Die Hauptwege auf dem Friesenheimer Friedhof sollen bis Weihnachten gepflastert sein. Foto: Bohnert-Seidel

Neue gepflasterte Wege könnten das Aus für jahrzehntealte Familiengräber bedeuten

Das Friedhofskonzept für den Kernort Friesenheim ist kurzfristig auf die Tagesordnung des Gemeinderats genommen worden. Landschaftsplaner Mario Kappis stellte es am Montagabend nochmals genauer vor.

Friesenheim. In den kommenden Wochen soll mit der barrierefreien Umsetzung einer Neukonzeption für den Friesenheimer Friedhof begonnen werden. Die Umgestaltung umfasst die Einrichtung neuer Parkplätze sowie eine neue Verwendung von gut begehbaren Pflastersteinen für den bestehenden Fuß- und Radweg entlang der Westseite. Hinzu kommt die Pflasterung der Hauptwege auf dem Friedhof.

Eigentlich war sich der Gemeinderat bereits in der Sitzung vom 24. Juli einig, dass künftig keine Tiefenbestattungen, mit Ausnahme von Urnenbestattungen, entlang der neu geplanten gepflasterten Hauptwege vorgenommen werden dürfen. Diese Entscheidung hatte im Ort vereinzelt zu Verunsicherungen und auch zu Enttäuschungen geführt. Aus diesem Grund hat Bürgermeister Erik Weide das Thema nochmals in den Gemeinderat gebracht.

Kappis erläuterte die Planung für die kommenden Jahre. Kurzfristig werde der Plan für einen barrierefreien Zugang erfüllt. Dieser sieht nicht nur eine Rampe für den Zugang zur Friedhofskapelle vor, sondern auch die Pflasterung von drei Hauptwegen. Aufreger im Ort war die damit verbundene veränderte Bestattungsform entlang dieser Wege.

Gremium vertagt Entscheidung

I nfolge zu erwartender Absenkungen sollten entlang der gepflasterten Wege keine Erdbestattungen im Tiefengrab mehr möglich sein. Langfristig hätte dies das Ende des ein oder anderen Familiengrabs zur Folge. In sieben Fällen wurden aufgrund des Beschlusses sogar schon Familiengräber abgeräumt, erklärte Weide, der in der Neukonzeptionierung des Friedhofs ein reines Verwaltungshandeln erkenne. Der Unmut in der Bevölkerung ließ ihn aber aufhorchen, weshalb er es wieder im Gemeinderat thematisierte.

Peter Zimmermann (FW) empfahl dringend das Gespräch mit den betroffenen Familien. Markus Rottler (SPD) schlug die Befestigung der Bordsteine mit Eisen vor. Selbst bei einer Verstärkung könnten Tiefengräber in zwei Metern absacken und einen Teil des Weges mitnehmen, erklärte Kappis. Langfristig gingen ohnehin Tiefengräber zurück und eine Neuausrichtung des Friedhofs sei von allen Beteiligten gewünscht gewesen.

Der Friedhof dürfe nicht nüchtern abgehandelt werden, mahnte Julius Haas (CDU). Vielmehr müsste mit äußerster Sorgfalt und Emotion dem Thema begegnet werden. Friesenheim sei nicht mit anderen Ortsteilen oder Gemeinden zu vergleichen. Die Tradition des Familiengrabs wird in Friesenheim nach wie vor gepflegt, betonte Christian Erb (FW). Diesem Wunsch aus der Bevölkerung müsse Rechnung getragen werden.

Eine endgültige Entscheidung über die Belegung von Tiefengräbern entlang der Hauptwege wurde auf die nächste Sitzung am 9. Oktober vertagt. Jetzt wird erst einmal mit dem Ausbau der Parkplätze begonnen. Bis Weihnachten soll die Maßnahme auf dem Friedhof fertiggestellt sein.

INFO

Das kostet es

Für die Maßnahmen auf dem Friedhof stehen der Gemeinde Friesenheim 373000 Euro Haushaltsmittel zur Verfügung. 303000 Euro kommen aus Zuschüssen über das Regierungspräsidium Freiburg und sind Teil eines Zukunftsinvestitionsprogramms im Sinne einer Ausrichtung auf einen barrierefreien Zugang zum Friedhofsgelände.