Die Redner des Abends (von links): Thomas Seitz, Bundestagskandidat im Wahlkreis Emmendingen-Lahr, Bundessprecher Jörg Meu­then, Taras Maygutiak, Kandidat in Offenburg, und Martin Renner, Landessprecher in Nordrhein-Westfalen Foto: Ruppert

Kreisverband gibt in der Sternenberghalle in Friesenheim den Startschuss für Wahlkampf

Mehr Polizisten als Gegendemonstranten haben den Wahlkampfauftakt der AfD für die Bundestags-Wahlkreise Emmendingen-Lahr und Offenburg begleitet. Inhaltlich bot die Veranstaltung in der nicht komplett gefüllten Sternenberghalle wenig Neues.

Friesenheim. Mit vier Rednern, einer davon Bundessprecher Jörg Meuthen, hat der AfD-Kreisverband Ortenau seine Anhänger auf die anstehende Bundestagswahl eingestimmt. Einer Handvoll Demonstranten vor der Halle standen mehrere Einsatzwagen der Polizei samt Besatzung gegenüber – Szenen wie beim Bundesparteitag in Köln, als Gegner der Partei die Mitglieder teilweise drangsalierten, spielten sich in Friesenheim nicht ab.

Nach einleitenden Worten des Kreisverband-Sprechers Thomas Kinzinger und der Moderatorin des Abends, Christiane Christen, erklomm Thomas Seitz das Podium. Der Staatsanwalt, der für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr in den Bundestag einziehen will, wird dem völkischen Parteiflügel um Björn Höcke zugerechnet. Gleich zu Beginn ging er auf eine Äußerung ein, die ihm in der Vergangenheit viel Kritik eingebracht hatte: Er hatte SPD, Grüne und Linke als "linke Verräterbande" bezeichnet. Diese Äußerung sei in der Zeit einer "heißen Wut" in der er sich ab Sommer 2015 befunden habe, geschehen.

Heute würde er "weniger brachial im Ton" vorgehen, sei doch der Zorn jener Tage einer "abgrundtiefen Verachtung für die Altparteien" gewichen. Ein schweres Versäumnis sei zudem, dass er seinerzeit die Unionsparteien nicht mit eingeschlossen hätte. Mit dieser "abgrundtiefen Verachtung" gab Seitz quasi das Motto des Abends vor. Auch die folgenden Redner Taras Maygutiak (Kandidat in Offenburg) und Parteimitgründer Martin Renner schlugen in die gleiche Kerbe. Quintessenz: Die aktuell im Bundestag vertretenen Parteien ruinieren das Land und seien alle links. Es wurde munter verbal auf die mal als "Kartellparteien", mal als "sogenannte Elite" bezeichneten politischen Gegner eingedroschen.

EU soll sich auf wenige Aufgaben bschränken

Das Publikum quittierte auch derbe Ausfälle Renners mit Beifall, der erklärte, "wie dumm Merkel ist", und von "kriechenden Journalisten" redete. Renner, der von Christen als einer der Vordenker der Partei angekündigt wurde, zog ganz groß auf und sprach von einem gesellschaftlichen Problem, weil zu viele Menschen dem linken Mainstream angehörten. Zu seinen markanten Sprüchen gehört auch: "Multikulti ist nicht bunt, sondern burka-schwarz". Zudem bezeichnete er Trump als die AfD der USA. Renner überzeugte das Publikum mit seinen Attacken auf alle die, die nicht seiner Meinung sind und erntete von den stehenden Zuhörern langen Applaus.

Nach zwei Stunden betrat dann der Mann die Bühne, wegen dem wohl die meisten Besucher gekommen waren. Inzwischen hatte sich der Saal auch weiter gefüllt: War anfänglich von den 350 Plätzen eine ganze Reihe leer geblieben, war die Halle nun gut besucht, wenn auch nicht voll.

Wie bei seinen Vorrednern stand vor allem die Attacke auf die politischen Mitbewerber im Vordergrund, aber auch Meuthen griff die bekannten AfD-Themen auf. Man sei nicht gegen die EU, so Meuthen, allerdings solle sich diese auf die übernationalen Aufgaben und eine Freihandelszone beschränken. Ziel der "vermeintlichen Elite" sei, dass Deutschland in einem europäischen Staat aufgehe.

Nach der Wahl sei "Schluss mit lustig"

Im Festhalten an Willkommenskultur für Flüchtlinge sieht Meuthen große Gefahren für Deutschland. Diese liege weniger in der Liebe des Fremden begründet als vielmehr im Hass des Eigenen. Das können nur zur Abschaffung "unserer Kultur" führen. Er warnte sogar vor der Errichtung eines Kalifats.

"Der Islam gehört nicht zu Deutschland", sagte der Bundessprecher. Integrierte Menschen mit muslimischem Hintergrund, die die Gesetze achteten, gehörten allerdings dazu: "Der politische Islam, und der Islam ist politisch, hat keinen Platz hier", so Meuthen weiter.

In der Ortenau sei die Welt noch in Ordnung, aber es gebe in Deutschland auch andere Orte, an denen sich Frauen abends nicht mehr vor die Tür trauten. Das müsse sich ändern. Natürlich habe es auch schon früher Kriminalität in Deutschland gegeben – Meuthen sprach dabei von "Spitzbuben" –, das Problem habe sich jedoch durch die Flüchtlinge massiv verstärkt. Zwar seien Kriminelle auch bei den Flüchtlingen eine Minderheit, ihr Anteil sei aber größer als bei den Einheimischen.

Zum Schluss kündigte Meuthen noch an, dass ab dem 24. September, dem Tag der Bundestagswahl, "Schluss mit lustig" sei. Dann werde es wieder eine knallharte Opposition geben. Es werde ungemütlich im Parlament.