Martin Moldenauer liest als Martin Luther zum Thema Gerechtigkeit. Foto: Bohnert-Seidel

Fiktiver Briefwechsel zwischen Luther und Papst

Friesenheim (cbs). "500 Jahre Trennung sind genug", mit diesem kernigen Statement hat Fritz Meyer gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde zu den Thementagen eingeladen. Im Zentrum der Treffen steht das Buch "Lieber Martin Luther. Lieber Papst Franziskus – ein Briefwechsel" von Hermann-Josef Frisch. Die fiktiven Briefe zwischen dem Reformator Martin Luther und Papst Franziskus stellen sich den Fragen der Kirche und des christlichen Glaubens.

Eröffnet wurde der Abend mit dem Brief "Ich wage zu schreiben". Vorgelesen wurde von Pfarrer Rainer Janus (als Martin Luther) und Diakon Werner Kohler (als Papst Franziskus). Im zweiten Teil war das zentrale Thema Gottes Gerechtigkeit, gelesen von Martin Moldenhauer (als Martin Luther) und Bernhard Gißler (als Papst Franziskus).

Die Idee zum Themenabend mit dem Briefwechsel hatte Fritz Meyer aus Schuttern. Vor einem Jahr habe er das Buch entdeckt, gelesen und gewusst, das wäre ein guter Beitrag im Reformationsjahr, aber auch zur Ökumene. Umgehend sagten Pfarrer Steffen Jelic und Pfarrer Rainer Janus zu und nur wenige Tage darauf standen die Termine fest.

"Der Briefwechsel passt sehr gut in das Reformationsjahr", erklärte Pfarrer Janus. Die ersten beiden Briefe offenbarten die gemeinsame Basis beider Konfessionen, so Janus. "Wir haben einen Gott und einen Jesus Christus, eine heilige Schrift und eine Taufe. Von beiden Konfessionen ist diese Gemeinsamkeit bejaht, weshalb wir uns nicht als Feinde begegnen müssen." Mehr als 90 Prozent des Glaubens seien vollkommen identisch. Wenn beide Konfessionen immer davon ausgingen, was trenne, finde keine Gemeinsamkeit statt. In der Gemeinschaft gelte es anzusetzen, um zu verstehen und die Fremdheit abzubauen. Folglich sei es die Aufgabe der heutigen Generation, diese Fremdheit, die sich in den vergangenen 450 Jahren entwickelt habe, abzubauen. Seit 50 Jahren gelinge dies nach und nach durch praktizierte Ökumene.

Zum Thema Gerechtigkeit seien die Perspektiven beider Konfessionen unterschiedlich. Bei den Evangelen gehe es darum, "wie die Gerechtigkeit zu uns komme. Gerechtigkeit erfahren Evangelen dadurch, dass Christus am Kreuz gestorben ist. Gerechtigkeit ist die Gnade Gottes", erklärte Janus. Papst Franziskus sagt Gerechtigkeit komme über aktive Nächstenliebe, indem Glaube in der Welt wachse und gelebt werde. "Unterschiedliche Perspektiven, aber eigentlich wollen beide dasselbe." Den Abend mit rund 50 Besuchern beendete Pfarrer Janus mit Martin Luthers Abendsegen.

Weitere Lesungs-Termine sind Mittwoch, 5. Juli, ab 19.30 Uhr, im Pfarrsaal Oberschopfheim und Dienstag, 11. Juli, ab 19.30 Uhr im Pfarrheim Schuttern.