Überzeugt vom Konzept der offenen Ganztagsschule: Schulleiter Hans Lögler und Konrektorin Angelika Philipzen Foto: cbs

Friesenheimer Rektoren sprechen über Vorzüge, Verbesserungsbedarf und Zukunftsaussichten

Friesenheim. Derzeit wird darüber debattiert, in welcher Form die Ganztagsschule an der Friesenheimer Grundschule eingeführt werden soll. Seit drei Jahren läuft bereits an der Werkreal- und Realschule erfolgreich das Modell der offenen Ganztagsschule (GTS). Schulleiter Hans Lögler und Konrektorin Angelika Philipzen bereuen den Schritt nicht, wie sie im Gespräch verraten – im Gegenteil.

Seit wann genau gibt es in Friesenheim die Ganztagsschule?

Lögler: Wir sind jetzt im dritten Jahr. Begonnen haben wir zum Schuljahr 2014/15. Die Antragsstellung lief schon lange vorher und hing zusammen mit den schon geplanten Baumaßnahmen. Im Hinblick auf die Ganztagsschule wurde der Bau der Mensa mit Bewegungsraum und Lernräumen initiiert.

Wie waren die Reaktionen der Eltern im Vorfeld?

Lögler: Die Eltern waren eigentlich die Impulsgeber. In der Schülerbetreuung hatten wir stetig wachsende Nachfragen. Dort wurde vor allem in der Mittagszeit langsam die räumliche Situation zu eng.

Hat sich die Sicht der Eltern zwischenzeitlich noch stärker verändert?

Philipzen: Auf jeden Fall! Das zeigen die Anmeldungen. Für das kommende Schuljahr liegen uns 50 Prozent Anmeldungen in der Ganztagsschule vor. In der Realschule sind bisher alle GTS-Schüler pro Jahrgang in einer Klasse zusammengeführt. Wir praktizieren eine Rhythmisierung des Stundenplans. Das heißt: Konzentration und Entspannung sollen sich ausgleichen. Morgens werden beispielsweise in der ersten Stunde in der sogenannte "Lernzeit" die Hausaufgaben erledigt, es folgen Unterrichtsfächer gemäß der Stundentafel und im Nachmittag liegen Fächer wie Sport, Bildende Kunst oder Musik. Es findet eine gute Verteilung statt. Das kommt bei den Eltern und Schülern gut an.

Welche Schüler besuchen die Ganztagsschule?

Lögler: Ich denke schon, dass der Schwerpunkt bei solchen mit berufstätigen Eltern liegt. In der Werkrealschule haben wir in den Klassenstufen 5 bis 7 Ganztags- und Halbtagskinder gemeinsam in einer Klasse. Das heißt, ein Teil der Klasse bleibt auch am Nachmittag in der Schule.

Haben sich Ihre Prognosen für ein stetes Wachstum an der Ganztagsschule erfüllt?

Philipzen: Ja, wir sind in drei Jahren stetig gestiegen. An der Werkrealschule besuchen 13 von 18 Kindern die offene Variante und an der Realschule sind es 43 von 82 Schülern, die sich für die Ganztagsschule entschieden haben.

Wie haben Sie sich als Schule in diese Richtung entwickelt?

Philipzen: Durch stetiges Ausprobieren. Natürlich sind wir nicht mit dem idealen Stundenplan gestartet. Bereits im zweiten Halbjahr haben wir ihn umgestellt, um besser auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Lögler: Die Optimierung des Konzepts zur Ganztagsschule ist ein Prozess in enger Kooperation mit der Schülerbetreuung.

Über wie viele Stunden, die die Schüler an der Schule verbringen, sprechen wir?

Philipzen: Wir haben drei Pflichtnachmittage mit drei Mal 7,5 Stunden. Pflicht ist der Montag, Dienstag und Donnerstag. Zum Angebot steht auch der Mittwochnachmittag, den jedoch weniger Kinder in Anspruch nehmen.

Sind Kinder aus der Ganztagsschule erschöpfter als jene, die nach dem Unterricht nach Hause gehen?

Philipzen: Ich denke schon, dass es Kinder gibt, die erschöpft sind. Lögler: Aber es gibt auch Kinder, die schon nach der sechsten Stunde erschöpft sind. Philipzen: Und es gibt Kinder, denen es unglaublich gut tut, hier an der Schule feste Strukturen und Aufmerksamkeit zu erfahren.

Wie schaffen Sie Ruhepole an der Schule?

Lögler: Indem wir noch mehr räumliche Ruhebereiche schaffen und durch individuellere Angebote die Situation entzerren. Der große Unterschied zur Halbtagsschule sind die Lernzeiten, in denen die Kinder hier ihre Hausaufgaben erledigen.

Wo sehen Sie die Ganztagsschule in der Zukunft?

Philipzen: Ich glaube, so wie sich in den Kitas Betreuungszeiten verlängert haben, wird sich der Bedarf auf die Schulen übertragen. Somit wird der Bedarf an Ganztagsschulen sicher weiter steigen. Lögler: Um das zu erkennen, muss man kein Hellseher sein. Darum warten wir jetzt schon mit Sehnsucht auf den Ausbau unseres Untergeschosses. Die Fragen stellte Christine Bohnert-Seidel.

INFO

Info-Abend

Die Gemeinde lädt auf Montag, 29. Mai, ab 19.30 Uhr zu einem Info-Abend zur Ganztagsschule in die Aula der Werkreal- und Realschule ein. Knapp zwei Drittel der Grundschüler in Friesenheim werden ganztags betreut, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, werde ein neues Grundschulkonzept entwickelt. Eine Variante: die Ganztagsgrundschule. Diese könne in der gebundenen oder in der Wahlform organisiert werden. Die Infoveranstaltung soll Unterschiede der Formen erläutern und Fragen zum Thema beantworten. Außerdem soll der Fragebogen für die Anfang Juni 2017 stattfindende Elternbefragung vorgestellt werden.