leise hinzu. Tatsächlich ermunterte er seinen Sportkameraden Eisenbeis dazu, das Thema anzupacken: "Wenn ihr so etwas machen wollt, dann müsst ihr das bald machen", betonte er damals in Anbetracht des fortgeschrittenen Alters der Geflüchteten.