Peter Mayer (links) und Jakob Eichinger gehören dem "Barber Angels Brotherhood" an. Foto: cbs Foto: Lahrer Zeitung

Aktion: Peter Mayer schneidet Obdachlosen die Haare / Mitglied im "Barber Angels Brotherhood"

Der Friesenheimer Friseur Peter Mayer ist Gründungsmitglied des jungen Vereins "Barber Angels Brotherhood". Gemeinsam haben die darin vertretenen Friseure in München Obdachlosen die Haare geschnitten.

Friesenheim. "Jeder Mensch hat es verdient, dass man ihn nicht vergisst", sagt Friseurmeister Mayer im Gespräch mit der "Lahrer Zeitung" zu der Aktion in München. Vielen Menschen hat er in seinen mehr als 35 Berufsjahren die Haare geschnitten. Aber noch nie hat er seinen Friseursalon mehr oder weniger in ein Obdachlosenheim gebracht. Seit Ende November 2016 ist er Gründungsmitglied des Vereins "Barber Angels Brotherhood". Dieser Verein, dem sich vor allem Friseure angeschlossen haben, hat es sich zur Aufgabe gemacht zu helfen.

Den Startschuss für aktives Helfen gab das Haareschneiden bei der Heilsarmee und im Obdachlosenheim in München. Ursprünglich wollten die Friseure in der U-Bahn-Station Marienplatz Haare schneiden. Weil es viel zu kalt war und die meisten Männer sich in der Bahnhofsmission aufhielten oder im Obdachlosenheim Unterschlupf gefunden hatten, teilten sich die acht Friseure auf.

Mayer erzählt von bewegenden und emotionalen Momenten: "Erschütternd ist die Leere und die Hoffnungslosigkeit, die uns entgegen schreit." Im Team dabei war auch sein Geselle Jakob Eichinger. Nahezu sprachlos zeigte sich der 18-Jährige darüber, dass sich bereits junge Männer in seinem Alter im Kreis der Obdachlosen bewegten. Die Wohnsitzlosen zeigten sich zunächst verschlossen, so Mayer. Aber die Friseure gingen offen ans Werk und die anfängliche Skepsis der Bewohner wich mit der Zeit. Unter den Männern waren Bewohner, die zuletzt vor vielen Jahren beim Friseur waren. Das Bild blieb einheitlich: Lange zottige Haare, wild gewachsene Bärte – die Männer hätten verloren gewirkt, erinnern sich die beiden Friesenheimer an die Aktion. Viel hätten sie nicht von sich preisgegeben. "Unvergesslich bleibt für mich das Strahlen, als die Männer sich nach dem Kurzhaarschnitt wohl zum ersten Mal wieder erkannten", erzählt Mayer.

Jeder hat Würde und Respekt verdient

"Weiter runter als in die Obdachlosigkeit geht es nicht", fügt er an. Niemand kenne die Hintergründe, die Menschen an den Rand der Gesellschaft dränge. Aber jeder habe es verdient, dass man ihm mit Würde und Respekt begegne, so Mayer. Dazu brauche es manchmal nur einen Haarschnitt, ein paar persönliche Worte oder eine stille Umarmung. "Nie dürfen wir vergessen, dass auch unser momentanes Glück durch Schicksalsschläge ganz schön schnell auf Abwege geraten könnte", sagt Mayer.