Wenn es nach dem Willen des Ortschaftsrats geht, könnte ins Hauptgebäude des Klosters (links) die Ortsverwaltung einziehen. Die Nebengebäude sollen für 30 Flüchtlinge hergerichtet werden. Die Kaufverhandlungen sind noch im Gang. Foto: Bohnert-Seidel

Nebengebäude sind für Anschlussunterbringung vorgesehen / Gemeinde will Anlage kaufen

Die Nebengebäude des ehemaligen Klosters in Heiligenzell sollen als Anschlussunterbringung für 30 Flüchtlinge genutzt werden. Auf einen Neubau wollen Ortschaftsrat und Gemeinde zugunsten des Kaufs der Klosteranlage verzichten.

Heiligenzell. Wenn der Gemeinde Friesenheim im Laufe dieses Jahres 123 Flüchtlinge zur Anschlussunterbringung zugewiesen werden, wird der Wohnraum knapp. Mittlerweile leben 20 Menschen in gemeindeeigenen Wohnhäusern, weitere 51 werden bis Ende Mai erwartet. "Jetzt wird es langsam eng", sagte Bürgermeister Erik Weide am Mittwochabend bei der Sitzung des Ortschaftsrats. Wichtig seien schnelle und unkomplizierte Lösungen.

Eine solche bahnt sich nun in Heiligenzell an. Im ehemaligen Pfarrhaus ist bereits Platz für zwölf Flüchtlinge geschaffen worden. Weitere 30 Menschen sind als Bewohner der Nebengebäude östlich des Hauptgebäudes der Klosteranlage in Heiligenzell vorgesehen. Die Belegung des Hauptgebäudes selbst wird – Stand heute – abgelehnt, darin war sich der Ortschaftsrat einig. Ratsmitglied Patrick Jox wollte noch weitergehen und die Belegung des Hauptgebäudes generell ablehnen.

Bürgermeister Weide sprach sich dafür aus, eine Überbelegung in Heiligenzell zu vermeiden. Sollte jedoch kurzfristig Wohnraum fehlen, sei die Belegung des Hauptgebäudes einer weiteren Anmietung des Gebäudes N 40 vorzuziehen. Angestrebt werde eine humane Belegung der Anlage. Dass auf eine gute Durchmischung der familiären Strukturen geachtet werde, sei auch im Interesse der Gemeinde.

"Es wäre fatal das Kloster jetzt ad hoc vollzuknallen", betonte Ortsvorsteher Gerold Eichhorn. Aktuell strebt die Gemeinde den Kauf des Klosters an, da kein gemeindeeigenes Grundstück für einen Neubau von sozialem Wohnraum vorhanden ist. Das für einen Neubau eingeplante Kapital soll jetzt zum Kauf des Klosters eingesetzt werden, so will es auch der Ortschaftsrat. Um den ideellen und historischen Wert des Hauptgebäudes zu erhalten, sei es sinnvoll, die Ortsverwaltung ins Erdgeschoss des Gebäudes zu verlegen. Die räumliche Nähe zu den Bewohnern der Nebengebäude erlaube direkte Begleitung und Integration.

Der Platz an der Grundschule sei für einen Neubau wenig sinnvoll, die Nähe zur Grundschule solle ausgeklammert werden, so Eichhorn. Das Gelände im Schlösslegarten sei ebenfalls ein sensibles Baugebiet im Umfeld historischer Denkmäler. Außerdem wäre eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich, die sich über mehrere Jahre hinziehen würde. Die Suche nach privatem Wohnraum sei leider erfolglos geblieben, berichtete Eichhorn.

Einzige Option bleibe, die Klostergebäude vorläufig zu mieten und die Anlage mit dem dazugehörigen Gelände, das den Klostergarten bis zur Mauer an der Oberweierer Straße umfasst, zu kaufen.

Derzeit bemühen sich mit der Gemeinde Friesenheim drei Interessenten um den Kauf der Klosteranlage. Dass die Gemeinde ein Vorkaufsrecht habe, hatte Generaloberin Schwester Michaela bereits im Jahr 2014 nach der Schließung des Feierabendhauses signalisiert. Die Verhandlungen schritten voran, so Weide.

Die gut 25 Heiligenzeller, die zur Sitzung gekommen waren, zeigten sich zufrieden mit der Entwicklung. Eichhorn warb um ehrenamtliche Unterstützung vonseiten der Bevölkerung für die zu erwartenden Menschen.