Bestandsaufnahme im Weinberg (von links): Marc Eble, Weinbautechniker in Ausbildung, Kellermeister Herbert Agradetti von der Ortenauer Weinkellerei und Richard Kopf, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Friesenheim Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Herbstversammlung: Hohe Temperaturen halten Kirschessigfliege im Zaum / Bis zu zehn Prozent Ernteverlust

Mit Kennerblick hat Kellermeister Herbert Agradetti den Reifegrad des Traubenbestandes im Weinberg gemessen. Bevor die Winzer zur Weinlese kommen, haben sie sich zur allgemeinen Herbstversammlung getroffen.

Friesenheim. In diesem Jahr hat sich Agradetti wieder einmal zur Begeisterung hinreißen lassen: "Der Herrgott muss ein Winzer sein", so der Kellermeister gegenüber dieser Zeitung. Gemessen an den großen Turbulenzen, Zitterpartien um den optimalen Zeitpunkt für den Pflanzenschutz und die Zurückhaltung der allgemein befürchteten Kirschessigfliegenplage dürften die Winzer mehr als zufrieden sein.

In Augenschein nahm Agradetti die Sorte Dunkelfelder. Aufgrund ihrer geschmacklichen Neutralität werde diese Sorte gern als Färberwein für alle Rotweinsorten herangezogen. Im Gewann am Lahrer Kreuz machte sich jedoch auch ein Schaden von fünf bis zehn Prozent Ernteverlust infolge von Sonnenbrand bemerkbar. Stehende Hitze bei 35 Grad ließen einzelne Sorten regelrecht am Stock verbrennen.

Die lange anhaltend gute Wetterlage ließe die geschädigten Beeren eintrocknen, weshalb mit keiner Fäulnis zu rechnen sei, erklärte Winzerchef Richard Kopf. Leider entpuppte sich die Kirschessigfliege als Plage. Obwohl die hohen Temperaturen die Kirschessigfliege im Zaum gehalten hätten, bilde die Hitze keine Garantie. Jeder einzelne Winzer müsse seine Messbehälter im Weinberg selbst kontrollieren und bei Bedarf gegen den Plagegeist vorgehen.

Zwischen 75 und 80 Grad Öchsle wurden gemessen. Die Öchslegrade werden in diesem Jahr nicht ganz so stark, wie im vergangenen Jahr, bei dem Jahrtausendwein explodieren, dafür erwartet Agradetti spritzige Weine.

Der Kellermeister freute sich über den optimalen Zustand der einzelnen Rebstöcke. Erster Lesetag für die Sorte Dunkelfelder sowie Müller Thurgau werde wohl der heutige Mittwoch, 21. September, sein. Jeder Tag in der Sonne stärke den Reifegrad, aber auch die Gefahr an Botrytis, einer Art Fäulnis, zu erkranken.

In diesem Jahr gelte es besonders die hohen Kosten für den Pflanzenschutz mit einer guten Ertragslage zu kompensieren. Allen Unkenrufen zum Trotz – mit dem schlechten Start und mit der Gefahr von Wachstums- und Ernteverlusten aufgrund von Falschem Mehltau – dürften sich die Winzer auf einen guten Weinjahrgang 2016 freuen. "Der Ertrag müsste an das vergangene Jahr herankommen", so Kopf. Insofern habe der Herrgott ein Einsehen mit den Mönchen, die ansonsten um die gute Qualität ihres Messweins fürchten müssen, meinte Kopf launig.