Lothar Füner (von links) und Miriam Pfundstein begutachten gemeinsam mit Mitgliedern der Obst- und Gartenbauvereine des südlichen Bezirks die Schäden an den Johannisbeeren auf einer Obstplantage. Foto: Bohnert-Seidel

Obstbauern in Friesenheim trifft der Frost schwer / Wirtschaftlicher Schaden noch unklar

Gemeinsam mit Anbauberaterin Miriam Pfundstein haben sich Obstbauern in Friesenheim eine Plantage angesehen. Das Fazit fällt aufgrund der Frostschäden verheerend aus.

Friesenheim. In Friesenheim gehört es seit vielen Jahren zur Tradition, dass die Obst- und Gartenbauvereine im Südbezirk mit einer Plantagenbegehung gemeinsam ins neue Obstjahr starten. Da wird viel gefachsimpelt und vor allem immer wieder die Vegetation mit fachmännischem Blick und ausreichend Informationshintergrund und Fachwissen von Anbauberaterin Miriam Pfundstein ins Visier genommen. In diesem Jahr brachte eher ein trauriger Anlass die Obstbaumbesitzer zusammen. Es stellte sich grundsätzlich die Frage, ob sich eine Ernte überhaupt noch lohnen wird.

"Wir müssen mit 80 Prozent Verlust an Obst rechnen", erklärte Lothar Füner,Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Friesenheim. Jetzt gelte nur noch die Devise "retten, was noch zu retten ist". Der eigentliche wirtschaftliche Schaden werde sich erst noch entwickeln. Viele Nussbäume sähen aus wie angezündet. Die Nüsse faulten an den Ästen.

Auch die Kirschenernte dürfte in diesem Jahr so gut wie komplett ausfallen. "Es sieht nicht gut aus", so Füner. Trotzdem gebe es einige Früchte, die den Frost überstanden hätten. Das sei aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Wir wissen nicht, was noch schwarz von den Bäumen fallen wird." Besser wäre die Lage bei den Zwetschgen. Die waren befruchtet, aber die Blütenblätter noch nicht komplett abgefallen. Diese stülpten sich einem Schutzmantel gleich über den Fruchtansatz.

Sämtliche Reserven sind bereits aufgebraucht

Auch ein Teil der Pfirsiche dürfte den Frost überstanden haben. Insgesamt sei der Schaden abhängig von Lage und Sorte. "Leider müssen wir noch in den sauren Apfel beißen und ein oder zwei Pflanzenschutzmaßnahmen durchziehen", so Füner. Der Regen fördere die Schorfbildung, weshalb Schutzmaßnahmen angebracht wären, erklärte Pfundstein.

Wie viele der jungen Äpfelstände, die bereits sichtbar sind, sich noch entwickeln, werde sich in zwei Wochen zeigen. Ein Schaden von nahezu 80 Prozent ließe sich durch nichts kompensieren. "Eigentlich stehen wir noch am Anfang der gesamten Entwicklung", so Füner. Sämtliche Reserven, für Feuchtigkeit Pilzbefall oder Hagel mit dem in den kommenden Wochen noch zu rechnen wäre, seien aufgebraucht. "Alle Asse sind gezogen. Jetzt darf nichts mehr passieren", sagte Füner.

Schlimmste Frostschäden seit 26 Jahren

Ob sich eine Ernte überhaupt noch wirtschaftlich rechnet, sei die große Frage. Bei zehn bis 15 Prozent Normalertrag am Baum lohne sich der Aufwand kaum. Ob fünf oder 100 Kilo am Baum geerntet werden, ist es nämlich der gleiche Arbeitsaufwand. Dünger sei längst ausgebracht, die Bäume geschnitten, Pflanzenschutz sei auch schon betrieben worden.

Aufgrund der trockenen Wetterverhältnisse habe sich der finanzielle Aufwand bislang in Grenzen gehalten. Wenn jetzt noch fünf Kilo Früchte am Baum geerntet werden könnten, ließen sich diese nicht mit Gold aufwiegen, so Füner. Der Schaden sei vergleichbar dem Frostereignis aus dem Jahr 1991.